Hebräerbrief

Hebr 1,1 J.Kroeker Von der göttlichen Offenbarung.

"Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat Er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch seinen Sohn ..." Hebr. 1,1.

Wer überhaupt noch an die Möglichkeit göttlicher Offenbarung glaubt, dem steht fest, dass auch die Geschichtsperioden vor unserer christlichen Zeitrechnung nicht ohne Gottesoffenbarungen gewesen sind. Gewiss, die größte und vollendetste wurde der Menschheit in der Person Jesu. Was der "Sohn" uns brachte, konnten weder Mose noch die Propheten uns bringen. Erst der Sohn zeugte von der Sohnschaft und war in seinem Wort und Werk das Fleisch gewordene Evangelium des Vaters an die Welt. Insoweit aber Gesetz und Prophet, Welt und Geschichte bereits vor Ihm das Göttliche und Ewige aufzunehmen und es zu dolmetschen vermochten, sind auch sie der Welt zu Trägern göttlicher Offenbarung geworden.

Was aber einst das Leben einzelner und eines ganzen Volkes so reich gemacht hat an göttlichem Licht, an innerlicher Kraft, an hingegebenem Dienst, an weltüberwindender Glaubenszuversicht, das vermag auch uns zu dienen. Es will uns zu derselben Quelle führen, aus der Gesetz und Propheten ihr Licht schöpften. Denn jedes Bächlein in Gottes Schöpfung zeugt mit seinem Leben von der Quelle, durch die es genährt wird. Wenn wir nun in den Schriften des Alten Testamentes, d.h. der Väter und Propheten, solch einen Strom höheren Lebens rauschen hören, wie er inhaltlich sonst nirgends auch nur annähernd in der alten Weltliteratur zu finden ist, so ist uns das ein Beweis für seinen höheren, ja göttlichen Ursprung.

Ewiges kann nur vom Ewigen kommen. An sich stand auch Israel-Juda als Träger der alttestamentlichen Offenbarung in jeder Hinsicht nicht höher als die anderen semitischen Nachbarvölker. Wenn wir in diesem Volk nun auch den Vermittler dieses Stromes finden, so jedoch niemals seinen Ursprung. Die unsichtbaren Quellgebiete für den Offenbarungsinhalt auch des Alten Testamentes lagen nicht in der entwickelten Religiösität des israelitisch-jüdischen Volkes und in den prophetischen Trägern seiner Geschichte. Sie sind weit höherer Natur. Wohl war das israelitische Volk mit seinen Propheten je und je Empfänger, jedoch niemals Schöpfer seiner Offenbarungen. Soweit dieselben göttlich waren in ihrem Inhalt, waren sie göttlich auch in ihrer Quelle. Gott war der sich Offenbarende und Israel war sein Prophet. Nicht etwa Israels Glaube schuf sich Jahve als seinen Offenbarungsgott, der Gott der Offenbarung schuf sich in Israels Glauben den menschlichen Träger und Vermittler für seine göttliche Offenbarung.





J.Kroeker Vom Hohenpriestertum Christi.

"Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat Er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn." Hebr. 1,1.

So unbekannt der Verfasser des Hebräerbriefes auch geblieben ist, umso klarer ist sein Christuszeugnis. Wenn ich mich recht erinnere, war es Professor D.Deißmann, der in einem Kolleg zu uns sagte: "Streichen Sie doch aus den Briefen des Paulus seinen Christus und sagen Sie mir, meine Herren, wie viel bleibt dann noch von den einzelnen Paulusbriefen?" Wenn man das sagen kann im Blick auf die einzelnen Briefe des Paulus, im verstärkten Maße könnte man das sagen im Blick auf den Hebräerbrief. Er beginnt mit dem wunderbaren Vers, dass Gott gegenwärtig zu uns redet durch den Sohn, und er schließt mit jenem einzig schönen Wort: "Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit!"

So groß nun das Gestern unseres Christus auch gewesen, das Heute unseres Christus ist größer, und so groß das Heute unseres Christus auch ist, das Morgen unseres Christus wird noch unendlich größer sein. Das sah der Verfasser des Hebräerbriefes in der Person unseres erhöhten Herrn und Heilandes. Ist es nicht etwas Erhebendes, wenn er ohne große Einleitung den Lesern des Briefes zu bezeugen wagt: Vielfach und mannigfaltig hat Gott und zwar in den verflossenen Tagen zu uns geredet durch die Propheten und zuletzt hat Er zu uns geredet durch den Sohn!

So unbekannt uns leider der Verfasser auch geblieben ist, umso klarer ist das, was er uns vom Sohne zu verkündigen hat. Er dolmetscht uns Christus in der unvergleichlichen Erhabenheit seiner Sohnesstellung. Als Sohn ist Christus die Offenbarung Gottes schlechthin! Es hat zwar kein Zeitalter innerhalb der Heilsgeschichte gegeben, wo Gott dauernd geschwiegen hätte. Es war immer zunächst Gott, der in seiner Offenbarung hinabstieg zu uns, bevor wir in unserem Fall und in unserer Erdgebundenheit einen Weg zurück zu Gott fanden. Es war nie zunächst unser Weg zu Gott, den wir innerhalb der Heilsgeschichte gingen. Es war immer zunächst Gottes Weg zu uns, und zwar vermittels seiner Offenbarung.

Aber was Gott im alten Bund hatte geben können, war doch nur Stückwerk. Alles blieb unvollkommen und konnte niemanden zur Vollendung führen. Alles blieb im Advent stecken, ohne Weihnachten zu werden und zwar mit jener wunderbaren Botschaft: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren!" Solch eine Erfüllung der großen Gottesverheißungen konnte kein Prophet seinem wartenden Volk künden. Die Erfüllung wurde uns erst in Christus, dem Sohne voll Gnade und Wahrheit.





J.MacArthur Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn" (Hebr. 1,1-2).

Die Schrift ist der Hort der göttlichen Offenbarung.

Jahrzehntelang haben liberale Theologen die Bibel als Sammlung rein menschlicher frommer Gedanken und Ansichten missdeutet. Aber die Schrift ist viel mehr als das. In Wirklichkeit ist sie göttliche Offenbarung - die Selbstenthüllung Gottes, der sich durch den Heiligen Geist den menschlichen Schreibern zu erkennen gab. Der Mensch hätte nie etwas wissen können über Gottes Wesen, über Seine Absichten und Anordnungen, wenn Gott sich nicht selbst offenbart hätte. Genauso bliebe ihm die eigene Entstehung und der Sinn und Zweck seiner Existenz verborgen. Paulus sagt: ">Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.< Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist" (1. Kor. 2,9-10). Und in 2. Timotheus 3,16 fügt er hinzu: "Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit." Gott hat jedes Wort inspiriert und spricht auf jeder Seite zu uns.

In Hebräer 1 werden zwei Arten der Selbstoffenbarung Gottes genannt: die Offenbarung im Alten Testament ("ehemals") und im Neuen Testament ("im Sohn", Vers 2). Zuerst sprach Er im Alten Testament "vielfältig" durch die Propheten zu den jüdischen Vätern. Das bezieht sich auf alle Bücher des Alten Testaments. "Auf vielerlei Weise" bezieht sich auf die Formen Seines Redens: Visionen, Prophetie, Gleichnisse, Abbilder, Symbole, Zeremonien, Gotteserscheinungen und indem Er hörbar mit den Vätern geredet hat.

Zwischen dem Ende des Alten Testaments und der Ankunft Johannes des Täufers liegen etwa vierhundert Jahre, während derer Gott schwieg. Doch wurde dies Schweigen durchbrochen, als Johannes das Kommen Christi ankündigte. Von da an redete Gott durch Seinen Sohn. Die Evangelien berichten von Seinem Leben und Lehren. Die Apostelgeschichte zeigt die Ausbreitung Seiner Lehre durch die Apostel und die frühe Kirche; die Briefe wenden Seine Lehre auf das tägliche Leben an, und die Offenbarung berichtet von Seiner triumphierenden Wiederkehr und der Vollendung all dessen, was Gott verheißen hat. Ist es nicht großartig, Gottes Absichten mit dem Leben und der Geschichte kennen zu dürfen?





J.MacArthur "Gott ... hat am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, hat sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat" (Hebr. 1,1-3).

Christus steht über allen und über allem.

Der Hebräerbrief war an eine Hörerschaft gerichtet, die sich zusammensetzte aus jüdischen Christen, aus jüdischen Nichtchristen, die intellektuell von Jesus überzeugt waren, Ihn aber noch nicht angenommen hatten, und aus jüdischen Nichtchristen, die dem Evangelium ganz und gar nicht glaubten. Das Ziel des Schreibers war es, zu zeigen, dass Christus mehr ist als jeder und alles, was vor Ihm gewesen ist, seien es alttestamentliche Personen, Einrichtungen, Rituale oder Opfer. Im Besonderen stellt er Christus den Engeln, Mose, Josua, Aaron und der Priesterschaft, darüber hinaus dem Alten Bund und dem Opfersystem gegenüber. Die jüdischen Gläubigen brauchten diesen Blick auf den Vorrang Christi, weil die meisten von ihnen wegen ihres christlichen Zeugnisses Verfolgung litten. Einige standen in Gefahr, das Evangelium mit den jüdischen Zeremonien und Gesetzlichkeiten zu verwechseln oder in ihre vorige Ordnung zurückzufallen.

Wer intellektuell überzeugt, aber geistlich unentschieden war, hatte die Warnung nötig, nicht auf diesem Punkt stehen zu bleiben, sondern den Weg bis zum rettenden Glauben zu gehen. Sie standen in der Gefahr, die größte nur denkbare Sünde zu begehen: Jesus Christus als Retter und Herrn abzulehnen.

Die überhaupt nicht an Christus glaubten, mussten erkennen lernen, dass dieser Jesus wirklich das war, was Er von sich behauptete. Solchen Leuten erklärte der Schreiber die einzigartige Priesterschaft Christi und die dringliche Notwendigkeit, sich im Glauben zu Ihm zu wenden.

In deinem Freundeskreis gibt es vielleicht auch Christen, die schwach im Glauben sind und gestärkt und belehrt werden müssten. Halte dich bereit, ihnen, wann immer möglich, zu helfen.

Zweifellos kennst du auch Menschen, die intellektuell von Jesus als Heiland überzeugt sind, sich aber weigern, Ihn als Herrn über sich anzuerkennen. Sei nicht feige und sage ihnen, wie dringend sie die Errettung nötig haben.

Denen, die Christus geradeheraus ablehnen, verkünde tapfer das Evangelium und vertraue dem Heiligen Geist, dass Er die Herzen überwindet.





J.MacArthur "Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn" (Hebr. 1,1-2).

Wir haben keine Möglichkeit, Gott zu entdecken; Er muss sich dem Menschen offenbaren.

Von Anbeginn haben sich die Menschen selbst betrogen, indem sie meinten, Gott durch die verschiedenen Religionen entdecken zu können. In Wirklichkeit aber sind wir von Raum und Zeit wie mit Mauern umgeben. Gott ist außerhalb dieses Systems und der Mensch fühlt, dass Gott da ist, er kann aber nicht zu Ihm kommen. Jede neue Religion ist nur ein weiterer nutzloser Versuch, die Wände zu durchdringen und Ihn zu erfahren.

Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass Gott die Mauern durchdringt. Das lesen wir in Hebräer 1,1-2. Zuerst tat Er es mit Worten (im Alten Testament), dann persönlich (in Jesus Christus). In Bezug auf Gottes Wort sagt David: "Der Geist des Herrn hat durch mich geredet und sein Wort war auf meiner Zunge" (2. Sam. 23,2). Und Jeremia fügt hinzu: "Der Herr streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und der Herr sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund" (Jer. 1,9). Von Christus aber sagt der Apostel Johannes: "Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit ... Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat [ihn] kundgemacht" (Joh. 1,14.18).

Die Ironie des menschlichen Denkens, Gott auf eigene Faust finden zu können, liegt darin, dass ohne die Anleitung durch den Heiligen Geist niemand Ihn wirklich finden möchte. In Wirklichkeit wollen sie nur ein kosmisches Glücksgefühl, das ihr Dasein verschönt, oder nur eine Beruhigung für ihr beladenes Gewissen. Paulus sagt: "Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht" (Röm. 3,10-11).

Gott hätte uns unserer Sünde und Torheit überlassen können; aber Er durchbrach die Mauern und offenbarte uns alles, was wir brauchen, um Erlösung und Gemeinschaft mit Ihm zu bekommen. Welch ein Vorrecht haben wir, dass wir Sein Wort studieren und nach Seinen Grundsätzen leben dürfen! Strebe täglich danach!