1. Petrusbrief

1Petr 1,15 C.Eichhorn Heilig im ganzen Umfang des Lebens Nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel! 1. Petr. 1, 15

Heilig in allem Wandel sich zu erzeigen, ist die große Aufgabe der Gotteskinder. Sie produzieren nicht selbst Heiligkeit, sondern sie leben ihre aus Gnaden geschenkte Heiligkeit aus. Sie werden erst geheiligt, dann können sie auch heilig sich beweisen und, was sie aus Gnaden sind, täglich aufs neue werden. - In allem Wandel: es gibt einen Wandel im Haus und außer dem Haus. Es ist leichter, außer dem Haus als im Haus sich heilig zu benehmen. Man läßt sich unter den Seinen gern gehen und beträgt sich nicht nach dem Sinn Gottes. Man hält seine Zunge nicht im Zaum und bewahrt nicht die würdevolle, feine Haltung, die einem Gottesmenschen geziemt. Heilig im Eheleben, o welch große Aufgabe! Nach Gottes Willen und nicht nach den eigenen unheiligen Gelüsten miteinander verkehren in Zucht und Maßhalten! Als Kind gegenüber den Eltern, als Dienstbote gegenüber der Herrschaft sich in göttlichen Linien bewegen, d.h. in Gehorsam, Ehrerbietung und Treue, die sich bis aufs Kleinste erstreckt - welch weites Feld der Übung! - Dann die Heiligung des Berufs und Geschäfts! Wir leben in einer sehr unheiligen Welt, wo so viel Unredlichkeit, Gewissenlosigkeit, Lüge und Täuschung das ganze Erwerbs- und Geschäftsleben durchseucht hat. Es kostet etwas, sich ganz anders zu verhalten und das göttliche Gebot zur Durchführung zu bringen. Mit Gleichgesinnten oder mit Gotteskindern ist es nicht schwer, heilig umzugehen. Sie stärken und fördern sich gegenseitig im heiligen Wandel. Aber im Verkehr mit weltlich und fleischlich gesinnten Leuten sich heilig zeigen, das ist nur möglich, wenn wir uns fortgesetzt mit Christus verbinden, der uns gemacht ist zur Heiligkeit. - Neben dem Wandel unter Menschen gibt es aber auch einen verborgenen Wandel, den nur der kontrollieren kann, der ins Verborgene sieht. Heiligung unseres Gedankenlebens, unserer Phantasie, unseres Gefühls, o welch umfassende Aufgabe! Wie leicht verlieren sich die Gedanken in verkehrte und gefährliche Bahnen! Heilig wandeln heißt: vor Gott und ihm zu Gefallen wandeln. Es ist dies eine so große Aufgabe, daß wir sie nicht früh genug in Angriff nehmen können. Im Alter fällt es schwer, zu einer Heiligung des Wandels nach allen Seiten zu gelangen. Die Heiligkeit Gottes ist unser erhabenes Vorbild. Übersehen wir nicht, daß der Kern der Heiligkeit Gottes seine Liebe und Barmherzigkeit ist! Die Liebe ist die wahre Heiligkeit. Wo sie fehlt, ist die Heiligkeit eine pharisäische. Die Scheidung von der Welt ist Gott nicht wohlgefällig, wenn die erbarmende, rettende, vergebende und tragende Liebe fehlt. Wir sind nur dann rechte Heilige, die Gott gleichen, wenn wir in der Liebe wandeln.