2Jo 1,3
C.H.Spurgeon
,,Ich bin aber sehr erfreut, da die Brüder kamen und zeugten von
deiner Wahrheit, wie denn du wandelst in der Wahrheit."
3 Joh. 3.
Die Wahrheit war in Gajus, und Gajus wandelte in der Wahrheit.
Wäre das erstere nicht der Fall gewesen, so hätte das zweite
nicht stattfinden können; und hätte dieses nicht können von ihm
bezeugt werden, so wäre auch jenes eine grundlose Behauptung
gewesen. Die Wahrheit muß eindringen in die Seele, muß sie
erfüllen und durchwürzen, sonst ist sie ohne Wert für dieselbe.
Lehren des Heils, die nur mit dem Verstande erfaßt werden, sind
wie Brot, das man in der Hand behält, und das dem Leibe nicht
zur Nahrung dargereicht wird: aber eine Lehre, die ins Herz
aufgenommen wird, ist wie eine verdaute Speise, die durch
Umwandlung in Nahrungsstoff und Aufnahme in Fleisch und Blut
den Leib erhält und aufbaut. In uns muß die Wahrheit zu einer
lebendigen Kraft werden, zu einer wirksamen Tätigkeit, zu einer
inwohnenden Wirklichkeit, zu einem Teil des Webens und Lebens
unsers Wesens. Wenn die Wahrheit einmal in uns ist, so können
wir fortan nicht mehr ohne sie leben. Ein Christ kann sterben,
aber er kann die Wahrheit nicht verleugnen. Nun ist's ein
allgemeines Naturgesetz, daß das Inwendige sich durch seine
Wirkung nach außen offenbaren muß, gleich wie ein Licht seine
Strahlen durch das Glas der Laterne sendet; wenn darum das Licht
der Wahrheit im inwendigen Menschen angezündet ist, so strahlt
sein Glanz bald aus seinem äußern Wandel und Wort hervor. Man
behauptet, daß die Nahrung gewisser Raupen die Seidenkapseln
färbt, in die sie sich einspinnen; und gerade so gibt die
Nahrung, von welcher eines Menschen inwendige Natur lebt, jedem
Wort und Werk, das von ihm ausgeht, eine bestimmte Färbung. Wenn
wir in der Wahrheit wandeln, so erwächst für uns daraus ein
Leben in Rechtschaffenheit, Heiligkeit, Treue und Einfalt,
als natürliche Folge jener Grundsätze der Wahrheit, die das
Evangelium lehrt, und welche der Geist Gottes in uns aufzunehmen
uns fähig macht. Wir können über die verborgenen Geheimnisse der
Seele daraus urteilen, wie sie sich im Wandel und Umgang eines
Menschen offenbaren. Möge es uns heute geschenkt werden, o Gott,
Heiliger Geist, daß wir uns leiten und regieren lassen von
Deinem göttlichen Willen, also daß nichts Falsches und
Sündliches möge in unsern Herzen herrschen.