Hebr 1,3
S.Keller
Hebr. 1, 3: «... er hat gemacht die Reinigung unserer
Sünden durch sich selbst ...»
Von wievielen Gesichtspunkten aus man diesem Gedanken sich
naht, es bleibt doch wie bei einer Hochalpe - etwas Schweres
übrig, eine anstrengende, bemühende Steigung. Man muß mit
dem gläubigen Herzen die Wirklichkeit der Gottesgeheimnisse
erleben und kann sie als eine befreiende Kraft erfassen, aber
verstandesmäßig läßt sich das Wunder der Versöhnung nicht
fassen. Ohne Anstrengung, ohne Herzklopfen und Atemmangel
kommt man nicht zur Höhe des Berges. So haben wir etwas
durchzumachen, etwas dranzuwenden, bis der Glaube sein Ziel
erreicht und die Gnade uns rechtfertigt. Jesus hat auch sein
Ziel nicht spielend erreicht, sondern sterbend, unter Hingabe
seiner ganzen Persönlichkeit, unter Einsetzen seiner reinen
Seele. Sollten wir um des seligen Erfolges willen nicht auch
etwas drangeben können? Vorurteile, Sündenliebe, Trägheit
und Unentschlossenheit - das muß weg, wenn wir die Reinigung,
die Befreiung von der Sünde erfahrungsgemäß unser eigen
nennen wollen. Die Sache ist umsonst; nur der Weg dahin
kostet uns etwas. Wer da sich nicht Gewalt antun mag, der
bleibe im Tal, wo die Dünste der Sünde den Blick hemmen
und wo man unter dem Druck der Schuld bleibt.
Nein, zieh uns, Herr Jesus! Treib uns auf aus der
Schlaffheit und Selbstverliebtheit, die sich vor dem Gericht
deines Reinigungswerkes scheut. Wir haben die Reinheit
nötig. Hilf uns zum lebendigen Glauben und Nehmen deiner
Gnade. Amen.
J.Kroeker
Vom Hohenpriestertum Christi.
"Welcher, da er ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit
und der Ausdruck seines Wesens und alles trägt mit dem Wort
seiner Kraft, nachdem Er durch sich selbst vollbracht hat die
Reinigung unserer Sünden, hat Er sich gesetzt zur Rechten der
Majestät in der Höhe." Hebr. 1,3.
Jedes einzelne Reden Gottes durch die Propheten wies
prophetisch über das Gegenwärtige hinaus und zwar hin auf
den Kommenden und auf das Zukünftige. Daher betont der
Schreiber des Hebräerbriefes so ungemein klar: was einst
nur bruchstückartig, durch Zeiten unterbrochen, durch die
Menschlichkeit der einzelnen Propheten getrübt war, es wird
alles übertroffen durch den Sohn. Daher: "am Ende der Tage
hat Er zu uns geredet durch den Sohn."
Dieser Sohn ist ihm der Abglanz seines Vaters. Er ist ihm
das Fleisch gewordene Wort des Vaters. In diesem Sohn
spricht nicht mehr ein ungetrübtes Evangelium, eine durch
menschliche Schwachheit unterbrochene Gotteskraft. In diesem
Sohn spricht Gott in der ganzen Fülle seines Erbarmens,
seiner Majestät und seiner Erlösung. Denn durch den Sohn
ist nicht ein einziger Strahl von der Majestät des Vaters
gebrochen worden. Durch den Sohn ging keine Kraftmitteilung
des Vaters zu unserem Heil verloren. Durch den Sohn ist die
ganze Fülle Seiner Barmherzigkeit offenbar geworden, sodass
eines Tages selbst das Kreuz die verkörpertste, die
allergrößte Sprache der Barmherzigkeit Gottes wurde.
Darum betont im Blick auf die Gottesoffenbarung in der
Vergangenheit der Hebräerbrief so stark die Offenbarung
des Vaters durch den Sohn. Diesen Sohn dolmetscht er als
den Abglanz Seiner Herrlichkeit, der Doxa Gottes. Der
Herrlichkeitsbegriff der Schrift deckt sich eigentlich
nicht ganz mit dem, was wir mit dem Begriff verbinden. Der
Herrlichkeitsbegriff sowohl im Alten als auch im Neuen
Testament ist immer wieder die Zusammenfassung der ganzen
Gottesfülle, wie sie sich im Laufe der Zeitalter und vor
allen Dingen in der Person unseres Heilandes Jesu Christi
hat offenbaren können. Der Verfasser nennt Christus hier den
Abglanz Seiner Herrlichkeit und den Charakter Seines Wesens.
Gewiss, Jesus war der Sohn und Jesus bleibt der Sohn dem
Vater gegenüber. Und doch wagte Er in den Tagen seiner
Knechtsgestalt zu sagen: "Philippus, wer mich sieht, der
sieht den Vater!" Der Gottesbegriff, der Begriff der
Barmherzigkeit, der Heiligung, des ewigen Erbarmens: alles
ist in der Person Jesu Christi nicht Begriff, nicht
Vorstellung, Idee geblieben, sondern Persönlichkeit,
Wirklichkeit geworden. Daher ist er der Charakter seines
Wesens. Im Sohn sehen wir den Vater in der ganzen Größe
seiner Majestät, seiner Barmherzigkeit und seiner Gegenwart.
Erst im Sohn sehen wir den Vater, wie Er sich auch uns
offenbaren will.
J.MacArthur
"Er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines
Wesens ist" (Hebr. 1,3).
Jesus Christus ist beides: Gottes Offenbarung und Gott
Selbst.
So wie die Strahlen der Sonne der Erde Licht, Wärme, Leben
und Wachstum geben, so ist Jesus Christus das herrliche
Licht Gottes, das in die Herzen der Menschen scheint. Als
"Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes" sehen wir in Christus
Gott selbst. Niemand kann Gott in Seiner vollen Herrlichkeit
sehen und niemand wird es je können. Die Ausstrahlung Seiner
Herrlichkeit, die uns erreicht, erscheint uns in der Person
Jesu Christi.
So wie die Sonne nie ohne ihren Glanz war und auch nie
von ihm getrennt werden kann, so war Gott nie ohne die
Herrlichkeit Christi und man kann Ihn auch nicht von ihr
trennen. Nie war Gott ohne Ihn und nie war Er ohne Gott und
nie und auf keine Weise kann Er von Gott getrennt werden.
Doch der Glanz der Sonne ist nicht die Sonne und so ist auch
in diesem Sinne die Herrlichkeit Christi in seinem Menschsein
nicht genau dasselbe wie Gott. Er ist voll und ganz Gott und
doch eine unterschiedliche Person in der Dreieinen Gottheit.
Der Herr selbst sagt: "Ich bin das Licht der Welt; wer mir
nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern
wird das Licht des Lebens haben" (Joh. 8,12). Als die
Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes kann Christus dies Licht
in dein und mein Leben übertragen, damit auch wir die
Herrlichkeit Gottes in einer dunklen Welt ausstrahlen.
Indem der Schreiber vom "Abdruck seines Wesens" spricht, um
Seine Beziehung zu Gottes Wesen zu verdeutlichen, benutzt
er einen Ausdruck, den man gewöhnlich mit dem Aufdruck auf
ein Siegel oder eine Briefmarke verbindet. Jesus Christus
drückte in Raum und Zeit auf alles, was Er war, sagte und
tat, das Siegel vollkommener Gottesebenbildlichkeit.
Wie wunderbar ist die Erkenntnis, dass Jesus Christus, der
sowohl der völlige Ausdruck Gottes war und genauso Gott
vollkommen unter uns Menschen offenbarte, in unser Leben
kommen kann, um uns Licht zur Erkenntnis Gottes zu geben.
Sein Licht ist die Quelle geistlichen Lebens. Und Sein Licht
gibt uns Ziel, Sinn, Freudigkeit, Frieden, Glück und
Gemeinschaft, einfach alles- und das für alle Ewigkeit.
J.MacArthur
"Er [Christus], der ...alle Dinge
durch das Wort seiner Macht trägt" (Hebr. 1,3).
Christus hält durch die Kraft Seiner Allmacht die ganze
Schöpfung aufrecht.
Wir gründen unser ganzes Leben auf der Konstanz der
Naturgesetze. Wenn etwa ein Erdbeben die normalen
Bedingungen und Handlungsabläufe ein wenig unterbricht, so
hat das verheerende Folgen. Könntest du dir vorstellen, wenn
Jesus Christus Seine bewahrende Macht über die Gesetze des
Universums aufgeben würde; denn "alles besteht durch ihn"
(Kol. 1,17)? Wir könnten nicht weiter existieren; unsere
Atome würden durch die Milchstraßen zerstieben.
Wenn Er die Gesetze der Schwerkraft auch nur für einen
Augenblick aussetzte, hätten wir keinerlei Haltepunkt mehr.
Wenn die Naturgesetze auch nur ein wenig variierten, wäre
unser Leben zu Ende. Unsere Nahrung könnte in Gift
verwandelt sein; wir flögen vielleicht in den Weltraum
hinaus oder wären den überflutenden Wellen der Weltmeere
preisgegeben. Ungezählte Schreckensdinge könnten geschehen.
Aber das Universum hat Bestand, weil Jesus Christus es erhält
und alle seine Bewegungen und Interaktionen steuert. Er
verbürgt den Zusammenhalt. Er ist nicht der deistische
"große Uhrmacher", der einst die Welt "aufgezogen" und dann
dem Zufall überlassen hat. Der Grund, weshalb das Universum
ein Kosmos und kein Chaos ist - ein geordnetes und
berechenbares System und kein zufälliges, unvorhersehbares
Durcheinander -, ist die erhaltende Macht Jesu Christi.
Das ganze Universum liegt in den Händen Jesu. Seine
unerforschliche Weisheit und Seine unerschöpfliche Kraft
zeigen sich in Seinem Weltenregiment. Und Er erhält alles
"durch das Wort seiner Macht". Der Schlüssel zur
Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 1 liegt in zwei Worten:
"Gott sprach". Gott sprach und es geschah.
Wenn ich über Christi Kraft, das Universum zu erhalten,
nachdenke, werden meine Gedanken auf die wunderbare
Verheißung in Philipper 1,6 gelenkt: "Ich bin ebenso in guter
Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen
hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi." Wenn
Christus ein Werk in deinem Herzen beginnt, lässt er es nicht
dabei. Er wird es beständig bewahren, bis zu dem Tag, an dem
Er dich in die sichtbare Gegenwart Gottes stellen wird. Ein
Leben, wie auch ein Universum, das nicht von Christus bewahrt
wird, ist chaotisch.