1Jo 4,7
C.O.Rosenius
Wer liebhat, der ist von Gott geboren. 1. Joh. 4, 7.
So unmöglich es ist, Schnee und Eis zu veranlassen, warm zu
werden, so fruchtlos ist es, sich dazu zu zwingen, Gott und
den Nächsten recht zu lieben, bevor das Herz umgewandelt ist
oder bevor man ein neues Herz erhalten hat, das von selbst
liebt. Die Liebe ist eine freie Sache, sie ist Sache des
Herzens und kann nicht erzwungen werden. Wie du dich auch
zwingen magst zu reden und zu leben, so kannst du doch nicht
das Herz zwingen, das zu lieben, was es nicht lieben will.
Deshalb ist es auch eine Torheit, einem Herzen, das nicht von
neuem geboren ist, von Liebe zu predigen. ,,Fleischlich
gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, da das Fleisch
dem Gesetz Gottes nicht untertan ist, denn es vermag es auch
nicht." Alle Liebe, die man vor der Neugeburt zu Gott zu
haben wähnt, ist eingebildet, eigennützig und eingeschränkt.
Prüfen wir uns! Du liebst Gott nur, wenn Er das tut und
redet, was dir gefällt. Wenn Er dich aber auf die Probe
stellt oder dir etwas befiehlt, was du nicht willst, dann
murrst du gegen Ihn und klagst Gottes Gebote der Strenge an.
Ebenso liebst du deinen Nächsten nicht wie dich selbst;
sondern dein eigenes Bestes ist dir immer wichtiger als das
seinige.
So sind alle von Natur. Wird dann gefragt, wie man ein neues
Herz erhält, das recht liebt, so beachte! Du hast nicht eher
eine rechte Liebe zu Gott, bevor Er dir nicht zuerst so viel
Liebe erweist, daß dein Herz gleichsam von Seiner Liebeswärme
zerschmolzen wird. Du kannst nicht damit anfangen, Ihm Liebe
zu schenken, sondern du mußt damit anfangen, von Ihm Liebe
anzunehmen, wie der Apostel Johannes sagt: ,,Darin steht
die Liebe, nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er
uns geliebt hat." Und Jesus spricht: ,,Ihr habt Mich nicht
erwählt, sondern Ich habe euch erwählt." - Nun gibt es aber
keine Liebe Gottes, die dein ganzes Wesen zerschmilzt und
umwandelt, außer der, die dein ganzes Wesen umfaßt und selig
macht. Es ist die Liebe, die das Leben für Zeit und Ewigkeit
betrifft, nämlich deine Begnadigung bei Gott, die Vergebung
der Sünden und deine selige Annahme zum Kind Gottes.
Davon redet der Herr bei dem Pharisäer Simon. Eine große
Sünderin kommt herein, fällt Ihm zu Füßen, netzt sie mit
ihren Tränen und trocknet sie mit den Haaren. Der Pharisäer
wundert sich darüber; aber Jesus erklärt die Sache: ,,Es
hatte ein Gläubiger zwei Schuldner. Einer war fünfhundert
Groschen schuldig, der andere fünfzig. Da sie aber nicht
hatten zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage an, Simon,
welcher unter denen wird diesen gnädigen Herrn am meisten
lieben?" ,,Dem er am meisten geschenkt hat", war die Antwort;
und Jesus fügt hinzu:
,,Du hast recht gerichtet; dieser Frau sind viele Sünden
vergeben, darum liebt sie viel." Erkennen wir hier nicht die
Bedeutung der Worte des Apostels: ,,Wo die Sünde mächtig
geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden"?
Je mehr Gesetz im Gewissen, um so mehr stürmen die Sünden
und um so mehr werden sie gefühlt. Je mehr Sünden gefühlt
werden, um so größer wird die Gnade, wenn sie vergeben
werden. Und je mehr Gnade du empfängst, um so größer
werden deine Liebe, Dankbarkeit und Freude. Es ist die
Regierungsordnung des neuen Bundes, daß Gott, der uns befahl,
unsere Feinde zu lieben und durch Wohltaten feurige Kohlen
auf ihr Haupt zu sammeln, dasselbe uns gegenüber auch tut.
Er zerschmilzt und überwindet uns mit der überströmenden
Gnade. Und erst jetzt fängst du an, Gott wieder zu lieben.
Jetzt wird auch dein Herz so umgewandelt, daß du alle
Menschen mit einer ganz neuen Liebe liebst. Denn Gottes
Liebe ist durch Seinen Geist, der dir gegeben ist, in dein
Herz ausgegossen.
Diese Liebe zum Nächsten ist eine doppelte, nämlich die
allgemeine und die brüderliche Liebe. Mit der allgemeinen
Liebe liebst du alle Menschen und tust ihnen wohl, wo immer
du kannst und in allen ihren Bedürfnissen. Diese Liebe setzt
keine Vertraulichkeit, keine Freundschaft voraus, denn sie
erfordert keine andere Bedingung, als daß es ein Mensch ist.
Von dieser Liebe sagt Jesus: ,,Liebet eure Feinde, tut wohl
denen, die euch hassen" usw. Es ist sehr wichtig, dies zu
beachten, wenn du ein Christ sein willst, so daß du nicht nur
die liebst, die deine Freunde sind und dir wohltun. Darüber
hinaus aber gebührt es dir zu bedenken, daß sie Menschenblut
haben wie du, von demselben Vater im Himmel und von demselben
Stammvater auf Erden abstammen wie du und mit demselben
teuren Blut erlöst sind wie du. Es wäre dir eine große
Aufmunterung zur Liebe, wenn du beim Anblick eines
Hilfsbedürftigen dächtest: ,,Das ist mein Bruder, meine
Schwester"; denn nach dem Fleische sind wir ja alle Brüder.
Die andere Art christlicher Liebe ist die brüderliche. Durch
sie sind alle Kinder Gottes in der Welt als gegenseitige
Brüder durch ein seliges, inniges und vertrauliches
Geschwisterband verbunden. Diese Bruderschaft kennt keine
Grenzen verschiedener Kirchenbekenntnisse, Formen und Orte,
verschiedener Stände und Lebensbedingungen, sondern blickt
auf etwas, was sich überall vorfindet, wo Christus gepredigt
wird, nämlich: ,,Gottes Kinder, aus Gott geboren." Denn der
Grund dieser brüderlichen Liebe ist dieser: ,,Wer da liebt
den, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von Ihm
geboren ist." Und hier ist die Ursache, weshalb Jesus gerade
diese Liebe als das Zeichen Seiner rechten ,,Jünger" angab,
als Er sprach: ,,Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr Meine
Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt." Denn alles
andere können Heuchler nachahmen, nicht aber diese Liebe
untereinander, die nach denjenigen sieht, die aus Gott
geboren sind.
J.MacArthur
"Geliebte, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist
von Gott ... Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat"
(1. Joh. 4,7.19).
Wahre Liebe kann nicht auf menschlicher Ebene hervorgebracht
werden; sie ist eine Gottesgabe.
Die Bibel fordert oft scheinbar Unmögliches von uns. Zum
Beispiel sagt Jesus: "Liebt eure Feinde und betet für die,
die euch verfolgen" (Matth. 5,44). Das ist leicht gesagt;
aber wie kann man es tun? Natürlicherweise neigen wir dazu,
unsere Freunde zu lieben und unsere Feinde zu hassen. Aber
Jesus sagt: "Wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn
habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr
allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht
auch die von den Nationen dasselbe? (die Verse 46.47).
Die Israeliten betrachteten Zöllner als Verräter und Heiden
als Ausgestoßene. Doch selbst Verräter und Ausgestoßene
erzeigen denen Liebe und Freundlichkeit, die diese erwidern.
Der Herr beruft uns zu einer weit höheren Liebe- einer, die
unparteiisch ist, wie Gott sie zeigt, "denn er lässt seine
Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über
Gerechte und Ungerechte" (Vers 45). Sein Erbarmen reichte
bis zu uns, den völlig Unwürdigen: "Gott... erweist seine
Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren,
für uns gestorben ist" (Röm. 5,8).
Trotz jahrhundertelanger Auflehnung und der Missachtung
Seines heiligen Willens und Namens opferte Gott Seinen
geliebten Sohn und schuf so das Mittel, durch das Sünder
gerettet werden können. Aus Liebe allein ertrug Jesus
absichtlich die Schmerzen und die Schande des Kreuzes,
und aus Liebe bezahlte Er den Preis zu unserer Erlösung.
Das ist wahrlich göttliche Liebe "in action"!
Gott gebietet dir, so zu lieben, wie Er - unparteiisch
und opferbereit. Das mag menschlich gesprochen eine
Unmöglichkeit sein; doch denke daran, dass Gott niemals etwas
verlangt, wozu Er dir nicht vorher schon die Kraft gegeben
hat. Im Augenblick deiner Errettung bezog der Heilige Geist
Wohnung in dir und begann, die Frucht der Liebe in dir
hervorzubringen (Gal. 5,22). Du brauchst es nicht aus
eigener Kraft zu versuchen. Alles, was du tun musst, ist,
dem Heiligen Geist Raum zu geben, alle deine Gedanken und
Taten zu kontrollieren. Tust du das, so wird Er Seine
wunderbare Frucht reichlich in deinem Leben sehen lassen.