Offb 1,17
J.Kroeker
Vom Dienst in der Gemeinde.
"Und Er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte
dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der
Lebendige. Ich war tot, und siehe! Ich bin lebendig von
Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und
des Totenreiches. Schreibe nun ..." Offb. 1,17 f.
Vor Jahren hat die heimgegangene Dora Rappard der Gemeinde
Gottes das köstliche Andachtsbuch: "Sprich Du zu mir!"
geschenkt. Wie sollte dieser Titel das Gebet aller Knechte
und Mägde Gottes werden, die irgendeinen führenden Dienst
innerhalb der Kirche Christi haben! Denn nur insoweit zu uns
gesprochen wird, können auch wir sprechen. Der Inhalt der
einzelnen Sendschreiben wäre ein Geheimnis der Ewigkeit
geblieben und hätte nie mit seinem Lichte zur Orientierung
der Kirche Christi gedient, wenn der Geist nicht zu dem Engel
der einzelnen Gemeinden hätte sprechen können. Die Zeiten
sind zu ernst, die Gerichte zu hart, der Jammer des Volkes
ist zu groß, als dass wir uns mit religiösen Allgemeinheiten
abfinden könnten. Es genügt nicht, nur das Gewordene zu
pflegen, es gilt, Untergehendes zu retten, Irrendes zu
leiten, Gerichtetes aus dem Gericht zu führen! Das können
wir jedoch nur dann, wenn wir ein Evangelium in uns tragen,
das größer ist als die Schuld der Gegenwart, wenn wir uns von
einer Liebe beseelt wissen, die stärker ist als der Tod, wenn
wir uns von einer Kraft begnadet sehen, die durch ihr
Vertrauen die Welt überwindet. Wenn jemand im Blick auf den
ganzen Jammer der Gegenwart leidet, dann ist es der heilige
Geist, der zum Heile des Volkes sprechen möchte. Der aber
nicht sprechen kann, weil ihm der Engel der Gemeinde fehlt,
an den Er sich wenden kann.
Je mehr die Welt erfasst, dass unser herrschendes Christentum
und Christus nicht ein- und dasselbe sind, desto mehr öffnet
sie sich dem Geiste und der Botschaft dieses Christus. An
unserem allgemeinen Christentum ist sie irregeworden. Es hat
ihr Christus vielfach weit mehr verdunkelt als enthüllt. Es
hat viel mehr versprochen, als es gehalten hat. Und wird
sich die Kirche Christi nicht auf ihre göttliche Sendung und
auf ihr verdunkeltes Christusevangelium besinnen, dann wird
sie eines Tages mit Schrecken entdecken, dass man Christus
haben kann auch ohne Kirche. Das Volk will zurück zum Herrn
und nicht nur zum Tempel des Herrn. Es sehnt sich nach der
Herrlichkeit und Vollmacht des Christus und nicht nach der
Herrlichkeit und dem Kultus unserer Kirchen. Welch ein
Ringen der Kirchen und Gemeinschaften um die Seelen der
Menschheit! Alles wirbt, alles evangelisiert, aber wie oft
aus den egoistischsten Motiven der Selbsterhaltung heraus!
Uns fehlt das Evangelium ohne Nebengedanken, das allein
Christum treibt.