3Jo 1,9
A.Christlieb
Diotrephes will unter ihnen hochgehalten sein. 3. Joh.,
Vers 9
An Diotrephes kann man besonders deutlich sehen, ob ein
Mensch eine gottgeschenkte oder selbst angemaßte Macht
besitzt. An ihm erkennt man auf den ersten Blick, daß seine
Macht ungöttlich war. Der Grundzug seines Charakters tritt
hervor in dem Wort: ,,Er will unter ihnen hochgehalten sein."
Wörtlich: ,,Er liebt es, der erste zu sein." Nach diesem
biblischen Urteil war sein innerstes Streben, sich den ersten
Platz in der Gemeinde zu verschaffen, so daß selbst der
Apostel Johannes hinter ihm zurücktreten sollte. - Laßt uns
nie danach trachten, der erste zu sein! - Nachdenkliche
Christen mußten bei Diotrephes gleich stutzig werden wegen
der ,,bösen Worte, mit denen er über den Apostel plauderte"
(Vers 10). - Wie war es nur möglich, daß er sich an den
Jünger heranwagte, welcher der treuste und innigste Liebhaber
Jesu Christi gewesen und in der ganzen Gemeinde hochgeachtet
war? Nun, er hat es riskiert! Er stellte den eigenen
Klarblick, die eigene Begabung, den eigenen Eifer in das
hellste Licht. Er verstand es, das Wort zu handhaben. Er
konnte ,,plaudern", einschmeichelnd die Menschen für sich
gewinnen. - Bei seinen Auseinandersetzungen mit der Gemeinde
ging es vor allem um die Aufnahme oder Ablehnung der
Sendboten, die von Johannes geschickt wurden. Diotrephes
wagte zu sagen, der Apostel verliere mit dem Alter immer mehr
an Menschenkenntnis und Klarblick. Er, der Diotrephes,
vermöge die Geister viel schneller zu durchschauen. Er lasse
diese hergelaufenen Menschen in seiner Gemeinde nicht reden.
Sein eigener Dienst genüge vollständig. Ja, Diotrephes ging
noch einen Schritt weiter. Wenn ein Gemeindeglied die
Sendboten des Johannes aufnahm, stieß er sie einfach aus
der Gemeinde aus. - Wenn das Christi Lammesart sein soll,
wo sind dann die ,,Böcke" zu finden? - Gott schenke uns
demütige Herzen und freundliche Zungen, daß wir nie dem
Diotrephes ähnlich werden.
C.Eichhorn
Ein trauriges Beispiel von Ehrsucht
Diotrephes, der unter ihnen will hoch gehalten sein,
nimmt uns nicht an und plaudert wider uns mit bösen
Worten. 3. Joh. 9.10
In der kleinasiatischen Gemeinde gab es zwei Älteste. Den
einen beseelte selbstlose Liebe: Gajus. Er war ein Vorbild
und erhielt vom Apostel Johannes ein volles Lob. Den anderen
beherrschte grenzenlose Ichsucht: Diotrephes. Er war ein
ehrsüchtiger Mensch, er wollte der Erste sein und im
Mittelpunkt stehen. Leider hat in den Kreisen der Gläubigen
Diotrephes nicht wenige Nachfolger. Es sind jene
ehrsüchtigen Menschen, die den ersten Platz einnehmen wollen
und niemand neben sich dulden und aufkommen lassen möchten.
Selbst einen Apostel Johannes ließ dieser Diotrephes nicht
gelten. Er ließ sich von niemand dreinreden und plauderte
mit bösen Worten gegen den ehrwürdigen Apostel. Er
erdreistete sich, diesen Zeugen Jesu herunterzusetzen, ihn
zu kritisieren und allerlei Unschönes über ihn zu reden. Er
ging so weit in seiner Anmaßung und Herrschsucht, daß er
die Glieder der Gemeinde, welche die Lehren des Apostels
aufnehmen wollten, aus der Gemeinde ausstieß. Hochmut und
Herrschsucht haben schon unendlich viel Böses angerichtet.
So machen es die Menschen, die von sich eingenommen sind.
Alle sollen sich nach ihnen richten. Sie machen gern andern
Vorschriften und schalten tyrannisch, wie Diotrephes tat.
Wer ihrer Herrschsucht im Wege steht, den verkleinern und
beschmutzen sie. Überhaupt reden sie immer gern Unschönes
von andern, um sich desto mehr ins Licht zu stellen. Sie
mäkeln an andern herum und spüren ihre Fehler auf. Dabei
horchen sie gespannt, ob sie etwas hören, was über sie selbst
gesagt wird. Zwischenträger und Ohrenbläser finden bei ihnen
eine offene Tür. Wer ihre Person antastet, begeht ein
Majestätsverbrechen. Sie wollen die Seelen an sich ziehen
und wachen eifersüchtig, daß ihnen niemand ins Gehege kommt.
Der Freund, den sie haben, soll nur für sie da sein, er darf
außer ihnen niemand seine Liebe erzeigen. Sofort sind Neid
und Eifersucht zur Stelle. Es sind innerlich ungebrochene
Menschen, die selbst unglücklich sind und andere unglücklich
machen. Sie üben Druck aus und wirken belastend. Sie
überwerfen sich mit jedermann. Sie kritisieren und mäkeln
an allem herum. Sie isolieren sich und schneiden alle
Beziehungen ab. Sie leiden an "chronisch entzündeter
Eigenliebe". Wenn die Schrift von einer bitteren, d.h. von
einer Giftwurzel redet, die im Kreis der Christen emporwächst
und Unfrieden anrichtet, so haben wir vor allem an solche
ehrsüchtigen Menschen zu denken. Es ist in ihnen eine
unversiegbare Quelle der Bosheit und Unlauterkeit, weshalb
sie auch immerfort Verwirrung stiften und so recht als
Schädlinge bezeichnet werden müssen. Gott lasse uns dieses
gefährliche Gift erkennen und meiden (Hebr. 12, 15)!