1Jo 3,8
A.Christlieb
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des
Teufels zerstöre. 1. Joh. 3, 8
In diesem Wort ist uns eine der wichtigsten Aufgaben des
Herrn Jesu offenbart worden. Er ist vom Himmel auf die Erde
gekommen, um hier die Werke des Teufels zu zerstören. Das
Kommen Jesu war gewissermaßen ein Feldzug. Das satanische
Reich der Finsternis hatte sich hier auf der Erde
festgesetzt, seine Festungen und Bollwerke errichtet,
die Menschen in schweren Bann geschlagen, sie geknechtet
und gequält. Die Befestigungen, hinter denen Satan sich
verschanzt, sind stärker als die Mauern Jerichos mit ihren
zwanzig Metern Höhe und zwölf Metern Breite. Menschliche
Kraft reicht nicht aus, sie niederzulegen. Da mußte ein
Stärkerer kommen, als wir sind. Und er ist erschienen:
Jesus, der Sohn Gottes. Er sah wie kein anderer die Werke
des Teufels in den Herzen und den Gemeinschaften der Völker.
Jesus nahm den Kampf gegen den Satan auf. Wir dürfen gewiß
sein, daß er seine Aufgabe auch ganz erfüllt, denn der
allmächtige Gott ist in ihm erschienen. Das ist ein Stück
unserer W e i h n a c h t s f r e u d e. - Bis heute ist die
Welt noch voll von Satanswerken. Das erkennt man besonders
am Wirken Satans, sofern er der Vater der Lüge ist. Wie
lügen die Menschen heutzutage! Die Lüge macht sich breit in
der Politik, im Handel, im Wirtschaftsleben. Die Menschen
lügen aus Eigennutz, aus Furcht, aus Höflichkeit. - Der
Teufel ist ein hochmütiger Geist. Daher all die Eitelkeit,
der Stolz, das Niedertreten der Schwachen, um über ihrem
Elend sich selber zu erheben. Satan ist auch der Verkläger
der Brüder. Daher all der Streit und Zank, der Haß und die
Bitterkeit. Fast möchte man verzagen im Anblick all der
Teufelswerke auf Erden. Aber es bleibt bei dem Wort: Jesus
ist Sieger! Dieses Wort wird sich so gewiß im Kampf gegen
Satan erfüllen, wie das Licht stärker ist als die Finsternis.
C.Eichhorn
Niemals dürfen Wiedergeborene auf der Taufe ausruhen. Wenn es
nicht zu einem persönlichen Ergreifen des Heils kommt, wenn wir
im Gegenteil uns gegen Jesum verschließen und der Welt und
unsern sündlichen Neigungen leben, dann sind wir trotz der
Taufe Kinder des Teufels. Denn "wer Sünde tut, der ist vom
Teufel". Dies schreibt Johannes an Christen, die sämtlich
getauft waren. Ein Gotteskind ist man nur im Glauben an Jesum
(Gal 3,26). Wer den Glauben verleugnet und sich dem Argen
hingibt, seinen Willen der Sünde ausliefert, ist ein Kind des
Teufels. -
siehe 1.Petr. 1,23
C.O.Rosenius
Wer Sünde tut, der ist vom Teufel. 1. Joh. 3, 8.
Beachte hier den Unterschied zwischen ,,Sünde haben" und
,,Sünde tun". In Joh. 1, 8 lesen wir: ,,So wir sagen, wir
haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst." Im 3.
Kapitel desselben Briefes heißt es dann: ,,Wer Sünde tut, der
ist vom Teufel." ,,Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht
Sünde." Sünde haben bedeutet, daß die Sünde im Fleisch eines
Christen wohnt und sich regt, ja, daß er auch im Streit von
ihr übereilt werden und fallen kann, dies aber zu seinem
Schmerz, daß er also die Sünde als ein Leiden, ja, als das
schwerste Leiden empfindet, das er gern los wäre. Sünde tun
dagegen bedeutet, sie als seine Tat zu seiner Gewohnheit zu
haben und nicht daran zu denken, sie abzulegen, sondern sie
eher zu verteidigen und ihr zu huldigen - obwohl der Heuchler
sie zwar mit Worten mißbilligen kann, ihr aber doch in der
Tat unausgesetzt huldigt. Viele Menschen können meisterhaft
von der Sünde reden und über sie klagen, nehmen sich aber nie
vor, sie wirklich abzulegen, sondern hegen eine geheime Lust,
sie zu behalten. Oder sie beschließen, sie abzulegen, aber
nicht gleich; oder sie legen viele Sünden ab, um die eine
oder andere, die ihnen am liebsten ist, zu behalten, und sie
suchen sie darum oft mit guten Erklärungen zu verteidigen
oder zu verbergen. Die redliche Seele sucht im Worte nach
Rat und Hilfe, um ihre Sünde loszuwerden. Die falsche Seele
dagegen sucht nach etwas, was ihre Sünde entschuldigen
könnte. Sieh da den Unterschied zwischen Sünde haben und
Sünde tun, zwischen einem redlichen und einem falschen Geist!
Hier müssen wir auch einen Unterschied der Sünden selbst
beachten. Sie sind nämlich von zweierlei Art. Die eine
besteht aus solchen, die ganz ausgetrieben oder abgelegt
werden können, wie z. B. Fluchen, Mißbrauch des Namens
Gottes, Entheiligung des Sonntags, weltliche und den Christen
unwürdige Vergnügen, ferner die herrschenden Ausbruchssünden,
wie z. B. Hurerei, Dieberei, Lüge, Unversöhnlichkeit usw.,
die sich mit einem wahren Glauben und einem guten Gewissen
nie vereinigen lassen. Wenn ein Christ in eine solche Sünde
fällt, und Beispiele der Heiligen zeigen ja, daß es wohl
möglich ist, dann verliert er sofort seinen Glauben und
seinen Frieden, die nur durch Buße und Vergebung der Sünden
wieder aufgerichtet werden können. Der Heuchler dagegen kann
in der einen oder anderen dieser Sünden fortfahren, sie
verbergen oder entschuldigen und sie seine Gewohnheit sein
lassen. Das heißt ,,Sünde tun" - und ,,wer Sünde tut, der
ist vom Teufel." Das heißt ,,nach dem Fleische leben" -
und ,,wo ihr nach dem Fleische lebt, so werdet ihr sterben
müssen." Von diesen Sünden sagt der Apostel: ,,Die solches
tun, werden das Reich Gottes nicht ererben."
Die Sünden der anderen Art sind solche, die wir ,,haben", die
als Samenkörner und Wurzeln alles Bösen im Fleische liegen
und die nie ganz ausgerottet werden können, solange wir in
dieser Prüfungszeit wandern; denn würden sie ganz getilgt
sein, dann brauchten wir nicht mehr zu wachen und zu
streiten. Sünden dieser Art sind z.B. Mangel an Liebe zu
Gott, Feigheit im Bekennen, Trägheit zum Gebete und zum
Worte, Mißvergnügen und Unlust an seinem Beruf, Ungeduld,
Zorn, unreine Gedanken und Begierden, Geiz, Unglaube, Sorge
usw.
Bezüglich dieser Sünden besteht ein Unterschied zwischen
Sünde haben und Sünde tun, oder zwischen einem redlichen
Menschen und einem Heuchler. Der Letztere, da er gelernt
hat, daß niemand rein ist, daß wir alle schwach und Sünder
sind, gibt sich damit zufrieden und will sich darum nicht mit
Wachsamkeit und Streit gegen diese Sünden, von denen er doch
nie ganz frei wird, mühen, sondern läßt darum den Sünden
freien Lauf. Ja, es geschieht auch, daß er sie nicht einmal
Sünden nennen will, sondern daß er bei ihnen ganz durch die
Finger sieht, so als ob sie ein Nichts wären, so als ob z.
B. Kälte gegen Gott, Unlust zum Wort und zum Gebet nicht
schwere Sünden wären! Der redliche Mensch dagegen ist in
einem beständigen Streit; er leidet wegen dieser Sünden,
seufzt über sie, ist unzufrieden mit sich und betet und wacht
gegen das Böse. ,,Welche Christus angehören, die kreuzigen
ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden." Dann kann das
gekreuzigte Fleisch zwar noch leben und sich am Kreuze
winden, unzufrieden und rasend sein, um wieder loszukommen,
einstweilen aber hängt es da und erhält seine gewünschte
Freiheit nicht. Welche dagegen ihr Fleisch nicht kreuzigen
wollen, gehören nach diesem Wort Christus auch nicht an.
Wie der Geist willig und redlich ist, vom Bösen befreit zu
werden, so ist er es auch, dem Guten nachzustreben, und darin
unterscheidet er sich von dem falschen Geist. Es gibt eine
Art frommer Menschen, die ihrer Gottesfurcht, ihrem Gebet,
ihrem Glauben, ihrer Liebe und ihren guten Werken gleichsam
ein gewisses Maß gesteckt haben; wenn sie dies erfüllen, dann
streben sie nicht weiter, kümmern sich nicht um ein Wachsen
in der Gnade, sondern halten es für vollkommen genug, wenn
sie sich nur auf dem Punkt behaupten können, den sie erreicht
haben. Das ist ein inwendiger Tod und ein unbußfertiger
Geist. Der redliche Geist dagegen strebt immer danach, im
Guten zuzunehmen, strebt nach mehr Demut, mehr Glauben und
Liebe, mehr Eifer und mehr Kraft, um nach dem Wohlgefallen
Gottes zu wandeln. Es gibt bestimmte gute Werke und
Glaubensfrüchte, die einem falschen Christen gar zu schwer
sind. Dann verrät die Falschheit seines Geistes sich darin,
daß er sie zuweilen wohl billigen und rühmen und prächtig von
ihnen reden kann, selbst aber nie damit anfängt, sie ins Werk
zu setzen.