Hebräerbrief

Hebr 7,15 J.Kroeker Vom Hohenpriestertum Christi.

"Und in noch reicherem Maße ist dies ersichtlich, wenn nach der Ähnlichkeit Melchisedeks aufgestellt wird ein anderer Priester, welcher es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach Kraft unauflöslichen Lebens. Denn Ihm wird bezeugt: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks." Hebr. 7,15.

Dem vom Gesetz bestellten Priestertum gegenüber steht Christus in der Verwirklichung seines melchisedekschen Priestertums. Dieses Priestertum trug einen übergesetzlichen Charakter. Wir kennen Melchisedek als einen König von Salem (- Schalom - Friede) und als einen Priester El Eljons, d.h. des allerhöchsten Gottes aus den Tagen Abrahams. Schon in jenen uralten Zeiten war sein Leben der große Glaubensversuch, priesterliches Dienen und königliches Regieren so miteinander zu verbinden, damit innerhalb seines Herrschaftsbereichs Gerechtigkeit und Friede einander küssen sollten.

An diesen priesterlich-königlichen Dienst Melchisedeks knüpft der Hebräerbrief an. Er vergleicht mit demselben den königlichen Hohenpriesterdienst Christi in der Gegenwart. Melchisedek diente nicht auf Grund gesetzlicher Bestimmungen. Sein Dienst wurzelte in der Hoheit, Vollmacht und Hingabe seiner absoluten innerlichen Persönlichkeit.

Jesus als der Christus Gottes ist mithin ähnlich wie Melchisedek in seiner Stellung vor Gott und in seinem Priesterdienst innerhalb der Jüngergemeinde das, was Er auf Grund seines inneren Seins als Sohn und kraft empfangener Vollmacht als Messias ist. Er war und ist nicht ein Priester auf Grund gesetzlichen Bestimmung. Dauernd fragten einst zwar Pharisäer und Schriftgelehrte nach dem gesetzlichen Recht, auf Grund dessen Jesus lehrte und diente. Vielleicht lauter als je fragt auch heute Wissenschaft, Religionsgeschichte und völkische Frömmigkeit, woher dieser Christus Gottes das Recht hat, für sich allein den Anspruch zu erheben, den Menschen der Weg zum Vater zu sein.

Er hat dieses Recht auf Grund seiner Sohnesstellung vor Gott. Er hat es kraft seiner Geistesvollmacht, in der Er sich in seinem Priesterdienst als ein Herr aller Dinge erweist. Es gab für ihn in den Tagen seines Fleisches und es gibt für ihn in seinem gegenwärtigen königlichen Hohenpriesterdienst kein Gebiet des Lebens, dem Er ohnmächtig, ohne Vollmacht gegenüberstände. In der Person unseres Hohenpriesters verbindet sich mithin Priestertum und Königtum zu gemeinsamen Dienst. Seine priesterliche Seite offenbart sich in seinem Stehen im Volk mit seinen Schwachheiten und Irrungen, mit seinem Ringen und Sehnen. Seine königliche Seite offenbart Er in seinem Stehen über dem Volk, um ihm auf allen Gebieten zum Erlöser zu werden.