Hebräerbrief

Hebr 11,31 A.Christlieb Durch den Glauben war die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich aufnahm. Hebr. 11, 31

Einen mutmachenden Anblick können wir allezeit gebrauchen. Hier ist einer: Eine Frau mit böser Vergangenheit betritt den Weg des Glaubens. Hätten wir die damaligen Einwohner von Jericho gekannt, so hätten wir wohl eher in jedem anderen Haus einen Himmelreichskandidaten vermutet, als in dem der Rahab. Aber wie es später in Sichar (Joh. 4) eine tiefgesunkene Person war, die zuerst an den Herrn Jesus glaubte, so war es in Jericho eine Hure, die in das Reich Gottes kam. Ruft dieser Umstand nicht allen gefallenen und tiefgesunkenen Menschen zu: Fasset Mut! Auch ihr könnt zum Glauben kommen! In Weidenau an der Sieg gab es einen ehemaligen Falschmünzer und Zuchthaussträfling, der zum lebendigen Glauben gekommen war, weithin bekannt als ,,Ohm Michel". Der predigte oft: ,,Keiner braucht zu verzagen! Der mich gerettet hat, ist auch dein Retter". - Rahab hatte schwere Hindernisse zu überwinden auf ihrem Weg zum Glauben. Sie war umgeben von lauter ,,Ungläubigen". Die Kunde vom Durchzug der Kinder Israel durch das Rote Meer war zu allen Einwohnern Jerichos gedrungen. Es war auch auf alle ein Schrecken gefallen. Aber keiner von ihnen war durch diese Tatsache zum Glauben an Gott gekommen. Alle verharrten im Unglauben. Rahab jedoch kam inmitten all der Ungläubigen zum Glauben. Daß wir uns doch nie durch ungläubige Verwandte und Bekannte vom Glauben abschrecken ließen. - Sehr erschwerend war für Rahab auf dem Wege zum Glauben die damit verbundene Lebensgefahr. Die Kundschafter waren erkannt worden. Alle Häuser wurden abgesucht. Hätte man sie bei Rahab gefunden, so wäre es um ihr Leben geschehen gewesen. Auch für uns kann es Glaubensproben geben, mit denen Lebensgefahr verbunden ist. Bei uns geht es um ewige Rettung und ewigen Untergang. Rahabs Beispiel soll uns ermutigen.





A.Christlieb ...da sie die Kundschafter freundlich aufnahm. Hebr. 11, 31

Der Umstand, daß die Kundschafter ihr völlig fremd waren und einer anderen Nation angehörten, hätte Rahab zu einem kühlen Empfang veranlassen können. Sie handelte aber im Glauben. Und der Glaube ist nie lieblos, auch Fremden gegenüber nicht. Der Glaube lehrt über die Verschiedenheit der Nationalität hinwegsehen, denn Gottes Erbarmung gilt allen Menschen, auch den braunen, gelben und schwarzen Menschen. Am bedeutsamsten ist der Umstand, daß Rahab die Männer freundlich aufnahm, obwohl sie wußte, daß dieselben ihr Vaterland verderben würden. Man könnte der Rahab daraus den schweren Vorwurf machen, sie habe keine Vaterlandsliebe gehabt; es sei schändlich von ihr gewesen, die Kundschafter zu verstecken, statt sie auszuliefern. Für ihre elende Verräterei habe Rahab schimpflichen Tod verdient. Nun, die Sache lag etwas anders. Rahab hatte von Gott Licht darüber empfangen, daß ihr Land verloren sei. Die Auslieferung der Kundschafter hätte den göttlichen Plan nicht vereitelt. Jericho war nicht mehr zu retten. So darf man es ihr nicht übelnehmen, daß sie bei dem unabänderlichen Gericht auf die eigene Rettung sowie auf die der Familie bedacht war. Dadurch hat sie wenigstens einem Teil der Einwohner Jerichos das Leben gerettet. Mehr konnte sie nicht schaffen. Was also unpatriotisch schien, war im Grunde doch nützlich und dem Vaterland dienlich, soweit das möglich war. Der Glaube bewahrt unter Umständen vor völlig zweckloser Verteidigung des eigenen Landes. Ob der menschliche Ehrbegriff, der zu ehrenvollem Untergang zwingt, wenn man das Vaterland nicht retten kann, i n j e d e m F a l l e dem göttlichen Willen entspricht, ist noch die Frage. Wenn einzig menschlicher Ehrgeiz oder blinder Haß dazu treibt, ist diese Stellung gewiß nicht richtig. Wenn es sein muß, gibt der Glaube uns auch Liebe ins Herz zu solchen Feinden, die Gott zur Vernichtung unseres Vaterlandes gebrauchen wollte (was Gott verhüten möge!).





A.Christlieb Durch den Glauben war Rahab nicht verloren. Hebr. 11, 31

Der Glaube Rahabs glich zunächst nur einem glimmenden Docht. Aber es war doch echter Glaube, der in klarer, fester Überzeugung ein Dreifaches erfaßte. Erstens: ,,Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden" (Josua 2, 1-13). Rahab spricht zunächst: e u e r Gott. Sie mag, ähnlich wie der Feldhauptmann Naemann, anfangs in dem Irrtum befangen gewesen sein, der Gott Israels sei einer der Volksgötter, wie die Heiden sie haben, nur ein viel mächtigerer als andere. - Aber dieser erste Glaubensblick erweiterte sich. Rahab spricht: ,,Ich weiß, daß der Herr euch das Land gegeben hat." Sie erkennt nicht nur die Überlegenheit des Gottes Israels, sondern weiß im Glauben um den vollen Sieg Israels über alle Kanaaniter. Diese Erkenntnis war für Rahabs natürliches Herz bitter und schwer. Jeder Mensch hat sein Vaterland lieb und wünscht ihm im Kriegsfall den Sieg. Rahab hätte den Kundschaftern sagen können: Ich hoffe doch noch, daß die Unsern über euch Herr werden. Wir haben viel bessere Waffen, kriegsgeübte Kämpfer, sogar Riesen und unbezwingbare Festungen. Aber ihr Glaube läßt sie sagen: Gott hat es jetzt so geordnet, daß ihr unser Land einnehmen sollt. Ich lasse den Rat Gottes bestehen und wehre mich nicht dagegen. - Endlich erkannte Rahab durch den Glauben das G e r i c h t, welches ihrem ganzen Volk bevorstand. Sie wußte, daß ein Vernichtungskrieg bevorstand, in welchem sie mit ihrer ganzen Verwandtschaft rettungslos verloren sei, wenn sie nicht besondere Gnade finde. Gott wirke in unseren Herzen, die wir die volle Erkenntnis seiner Offenbarung besitzen, den wahren Glauben. Dann werden wir an jedem Ort und in jeder Lage seine Allmacht schauen, uns des endlichen Sieges seines Reiches trösten und einst mit der ganzen Gemeinde der Gläubigen teilhaben an dem Sieg des Herrn Jesu, wenn er die Königsherrschaft Gottes aufrichtet.





D.Rappard Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen. Hebr. 11,31.

Wir haben unser Kapitel unsere A h n e n - G a l e r i e genannt, weil wir Kinder sein möchten der Väter im Glauben. Aber wie steht's mit dem Porträt, das uns heute vor Augen gemalt wird? Wollen wir auch eine Rahab gern als Stammutter anerkennen? Ich meine: Ja. Denn Jesus hat sich nicht geschämt, sie in seiner irdischen Ahnenreihe zu haben, und Er hat sich auch nicht geschämt, u n s s e i n e B r ü d e r z u h e i ß e n.

Was hat Rahab durch ihren Glauben erlangt?

1. Sie w a r d n i c h t v e r l o r e n m i t d e n U n g l ä u b i g e n. - Nicht verloren werden (Joh. 3, 16), das ist die wichtigste Folge unseres Glaubens. Bei Rahab bedeutete es zeitliche und ewige Rettung.

2. S i e w u r d e e r n e u e r t. - Ihre Schande ist auf ewig getilgt, ja sie ist verwandelt in Ehre, dadurch, daß sie eingereiht wurde in das heilige Geschlecht.

3. S i e w u r d e d a s W e r k z e u g z u r R e t t u n g i h r e r F a m i l i e. - Das r o t e S e i l, das sie in ihr Fenster knüpfte, wurde das Wahrzeichen ihres Hauses, zum Heil aller seiner Bewohner.

4. S i e w u r d e e i n D e n k m a l d e r G n a d e. - An ihr erfüllte es sich: Solche sind euer etliche gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unseres Gottes (1. Kor. 6, 11).

O, daß ich arm und elend bin, Will ich nun jedem gerne sagen; Mein ganzer Reichtum steht darin, Daß Deinen Namen ich darf tragen.





C.H.Spurgeon ,,Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich aufnahm." Hebr. 11, 31.

Der Glaube der Rahab war ein rettender Glaube. Alle die Personen, die im 11. Kapitel erwähnt sind, wurden ohne Zweifel durch den Glauben gerettet; aber von keinem wird speziell gesagt, daß er nicht verlorenging wegen des Glaubens; während es ausdrücklich von der Rahab heißt, sie sei mitten unter der allgemeinen Zerstörung von Jericho einzig und allein durch ihren Glauben gerettet worden. Und ohne Zweifel war ihre Rettung nicht nur zeitlicher Art, nicht nur eine Errettung ihres Leibes vom Schwert, sondern auch eine Erlösung ihrer Seele von der Hölle. O! welche Macht hat der Glaube, wenn er eine Seele errettet vom Abgrund! So mächtig ist der Strom der Sünde, daß nur der starke Arm Gottes einen Sünder von dem Schlund der schwarzen Verzweiflung, dem er entgegentreibt, zurückhalten kann. Das tut der Glaube. Er errettet den Sünder von dem Pfuhl der Sünde, er ergreift die Allmacht des Geistes Gottes, und rettet den Menschen von dem Strudel des Unterganges, dem seine Seele entgegeneilt.

Welch eine große Sache ist es, eine Seele zu retten! Du kannst diese große Sache nur verstehen, wenn du anderen Menschen schon als Retter gedient hast. Jener hochherzige Mann, der einst bei einem Brand eines Hauses eine brennende Treppe erstieg und, beinahe erstickt vom Rauch, in ein Oberzimmer eindrang, ein kleines Kind aus dem Bett nahm und eine Frau aus dem Fenster riß, beide in seine Arme nahm und sie errettete unter Gefahr seines Lebens - er wird euch sagen können, welch große Sache es ist, einem Mitmenschen zur Rettung zu verhelfen. Aber was es heißt, eine Seele erretten - das kann nur unser Herr Jesus Christus sagen - denn Er ist der einzige Retter und Heiland, den es für die Sünder gibt. Und bedenke, du kannst erst dann ermessen, welch großes Ding es um den Glauben ist, wenn du den unendlichen Wert der Rettung einer Seele bedenkst.

"Nun, durch den Glauben wurde die Hure Rahab gerettet." Wer kann die Länge und Breite des Wortes Rettung ermessen? Es war eine große Tat, welche der Glaube vollzog, als er diese unreine Frau in Sicherheit brachte.

Bist du dir selbst zur Last? Bist du eine von Rahab's Schwestern, der Sünde und Schuld nach? Armer Sünder! fasse Mut. Rahab wurde selig gemacht, und auch du kannst noch selig werden, wenn Gott dir Buße schenkt. Derselbe Glaube, welcher die Rahab errettete, kann auch dich retten.

Mußt du dir selbst sagen: ich weiß, ich habe an sich kein Recht, unter ehrlichen und keuschen Leuten zu sein. So sage ich trotzdem, du bist willkommen und hast ein heiliges Anrecht zu den Vorhöfen der Gnade; denn Sünder werden hierher eingeladen, und du fühlst dich als Sünder. Glaube du an Christus, und du wirst, wie Rahab, nicht umkommen mit den Ungläubigen, sondern sollst selig werden.

Freilich wird mancher denken: "Aber wenn man so redet, und die Leute so einlädt, so wird ja das Evangelium zu einer Art Freistätte für lauter schlechte Leute, wo die schlechtesten Menschen hinfliehen und noch selig werden mögen."

Diese Einwendung hat schon Celsus, ein bitterer Feind des Christentums, im dritten Jahrhundert gegen den Kirchenvater Origenes geäußert. Origenes hat ihm folgendes erwidert: "Es ist wahr, das Evangelium Christi ist eine Freistätte für Diebe, Räuber, Mörder und Huren. Aber wisse auch, es ist nicht bloß eine Freistätte, sondern auch zugleich ein Krankenhaus; denn es heilt ihre Sünden, befreit sie von ihren Krankheiten, und sie sind nachher anders, als sie vor der Annahme des Evangeliums gewesen sind."

Ich fordere niemand auf, zu Christus zu kommen und dann in der Sünde zu beharren. Das wäre ebenso eine Sünde. Aber ich lade die Menschen ein, zu Christus zu kommen, damit Er sie von ihren Gewissenswunden, wie von ihren Sündenketten, und überhaupt von ihrem ganzen alten Menschen frei macht. Ich wiederhole es daher, die größten Sünder sind dem Heiland willkommen, ebenso wie die edelsten Heiligen. Die Quelle, gefüllt mit seinem Blut, wurde eröffnet für die Unreinen; das Kleid Christi wurde gewoben für die Nackten; der Balsam auf Golgatha wurde bereitet für die Kranken; das Leben erschien in der Welt, die Toten aufzuwecken. Und o! möge Gott auch schuldbeladenen und zugrunde gehenden Seelen den Glauben Rahabs geben, so werden sie auch ihre Seligkeit erfahren, und sie werden mit ihr dort drüben stehen und in weißen Kleidern das endlose Halleluja singen zum Preise Gottes und des Lammes.





Ch.Spurgeon "Durch Glauben kam Rahab, die Dirne, nicht mit den Ungehorsamen um, weil sie die Kundschafter mit Frieden aufgenommen hatte." Hebräer 11,31

Rahabs Glaube war kein schlummernder oder toter Glaube. Als sie glaubte, begann sie zu denken. Einige Leute werden bei großen Evangelisationsveranstaltungen bekehrt, und mir scheint, als hätten sie entweder kein Gehirn, oder die Gnade ist nie in ihren Kopf geraten. Ihr müßt ihnen viel christliche Betriebsamkeit bieten, sonst werden sie euch verlassen. Wenn ihr sie fragtet, was sie glauben, so würden sie es nicht wissen und auch nicht imstande sein zu sagen, warum sie glauben. Sie glauben wahrscheinlich, weil andere Menschen glauben. Der Prediger ist eifrig, sie hören ihn gern, daher ihr Glaube. Einen vernünftigen Grund haben sie nicht.

Wollte Gott, wir hätten ein großes Heer von nachdenkenden Gläubigen, denn dann würden Ritualismus und Rationalismus weit weniger Schaden anrichten! Rahab war eine nachdenkende Frau und hatte ihr eigenes System der Theologie. Sie kannte die Vergangenheit, sie kannte die Geschichte vom Roten Meer und von Og und Sihon. Sie wußte etwas davon, daß Gott in seinem Bund verheißen hatte, das Land den Israeliten zu geben, und daraus schloß sie auf die Gegenwart. Sie nahm als Tatsache an, daß Gott der Herr im Himmel und auf der Erde sein müsse, und zog daraus ihren Schluß für die Zukunft. So hatte sie eine Lehre über die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft. Aber nicht nur ihr Verstand war tätig, sondern sie wurde zu einer aktiven Entscheidung für den Herrn geführt. Sie dachte: Gott ist gegen diese Stadt, und sie wird zerstört werden. Ich werde umkommen, wenn ich gegen Gott bin. Deshalb will ich mich auf seine Seite stellen und die Partei seines Volkes ergreifen. Ich möchte fortan nicht mehr eine Bürgerin Jerichos sein und sage mich von der Treue gegen seinen König los. Sie betrachtete sich als Israelitin und handelte als solche. Mögen wir einen Glauben haben, der unseren ganzen Menschen durchdringt, unser Urteil leitet, unseren Verstand erleuchtet und uns entschieden für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten läßt.





J.Kroeker Vom wahren Gottvertrauen.

"Um ihres Glaubens willen kam Rahab, die Dirne, nicht um mit den Ungläubigen, weil sie die Kundschafter mit Frieden aufgenommen hatte." Hebr. 11,31.

Als Israel sich durch Josua in sein verheißenes Erbe geführt sah, fand es daselbst keine Völkergeschichte mehr, sondern bereits Königsgeschichten. Auf so einem kleinen Raum wie die Jordan-Talebene fünf Könige! In dem ganzen kleinen Ländchen Palästina herrschen einunddreißig Könige. Das war bezeichnend für jenes Volk und Land, das jetzt der Erbbesitz Israels werden sollte. Die Erde als Gottes Schöpfung war zum Schauplatz menschlicher Machtgröße und gegenseitiger Befehdung und Versklavung geworden. Israel war berufen, sie in jenem kleinen Teil, das seinen Erbbesitz bilden sollte, wieder dem Herrn zu weihen und zu einem Altar Gottes zu erheben. Durch ein geheiligtes Volk sollte auch wieder ein geheiligtes Land entstehen, und zwar zum prophetischen Zeugnis, dass nicht nur die Völker, sondern auch die Erde unseres Gottes ist und Ihm dienen soll in Wahrheit und Gerechtigkeit.

Als der König von Jericho von der Ankunft der Kundschafter hörte, da verlangte er von Rahab, die sie aufgenommen hatte, die Herausgabe derselben. Diese jedoch täuschte ihn und verbarg dieselben unter den Flachsstängeln, die sie auf dem Dach ihres Hauses aufgeschichtet hatte. Das Entscheidende bei ihr war jedoch, dass in ihrer Seele ein Glauben geboren worden war, der sich stärker erwies als ihre Liebe zur Heimat und zu ihrem Volk. Denn in weltgeschichtlichem Sinne war sie eine gemeine Verräterin. Sie dachte aber offenbar nicht an das Verräterische ihrer Handlung, sondern vor ihrer Seele stand das Bild des lebendigen Gottes und die Zukunft Israels. Daher sprach sie zu den beiden Männern: "Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat und alle Bewohner des Landes aufgelöst sind vor euch ... Denn der Herr, euer Gott, - Er ist Gott im Himmel in der Höhe und auf Erden in der Tiefe." Von diesem ihren Glauben und Bekenntnis aus muss daher auch ihre Tat bewertet werden. Sie beugte sich unter das Gericht, das über ihr Volk gekommen war, und glaubte an die Zukunft jenes Volkes, das der Herr sich berufen hatte.

Rahab ließ die Kundschafter durch ein Fenster an der Stadtmauer herunter und rettete sie vor dem Untergang. Diese schworen ihr, dass bei der Einnahme der Stadt an sie und ihr Vaterhaus gedacht werden würde. Als Erkennungszeichen ließ sie seit der Stunde einen roten Faden im Fenster hängen, der später so wesentlich zu ihrer Rettung beitrug. Denn in jeder von Gott gewirkten und vom Glauben erlebten Rettung sind ja nicht die Mittel entscheidend, sondern allein der, der jedes Mittel in Segen für uns verwandeln kann.





J.MacArthur "Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungehorsamen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte" (Hebr. 11,31).

Rahab demonstriert die Tiefe und Weite der staunenswerten göttlichen Gnade.

Unser letzter alttestamentlicher Glaubensheld passt so gar nicht in unsere Liste. Rahab war nicht nur eine Prostituierte, sie war auch eine Heidin - sogar eine Kanaaniterin.

Die Kanaaniter waren ein götzendienerisches, ausschweifendes Volk, das selbst unter den Heiden wegen seiner Unmoral und Grausamkeit verschrien war. Doch mitten in einer so schlechten Gesellschaft kam Rahab zum Glauben an den Gott Israels.

Josua 2,9-11 berichtet von ihrem Glaubensbekenntnis vor den zwei Männern, die Josua als Spione nach Jericho geschickt hatte: "Ich habe erkannt, dass der Herr, euer Gott, euch das Land gegeben hat und dass der Schrecken vor euch auf uns gefallen ist, so dass alle Bewohner des Landes vor euch mutlos geworden sind. Denn wir haben gehört, dass der Herr die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt und was ihr den beiden Königen der Amoriter getan habt, die jenseits des Jordan waren, dem Sihon und dem Og, an denen ihr den Bann vollstreckt habt. Als wir das hörten, zerschmolz unser Herz und in keinem blieb noch Mut euch gegenüber. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde."

Rahab bewies die Echtheit ihres Bekenntnisses, indem sie ihr Leben riskierte, als sie die beiden Spione vor dem König von Jericho versteckte, als dieser sie suchen ließ. Weil sie log, als sie die Kundschafter versteckt hatte (die Verse 4n5), bezweifeln manche die Echtheit ihres Glaubens. Wahre Gläubige würden doch bestimmt nicht so lügen, oder?! Abraham tat es. Sarah tat es. Isaak tat es. Jakob tat es. Wichtig ist nur, dass Gott ihren Glauben ehrte, nicht ihre Verirrungen.

Wie bei allen Glaubenshelden bisher war auch Rahabs Glaube nicht perfekt, auch kannte sie Gottes Moralgesetz nur äußerst mangelhaft. Aber weil sie auf Gott vertraute, wurde sie bei der Eroberung Jerichos verschont und noch größere Ehre wurde ihr zuteil: Sie wurde die Mutter des Boas, der Ruth heiratete, die Urgroßmutter Davids. Dadurch kam sie in die Ahnenreihe unseres Herrn Jesus Christus (Matth. 1,5).