Offb 2,9
W.Nee
Ich weiß deine Trübsal und deine Armut - du bist aber reich.
Offenbarung 2,9
Blicken wir um uns, dann müssen wir bei sehr vielen Christen
einen betrüblichen Mangel an geistlicher Erfahrung
feststellen. In ihrem Leben gibt es so wenig, das auf
»Fülle« deutet. Was sie haben, reicht kaum für sie selber,
viel weniger, um anderen etwas abzugeben. Warum sind sie so
arm? Kommt es nicht daher, daß sie nicht wissen, wohin die
Zucht des Heiligen Geistes sie führen soll? »Durch die
Bedrängnis hast du mich zunehmen lassen«, sagt der Psalmist
(Psalm 4,1). Der Zweck der Armut im Irdischen ist das
Reichwerden im Ewigen. Gott hat nie gewollt, daß Beschwernis
und Armut vergeblich seien. Alle Einengung soll zur
Ausweitung führen, alle Armut zur Bereicherung. Gottes Ziel
für sein Volk ist weder ständige Bedrängnis noch ständige
Armut. Sie sind nicht Selbstzweck, sondern Mittel zu Gottes
Zweck. Einengung ist der Weg zur Weite; Armut ist der Weg
zum Reichtum.
W.MacDonald
»Ich kenne deine Drangsal und deine Armut.« Offenbarung 2,9
Siebenmal sagt der Herr Jesus in Seinen Sendschreiben an die
Gemeinden in Asien: »Ich kenne« , und normalerweise werden
diese Worte in einem wohlmeinenden Sinn gebraucht. »Ich
kenne deine Werke... deine Mühen... deine Geduld... deine
Drangsal... deine Armut... deine Liebe... deinen Glauben.«
In diesen Worten liegt ein unendlicher Trost, Mitgefühl und
Ermutigung für das Volk Gottes.
Lehman Strauss weist in diesem Zusammenhang auf folgendes
hin: »Jesus verwendete hier nicht das Wort 'ginoske', das
auch häufig 'kennen' bedeutet im Sinne von 'erkennen, durch
Dazulernen erfahren'. Er benutzte vielmehr den Ausdruck
,oida', das bedeutet 'die Fülle des Wissens haben, etwas
vollkommen kennen, nicht nur aus Beobachtung, sondern aus
Erfahrung'. Obwohl die Welt die leidenden Heiligen nicht
kennt und sie sogar haßt, sind sie dem Herrn doch bekannt und
von Ihm geliebt. Jesus Christus kennt Verfolgung und Armut
aus eigener Erfahrung. Er weiß wohl, wie die Welt die
Christen ansieht. So mancher müde, von Versuchungen geplagte
und betrübte Heilige ist schon von diesen zwei Worten
gestärkt und ermutigt worden: 'Ich kenne...' Diese Worte aus
dem Mund unseres Heilandes berühren unsere Nöte mit dem
Lächeln Gottes und machen, 'daß die Leiden dieser Welt nicht
ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit,
die an uns geoffenbart werden soll'« (s. Römer 8,18).
Es sind Worte des Mitgefühls. Unser großer Hohepriester
weiß, was wir durchmachen müssen, weil Er es selbst auch
durchgemacht hat. Er ist der Mann der Schmerzen, der mit
Sorgen und Kummer wohl vertraut ist. Auch Er hat gelitten
und ist versucht worden.
Es sind Worte der Anteilnahme. Als das Haupt des Leibes
teilt Jesus mit Seinen Gliedern die Versuchungen und
Verfolgungen. An jedem Schlag, der uns das Herz zerreißen
will, nimmt der Mann der Schmerzen Anteil. Er weiß nicht nur
gedanklich, was wir erleben müssen; Er kennt es so, als ob
Er es in diesem Moment wieder selbst erfahren würde. Er
empfindet mit.
Und es sind Worte der versprochenen Hilfe. Als unser Tröster
kommt Er an unsere Seite, um unsere Lasten mitzutragen und
uns die Tränen abzuwischen. Er ist da, um unsere Wunden zu
verbinden und unsere Feinde zu vertreiben.
Und schließlich sind es auch Worte des versprochenen Lohns.
Der Herr weiß alles, was wir tun und leiden, weil wir mit Ihm
eins sind. Er registriert sorgfältig jede Tat der Liebe, des
Gehorsams und der Geduld. Und eines Tages, vielleicht schon
bald, wird Er uns reichlich vergelten.
Wenn wir jetzt gerade durch ein finsteres Tal der Sorge und
des Leidens hindurchmüssen, dann hören wir, wie der Heiland
zu uns sagt: »Ich kenne es.« Wir sind nicht allein. Er ist
bei uns in diesem Tal, wird uns sicher hindurchbringen und
uns sicher an den ersehnten Ort unserer Bestimmung führen.