1Petr 2,19
C.O.Rosenius
Das ist Gnade, so jemand um des Gewissens willen zu Gott das
Übel verträgt und leidet das Unrecht. 1. Petr. 2, 19.
In einer Predigt zum 15. Sonntag nach Trinitatis sagt
Luther: ,,Es heißt durchaus Gott gedient, wenn man das tut,
was Gott befohlen hat, und das unterläßt, was Gott verboten
hat. Und möchte also die ganze Welt voll Gottesdienst sein,
nicht allein in den Kirchen, sondern auch im Hause, in der
Küche, im Keller, in der Werkstatt, auf dem Feld, bei
Bürgern, bei. Bauern, wenn wir uns nur recht wollten drein
schicken. Denn gewiß ist es, daß Gott nicht allein das
Kirchen- und Weltregiment, sondern auch das Hausregiment
geordnet hat. Darum, wer dazu beiträgt - Vater und Mutter
erstlich, danach die Kinder und letztlich das Gesinde und die
Nachbarn -, alle miteinander dienen sie Gott; denn es ist
Sein Wille und Befehl. Also könnte ein Mensch bei aller
seiner Mühe und Arbeit fröhlich und guter Dinge sein, und
würde ihm nichts sauer werden, wenn er sich also in seinen
Dienst und Beruf schickte. Aber da wehrt der Teufel mit
Händen und Füßen, daß man zu der Freude nicht komme, sondern
jedermann einen Unwillen habe an dem, was er tun soll und ihm
befohlen ist, daß nur den Leuten keine Liebe dazu geschehe
und Gott kein Dienst." Soweit Luther.
Wir brauchen jetzt ein williges Herz und geistliche Augen,
Glaube und Liebe und Lust an Gottes Gesetz - geistliche
Augen, damit ein jeder in seinem Stand und Beruf Gott sieht,
Gottes Gebot und Willen erblickt und nicht bei dem eigenen
Ansehen des Werkes stehenbleibt. Zum anderen ist hier oft
auch eine unermüdliche Geduld erforderlich, wenn der Teufel
unsere Verhältnisse recht bitter und widrig macht. O, welche
Gnade ist es dann, die Liebe zu Gott zu haben, wodurch unser
Mißbehagen in Seinem Wohlwollen ertränkt werden kann, so daß
wir nur wegen Seines Willens leiden und mit Geduld aushalten!
Der Apostel Petrus sagt: ,,Ihr Knechte, seid untertan mit
aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und
gelinden, sondern auch den wunderlichen. Denn das ist Gnade,
so jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel verträgt
und leidet das Unrecht. Wenn ihr um Wohltat willen leidet
und erduldet, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr
berufen, zumal auch Christus gelitten hat für uns und uns ein
Vorbild gelassen." Ihr Dienenden und Kinder, beachtet die
Worte ,,nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch
den wunderlichen!" Beachte die Worte: ,,Um des Gewissens
willen zu Gott - das Übel verträgt und leidet das Unrecht. -
Das ist Gnade bei Gott. Dazu seid ihr berufen, zumal auch
Christus für uns gelitten hat."
Das ist Gnade, wenn ein Kind, das an den Heiland glaubt, die
Abgeneigtheit gottloser Eltern und Geschwister demütig,
geduldig und unermüdlich ,,um des Gewissens willen zu Gott"
erduldet und sich weder zu ungebührlicher Gegenantwort
auflehnt, nicht in Sorge und Wehmut verzweifelt und auch
nicht zur Welt zurückkehrt, sondern - auf den Herrn harrend -
leidet und Geduld hat, seinen Trost, seinen Freund und seine
Zuflucht im Herrn allein habend. Das ist Gnade bei Gott.
Das ist Gnade, wenn ein gläubiger Christ, der eine gottlose
und beschwerliche Gattin hat, ,,um des Gewissens willen zu
Gott" geduldig seine Trübsal erträgt, das Unrecht leidet,
Liebe beweist und seiner Gattin mit einem unausgesetzten
Vergeben dient.
Das ist Gnade, wenn fromme Eltern, die gottlose und entartete
Kinder haben, mit unermüdlicher Geduld, Festigkeit und Liebe
an deren Erziehung arbeiten, sie ermahnen und strafen, ihnen
vergeben, sie zuerst und zuletzt im Gebet Gott befehlen.
Das ist Gnade, wenn ein gläubiger Lehrer, der ein undankbares
Arbeitsfeld hat, dennoch mit Liebe arbeitet, Geduld hat und
nicht müde wird, eifrig und liebevoll, öffentlich und privat,
zur Zeit und zur Unzeit anhält, straft, züchtigt, mit aller
Sanftmut und Unterweisung ermahnt und für dies alles willig
die Feindschaft der Welt, seiner Amtsbrüder und aller
bösen Geister erduldet - in erster Linie sich selbst in
Gottseligkeit übend, um sein eigenes Gnadenleben zu
unterhalten.
Das ist Gnade, wenn ein frommer Student mit Geduld den Spott
und Hohn seiner gottlosen Kameraden erduldet, sich von der
Welt unbefleckt hält und sich um Christi willen gern für
einen Toren halten läßt, Ihm gerne seine Kräfte opfert und
nur um seines Berufes willen und aus Pflicht heidnische
Schriftsteller, Historien und andere Wissenschaften studiert,
die himmlische Weisheit aber zum Lieblingsgegenstand hat.
Das ist Gnade, wenn ein frommer Handwerker ,,um seines
Gewissens willen zu Gott" in seinem Handwerk redlich und treu
ist, lieber Armut und Verlust leidet, als daß er sich der
Kunstgriffe und des Betruges bedienen würde, durch den seine
Konkurrenten im Geschäft sich Gewinn machen.
Seht, in dieser Weise hat ein jeder in seinem Stand seine
Prüfungen und Schwierigkeiten. Hier sind nun Geduld,
geistliche Augen und Herzen erforderlich, um Gottes
Wohlgefallen sowohl zu sehen als auch zu lieben, fest und
unerschütterlich, treu und fleißig im eigenen Beruf zu
bleiben, in dieser Weise dem Nächsten zu dienen und dadurch
Gottes Willen zu tun. Das ist Gnade bei Gott und der rechte
Weg für unseren
Lebenswandel.
Jesu, geh voran
Auf der Lebensbahn;
Und wir wollen nicht verweilen,
Dir getreulich nachzueilen;
Führ' uns an der Hand
Bis ins Vaterland.