2Petr 1,4
C.H.Spurgeon
,,Die teuren und allergrößesten Verheißungen."
2 Petri 1, 4.
Wenn du aus Erfahrung den köstlichen Wert der Verheißungen
kennen lernen und sie in deinem Herzen genießen willst, so denke
viel über dieselben nach. Manche Verheißungen sind gleich den
Trauben auf der Kelter; wenn du sie pressest, so fließt der Saft
heraus. Das Nachdenken über die heiligen Worte von der
Zusicherung der Gnade ist gar oft das Vorspiel zu ihrer
Erfüllung. Während du darüber sinnst und dich danach sehnst,
taut der Segen, den du suchst, unmerklich über dich herab und
erquickt dich. Mancher Gläubige, der gelechzt hat nach dem
verheißenen Heil, hat Hilfe und Erhörung gefunden und die
zugesicherte Gnade empfangen, und sie strömte während der
Betrachtung der göttlichen Zusage als ein sanfter Regen in seine
Seele; und er hat voller Freude erfahren dürfen, daß er die
Verheißung seinem Herzen zueignen darf.
Aber neben dem Nachdenken über die Verheißungen trachte danach,
daß du dieselben als wahrhaftige Worte Gottes in dein Herz
aufnehmen kannst. Sprich also zu deiner Seele: Wenn ich es mit
dem Versprechen eines Menschen zu tun hätte, so würde ich die
Fähigkeiten und die Gemütsart des Menschen ins Auge fassen, der
mir das Versprechen gegeben hat. So verhält sich's mit der
Verheißung Gottes; mein Blick muß nicht sowohl auf die Größe
der Gnade gerichtet sein - das könnte mich vielleicht eher
wankend machen -, als vielmehr auf die Größe Des, der die Gnade
verheißt, und das wird mich ermutigen. Liebe Seele, Gott ist's,
ja, Gott selber; und Gott kann nicht lügen, wenn Er dir etwas
zusagt. Dies sein Wort, das du jetzt in deinem Herzen erwägst,
ist so wahr als die Wirklichkeit seines Wesens. Er ist ein
unwandelbarer Gott. Er ändert nicht, was sein Mund spricht, und
widerruft nicht ein einziges Trostwort seiner Lippen. Und an
Macht fehlt's Ihm auch nicht; Gott, der Himmel und Erde gemacht
hat, ist's, der mit uns spricht in seiner Verheißung. Ihm
fehlt's nicht an Weisheit, die rechte Zeit zu finden, denn Er
weiß Tag und Stunde, wo Er uns seine Gnade erweisen soll. Weil
ich also sehe, daß es das Wort eines so treuen, unwandelbaren,
mächtigen, weisen Gottes ist, so will und muß ich seiner
Verheißung glauben. Wenn wir die Verheißungen so auffassen, und
auf Den blicken, der sie gegeben hat, so wird uns ihre
Lieblichkeit erquicken, und ihre Erfüllung zuteil werden.
C.H.Spurgeon
,,Teilhaftig der göttlichen Natur."
2 Petri 1, 4.
Teilhaftig werden der göttlichen Natur, das will nicht sagen:
Gott selber werden. Das ist unmöglich. Das Wesen Gottes ist
unerreichbar für die Kreatur. Zwischen dem Geschöpf und dem
Schöpfer muß immer eine Kluft bleiben in Beziehung auf das
eigenste Wesen beider; aber gleichwie der erste Adam zum
Ebenbilde Gottes erschaffen ward, so werden wir durch die
Erneuerung des Heiligen Geistes in einem viel göttlichern Sinne
zum Ebenbilde des Höchsten neugeboren und werden teilhaftig der
göttlichen Natur. Wir werden durch Gottes Gnade gottähnlich.
,,Gott ist die Liebe;" so werden wir Liebe. ,,Wer lieb hat, der
ist von Gott geboren." Gott ist die Wahrheit; so werden wir
wahrhaftig und lieben, was wahrhaftig ist. Gott ist gut; und so
macht Er uns gut durch seine Gnade, so daß wir die Seligen
werden, die da reines Herzens sind und Gott schauen. Aber noch
mehr: wir werden teilhaftig der göttlichen Natur in einem noch
viel höhern Sinne, ja, in einem so erhabenen Sinne, als es nur
erfaßt werden kann, also daß wir fast der göttlichen
Vollkommenheit selber gleichkommen. Werden wir denn nicht
Glieder am Leibe der göttlichen Person Christi? Ja, dasselbe
Blut, das im Haupte fließt, durchströmt auch die Glieder; und
dasselbe Leben, das Christum durchdringt, durchdringt auch sein
Volk, denn ,,ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen
mit Christo in Gott." Ja, wie wenn dies noch nicht genug wäre:
wir werden Christo vermählt. Er hat uns Ihm vertraut in
Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit, und wer
mit dem Herrn verbunden ist, der ist ein Geist mit Ihm. O
geheimnisvolles Wunder! o wunderbares Geheimnis! wir sehen es
vor Augen, aber wer kann's verstehen? Eins mit Jesu, so eins mit
Ihm, daß die Rebe nicht inniger verbunden ist mit dem Weinstock,
als wir mit dem Herrn, unserm Heiland und unserm Erlöser! Wenn
wir uns hierüber herzlich freuen dürfen, so lasset uns bedenken,
daß, wer der göttlichen Natur teilhaftig geworden ist, ihre Höhe
und heilige Abstammung offenbaren muß im Umgang mit andern, und
es beweisen muß täglich in Wort und Wandel, daß er dem Verderben
entronnen ist, das in der Welt herrscht durch die vergängliche
Lust. ,,Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß
wir Gottes Kinder sollen heißen! Darum ein jeglicher, der solche
Hoffnung hat zu Ihm, der reinigt sich, gleichwie Er auch rein
ist." Ach, Herr, schenke uns die Gnade eines heiligeren,
göttlicheren Lebens!
C.H.Spurgeon
,,So ihr flieht die vergängliche Lust der Welt."
2 Petri 1, 4.
Verbanne auf immer den Gedanken, dem Fleische zu Gefallen zu
leben, wenn du in der Kraft deines auferstandenen Heilandes
einherwandeln willst. Es wäre übel, wenn ein Mensch, der in
Christum eingepflanzt ist, noch müßte im Sündenverderben
verharren. ,,Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten?"
sprach der Engel zu Magdalena. Sollte der Lebendige im
Grabe bleiben? Kann das Leben aus Gott in dem Beinhause der
fleischlichen Lüste eingekerkert werden? Wie können wir am
Kelch des Herrn teilhaben und doch den Kelch Belials trinken?
Gewiß, liebe gläubige Seele, von den offenbaren Lastern und
Sünden bist du frei geworden; aber bist du auch den geheimeren
und verlockenderen Leimruten des satanischen Vogelstellers
entronnen? Bist du von der Lust der Hoffart frei geworden? Bist
du der Trägheit entflohen? Bist du der fleischlichen Sicherheit
unbeschädigt entronnen, suchst du Tag für Tag dich über die
Weltlust, über die Hoffart des Lebens, über das verführerische
Laster des Geizes zu erheben? Bedenke, daß du um deswillen mit
den Schätzen Gottes bereichert wurdest. Wenn du wirklich ein
Auserwählter Gottes und sein liebes Kind bist, so gestatte
nicht, daß alle reichen Schätze der Gnade umsonst auf dich
herabgeschüttet werden. Jage der Heiligung nach; sie ist des
Christen Krone und Herrlichkeit. Eine unheilige Gemeinde, das
würde der Welt nichts nützen und hätte für den Menschen keinen
Wert. Sie wäre eine Abscheulichkeit, ein Spott der Hölle, dem
Himmel ein Entsetzen. Die furchtbarsten Gerichte, die über die
Welt hereingebrochen sind, sind über sie gebracht worden durch
eine unheilige Kirche. O, lieber Christ, du hast dich Gott
gelobt, du bist ein Priester Gottes; so tue danach. Du bist ein
Fürst Gottes: herrsche über deine Lüste. Du bist Gottes
Auserwählter; mache nicht gemeinschaftliche Sache mit Belial.
Der Himmel ist dein Erbe: so lebe als ein himmlischer Geist, und
zeige, daß du wahrhaft an Jesum gläubig bist; denn es kann kein
Glaube in einem Herzen wohnen, wenn er sich nicht in einem Leben
der Heiligung ausprägt.
,,Laß täglich Deine Huld und Macht,
Um meine Schwachheit schweben!
Dein Licht verschlinge meine Nacht
Und meinen Tod Dein Leben!"
C.O.Rosenius
Durch Seine Herrlichkeit und Tugend sind uns die teuren und
allergrößten Verheißungen geschenkt. 2. Petr. 1, 4.
Der große Gott, der Herr, der im Anfang den Menschen nach
seinem Bild, zu Seinem Kind und Erben erschuf, hat ihm trotz
seines tiefen Falles doch die teuren und größten Verheißungen
geschenkt. Es endigt mit nichts Geringerem, als daß wir
,,gleich werden dem Ebenbild Seines Sohnes" und Seine
,,Brüder" und ,,Miterben" einer ewigen und überaus wichtigen
Herrlichkeit im Himmel werden. Zu diesem Zweck gab Er den
Menschen schon am Tage des Sündenfalls die Verheißung, die
wohl ,,die allergrößte" genannt werden muß und in der alle
andern wie in ihrem Keim enthalten sind, die Verheißung von
einem Heiland aus den Nachkommen Evas, der der Schlange den
Kopf zertreten sollte. Diese Verheißung wurde unausgesetzt
erneuert, zuerst an die Patriarchen und nachher an die
Propheten; sie wurde dem Volke Israel durch die unzähligen
blutigen Opfer in ihrem Gottesdienst vor Augen gemalt, Opfer,
die die künftige Versöhnung vorbildeten.
Von welchen Verheißungen über den Heiland das Alte Testament
erfüllt ist, können wir am besten erkennen, wenn wir an die
Namen erinnern, unter denen Er verheißen wurde - an die
höchst bedeutungs- und verheißungsvollen Namen, wie z. B.
des Weibes Same, der Schlangenkopfzertreter, der Segen
Abrahams, die Wurzel Isais, Davids Sohn, der Erlöser, der
Herr in Israel, der König Zions, der große Prophet, des Herrn
Zemach, aller Heiden Trost, der Fürst und Heiland der Völker,
das Licht der Heiden, der Arm des Herrn, der Gesalbte
des Herrn, Gottes Seligkeit aus Zion, der Prediger der
Gerechtigkeit in der großen Gemeinde, Zions goldene Rose usw.
Von Ihm wird ausdrücklich gesagt, daß ,,der Herr unser aller
Sünde auf Ihn warf", daß ,,Er unsere Sünden trägt", daß ,,Er
Sein Leben zur Erlösung gegeben hat", daß ,,wir durch Seine
Wunden geheilt sind", daß ,,durch Sein Blut die Gefangenen
aus der Grube gelassen werden", daß Er ,,das Gefängnis
gefangen hat", daß Er ,,dem Tod ein Gift und der Hölle eine
Pestilenz war" usw.
Endlich, ,,als die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn,
geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf daß
Er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, daß wir die
Kindschaft empfingen". Da verkündigte der Engel einer
Jungfrau in Israel Seine Geburt, Seinen Namen und Sein Werk:
,,Du sollst Seinen Namen Jesus heißen; denn Er wird Sein Volk
selig machen von seinen Sünden." Und als der große Augenblick
gekommen war, daß Er Sein Werk vollbringen sollte, ,,die
Nacht, da Er verraten ward", sagte Er von Seinem Blut: ,,Es
wird vergossen zur Vergebung der Sünden." Und dann ging eine
große Schar von Evangelisten aus, deren unterschiedliche
Zungen noch ein und dasselbe Zeugnis ablegten: ,,Das Blut
Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller
Sünde."
Aus diesem Zeugnis fließen hinfort die teuren und
allergrößten Verheißungen zu jedem einzelnen Gläubigen.
Ein jeder, der dem Gesetz Gottes gegenüber niedergeschlagen
und schuldig ist, jetzt aber Jesus um Vergebung der Sünden
anruft, hat die bestimmtesten Verheißungen, daß alle seine
Sünden ,,in die Tiefe des Meeres versenkt sind". ,,Ihrer
soll nie mehr gedacht werden"; er ist vor den Augen Gottes
,,ganz rein", so daß Gott selbst ihn schneeweiß nennt. Seine
Sünde soll ,,so ferne von ihm sein, wie der Morgen vom Abend
ist". Die Gnade Gottes waltet so über alle seine Sünden,
,,wie der Himmel hoch über der Erde ist". Die Gläubigen sind
vor Gott geradezu ,,angenehm gemacht in dem Geliebten". Wir
Sind ,,nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade".
Obwohl ,,das Gesetz uns ein Zuchtmeister auf Christus gewesen
ist", sind wir jetzt, nachdem der Glaube gekommen ist,
,,nicht mehr unter dem Zuchtmeister" usw. Alles das müssen
wohl ,,die teuren und allergrößten Verheißungen" beinhalten.
Es heißt aber noch ,,Verheißungen", während wir doch schon
das Versprochene empfangen haben. Das ist aber nicht nur
eine Redeweise der Bibel, sondern hat auch eine Bedeutung,
die wir nie vergessen dürfen: Alles das, was uns gegeben ist,
ist nämlich unserm Gefühl, unserer Vernunft und allen Sinnen
noch so fremd und geheimnisvoll. Nur durch ein festes Bauen
auf die Zusagen des Herrn können wir unseren Trost behalten,
denn wir sehen und fühlen nichts anderes, als daß wir noch
Sünde haben und unter dem Gesetz sind, so daß wir vor Gott
ein Greuel und Scheusal sein müßten, statt rein und angenehm
vor Ihm zu sein. - Darum, wenn du im Glauben beharren
willst, mußt du dich darauf vorbereiten, unausgesetzt in
dir das Gegenteil zu sehen und zu fühlen und mußt aufs
beharrlichste die Augen auf das gerichtet halten, was der
große Gott getan und gesagt hat. Sonst bist du bald in
deinem Elend vergraben. Du mußt die Zusagen Gottes dir so
eingeprägt haben, daß du die Sünde bei dir sehen und dennoch
sprechen kannst: ,,Ich habe keine Sünde, ich bin ganz frei,
rein und heilig; alle meine Sünde ist vor Gott keine Sünde".
Denn Er weiß, was Christi Blut gilt. ,,Es ist nichts.
Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind." Obwohl
ich selbst keine Gerechtigkeit habe, bin ich vor Gott doch
vollkommen gerecht. Er weiß, was Christi Gerechtigkeit gilt!
Es gründet sich alles auf das eigene, ewige Wort Gottes von
Seinem Sohn.