Hebr 11,27
A.Christlieb
Durch den Glauben verließ Mose Ägypten. Hebr. 11, 27
Berge von Hindernissen standen dem Ausgang Israels aus
Ägypten im Wege. Mose hat sie im Glauben versetzt. Wir
wollen auf drei Haupthindernisse sehen, die er überwand. Bei
seiner Berufung sagte Mose: ,,Ach, mein Herr, ich bin je und
je nicht wohl beredt gewesen, auch nicht zu der Zeit, da du
mit deinem Knecht geredet hast, denn ich habe eine schwere
Sprache und eine schwere Zunge" (2. Mose 4, 10). Mag es
auch demütige Bescheidenheit gewesen sein, die seine Redegabe
für mangelhaft erklärte: bei Mose lag an diesem Punkt
zweifellos eine gewisse Schwäche vor. Aber sein Glaube
machte diesen Mangel mehr als wett. Es gibt Menschen, die
haben große Zungenfertigkeit; im Reich Gottes aber haben sie
damit wenig, oder nichts, oder gar Schaden angerichtet.
Gottes Augen sehen nach dem G l a u b e n. - Ein zweites
Hindernis war für Mose der ,,Grimm des Königs." Wutentbrannt
hatte er schon bei der ersten Aufforderung, Israel ziehen zu
lassen, geschrien: ,,Wer ist der Herr, dessen Stimme ich
hören müßte?" Zuletzt hatte er Mose gedroht: ,,Hüte dich,
daß du nicht mehr vor meine Augen kommst." Wie mußte dieser
Wüterich erst toben, wenn er hörte, daß ihm all die Millionen
billiger Sklavenkräfte für immer entführt sind. Mose aber
fürchtete im Glauben nicht den Grimm des Königs. - Ein
letztes schweres Hindernis war für ihn der Unglaube des
Volkes. Lange Zeit wollte es gar nicht glauben, daß die
Stunde der Befreiung geschlagen habe. Bei den meisten hatte
das harte Sklavenlos zu stumpfsinniger Ergebung in das
unabänderliche Geschick geführt. Aber auch dieses Hindernis
hat der Glaube von Moses überwunden. Er ließ sich durch den
Unglauben nicht entmutigen, sondern kämpfte, betete und
glaubte weiter, bis er das Volk hinausführen durfte - im
Glauben.
"Wirf ab dein müdes Grämen, Gott ist die größte Macht;
Es kann dir niemand nehmen, Was er dir zugedacht."
A.Christlieb
Er fürchtete nicht des Königs Grimm. Hebr. 11, 27
Als Petrus sich für stark hielt, bekam er Angst vor einer
Magd und verleugnete. Als Mose sich für ganz untauglich
hielt, sein Volk zu retten, bekam er den Mut, vor Pharao
hinzutreten, ohne seinen Grimm zu fürchten. Diese
Furchtlosigkeit wird noch herrlicher, wenn wir die näheren
Umstände betrachten, unter denen Mose mit dem König zu
verhandeln hatte. Da ist zunächst zu bedenken, daß Mose am
königlichen Hof im Schuldbuch stand. Als er vor 40 Jahren
den Ägypter erschlagen hatte, war Pharao zornig auf ihn
geworden und wollte ihn töten. Selbst wenn wir annehmen,
daß inzwischen ein anderer König den Thron bestiegen hatte,
mochten noch genug Leute am Leben sein, die um die Sache
wußten und Mose anzeigen konnten. - Sodann traf Mose den
Pharao an einer besonders empfindlichen Stelle. Er hatte ihm
den Befehl zu überbringen, Israel ziehen zu lassen. Pharao
aber hatte an Israel ein großes Heer von Sklaven, die
ihm Vorratsstädte bauten. Nun geraten die Menschen am
schlimmsten in Wut, wenn man an ihr Vermögen tastet und
gar befiehlt: Laß los! Da verstehen sie keinen Spaß. Nun
erst diesen finsteren Tyrannen anzugehen, bei dem ein
Menschenleben nichts galt! Wahrlich, Mose hätte Ursache
gehabt, sich zu fürchten. Aber - im Glauben fürchtete er
n i c h t des Königs Grimm! - Endlich kannte Mose die
ungeheuren Gewalten, die Pharao umgaben. Er wußte um die
militärische Macht, wohl die größte der damaligen Welt. Er
erinnerte sich auch der finsteren Kräfte, die dem Pharao durch
seine Zauberer zur Verfügung standen: bedrohliche Gewalten.
Im Glauben aber hat Mose alle diese Beängstigungen überwunden.
Weder der Umstand, daß er in Ungnade gefallen, noch der Ärger
des Königs über den empfindlichen Verlust, noch die Mächte um
den Thron her ließen ihn erzittern. Welchen Mut kann doch
der Glaube verleihen!
A.Christlieb
Mose hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.
Hebr. 11, 27
Wieviel hängt doch davon ab, ob wir den richtigen Blick
haben. Wenn Esau die Linsensuppe ansieht statt seines
Erstgeburtsrechtes; wenn die Kundschafter nur auf die
Enaksriesen und die ,,himmelhohen" Festungsmauern schauen;
wenn Saul auf die davonlaufenden Krieger blickt, statt
Ausschau nach Samuel zu halten, so ist das arge Torheit.
Mose hat sich deren nicht schuldig gemacht. ,,Er hielt sich
an den, den er nicht sah, als sähe er ihn." - Zunächst faßte
er Gottes Leiten fest ins Auge. Ohne Wanken hielt er daran
fest: Gott lenkt mich Schritt für Schritt. Wie Elia auf dem
Karmel sagte: ,,Dies alles habe ich nach Gottes Willen
getan", so wußte Mose bei jeder Begegnung mit Pharao: diesen
Weg habe ich mir nicht selber ausgesucht. Hier stehe ich im
Auftrag und auf Befehl Gottes. Diese Gewißheit gab ihm große
Kraft. - Und damit war ein Zweites verbunden. Er war sich
bewußt, in G o t t e s S c h u t z zu stehen. Wenn Pharao
ihn mit zornfunkelnden Augen anblitzte, so wußte Mose gewiß:
dieser Mensch kann mir nichts anhaben. Er darf mir kein
Haar krümmen. Gott, der Allmächtige, deckt mich. Der
Glaubensblick auf den Unsichtbaren stärkte ihn mehr, als wenn
er eine Schutztruppe von handfesten Männern um sich gesehen
hätte. - Und endlich: Als Mose zum erstenmal auszog, um in
eigener Kraft die Befreiung seines Volkes einzuleiten, ist
er jämmerlich zuschanden geworden. Zu diesem zweiten
Unternehmen mußte Gott den Widerstrebenden förmlich zwingen.
Dann aber ging Mose auch - im Glauben. Er war des g ö t t l
i c h e n S e g e n s und Wohlgelingens so gewiß, wie später
der König Josaphat, der auf dem Weg zum Schlachtfeld schon
Dankes- und Siegeslieder anstimmen konnte. Kennen wir
solchen Glaubensblick?
W.Nee
Aus Glauben verließ er Ägypten, ohne sich vor dem Grimm des
Königs zu fürchten; denn er hielt fest an dem Unsichtbaren,
als ob er ihn sähe. Hebräer 11,27.
Bei der Zubereitung seiner Diener verfährt Gott sehr
gründlich. Denken wir an die vielen Lektionen, die Mose
gegeben wurden, um ihn fähig zu machen, Israel aus Ägypten
zu führen. Sein Leben begann damit, daß er aus dem Wasser
gezogen wurde, und diese Tatsache wurde ihm durch seinen
Namen immer vor Augen gehalten. Dieser sein erster Exodus
war schon ein erster Sieg über den Tod. Als nächstes mußte
er eine bewußte Entscheidung treffen: als er den Palast
des Pharao verließ und damit erklärte, daß auch die Welt
keine Gewalt über ihn hatte. Es folgte ein Abstieg in die
Abgeschiedenheit - vierzig lange Jahre lebte er, der Begabte,
im Verborgenen, dem Blick entzogen. Erst dann erging - im
brennenden Busch - wieder der Ruf an ihn, einen weiteren
Exodus zu vollziehen, diesmal aus Schwachheit und Verbannung
zu einer Führerstellung und neuer Macht als Israels Befreier.
Denn nur einen so vielfältig geprüften Menschen, in dem das
Ich, die Welt und der Tod zunichte gemacht waren, konnte Gott
dazu gebrauchen, die führende Rolle bei Israels eigener
Befreiung zu spielen.