Jakobusbrief

Jak 5,19 C.Eichhorn Ein schöner und lohnender Erweis der Bruderliebe Wenn jemand unter euch irren würde von der Wahrheit, und jemand bekehrte ihn, der soll wissen, daß, wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der wird seiner Seele vom Tode helfen (wörtliche Übersetzung) und wird bedecken eine Menge von Sünden. Jak. 5, 19.20

Wer selbst gerettet ist, hat die Verpflichtung, andere zu retten. Besonders wenn jemand, der zum Kreise der Brüder gehört, auf Abwege kommt, laßt uns alles aufbieten, ihn zurechtzubringen! Christen sollen aufeinander acht haben; sie dürfen nicht dem Grundsatz Kains huldigen: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Ernstliche Fürbitte ist eine Hauptsache bei dem Bemühen, einen irrenden Bruder zurechtzubringen. "Wenn jemand sieht einen Bruder sündigen eine Sünde nicht zum Tode, der wird bitten, und Gott wird ihm Leben schenken" (1. Joh. 5, 16). Dieses Wort des Apostels Johannes zeigt deutlich, daß das Gebet den Ausschlag gibt beim Bekehrungswerk. Denn Gott muß eine Seele herumbringen, wir vermögen das nicht. Wir wollen unsere Bemühungen erst dann einstellen, wenn wir uns überzeugen, daß es eine Sünde zum Tode ist. Sobald sich der Mensch gegen die Wahrheit verhärtet und sich nichts mehr sagen läßt, weder unter vier Augen noch in Gegenwart von zwei oder drei Zeugen, noch angesichts der ganzen Versammlung, der sündigt zum Tode. Jede, auch eine scheinbar kleine Verfehlung kann zur Todsünde werden, wenn der Mensch sich der Buße verschließt. Solch einen unbußfertigen Sünder müssen wir Gott überlassen, ob er vielleicht durch schwere Gerichte noch bekehrt werden kann. In allen anderen Fällen aber sollen und wollen wir unter herzlicher Fürbitte um den fehlenden oder gefallenen Mitbruder uns bemühen. Wer einen Sünder bekehrt, der wird seine eigene Seele vom Tode erretten. Es klingt dies befremdlich, aber es stimmt mit Jesu Wort. Nur wer Rettungsarbeit an anderen Seelen treibt, rettet auch seine eigene Seele. Wer sich um andere nicht kümmert, verkümmert selbst in seinem inneren Leben. Wer nicht an andern Barmherzigkeit übt, dem entzieht Gott seine Barmherzigkeit (Luk. 6, 36.37). Wenn du den Bruder nicht warnst, so wird sein Blut von deiner Hand gefordert. Du findest nur neue Gnade, wenn du auch andere zur Gnade hinleitest. Du deckst eine Menge eigener Sünde zu, wenn du andere unter die Deckung des Blutes Christi bringst. Es gehört viel Liebe und Geduld dazu, einen Bruder vom Irrtum seines Weges zu bekehren. Denn er glaubt zunächst im Recht zu sein. Sein Blick ist infolge der Abirrung getrübt; denn die Sünde verdunkelt das Seelenauge. Nur der Heilige Geist kann ihn von seinem Irrtum überzeugen. Es ist aber eine lohnende Arbeit, Irrende zu bekehren. Sie trägt reichen Gewinn nicht nur im Blick auf den geretteten Mitbruder, sondern auch im Blick auf die eigene Person. Darum laßt uns aufeinander sehen, einander nachgehen und füreinander eintreten!