2Tim 4,8
C.H.Spurgeon
,,Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit."
2 Tim. 4, 8.
Du Zweifelnder! Du hast oft gesagt: ,,Ich fürchte, ich komme
nie in den Himmel." Fürchte dich nicht! Alle Gotteskinder
müssen eingehen zur ewigen Wonne. Ich freue mich immer wieder
über jene liebliche Erzählung von dem Sterbenden, der ausrief:
,,Ich gehe ohne Zagen heim, ich habe mich von allem losgemacht;
der Herr steht auf der Schwelle meiner Tür, und ich bin bereit,
Ihm zu folgen." ,,Aber hast du seine Furcht," erwiderte einer
seiner Freunde, ,,du möchtest doch das gehoffte Erbteil nicht
finden?" ,,O nein," sprach er, ,,der Himmel besitzt eine Krone,
die selbst der Engel Gabriel nicht tragen könnte; sie paßt nur
auf mein Haupt. Und ein Thron ist dort oben bereit, den kein
Apostel Paulus einnehmen kann, denn er ist für mich gemacht,
und ich werde darauf sitzen." O lieber Christ, welch ein
Freudengedanke! Dein Erbteil ist dir gesichert: ,,Es ist noch
eine Ruhe vorhanden." ,,Aber kann ich ihrer nicht verlustig
gehen?" Nein; fest ist sie zugesichert. Wenn ich ein Gotteskind
bin, so kann sie mir nicht verloren gehen. Sie ist mein eigen,
so gewiß, als ob ich sie schon besäße. Komm mit mir, lieber
gläubiger Bruder, wir wollen miteinander auf den Berg Nebo
gehen und das gelobte Land, unser Kanaan, schauen. Bemerkst du
jenen schmalen Todesstrom, der im Sonnenschein glänzt, und
erkennst du jenseits die Zinnen der ewigen Stadt? Siehst du die
liebliche Gegend und all ihre glücklichen Bewohner? So wisse
denn, wenn du hinüberfliegen könntest, so würdest du auf einer
ihrer Wohnungen die Inschrift lesen: ,,Bestimmt für den und den;
ihm bleibt diese Stätte vorbehalten. Hier wird er aufgenommen,
um ewig bei Gott zu sein." Du armer Zweifler, schaue an das
herrliche Erbe; es ist dein. Wenn du an den Herrn Jesum glaubst,
wenn dir deine Sünden herzlich leid sind, wenn dein Herz
erneuert ist, so bist du ein Kind Gottes, und dort ist dir eine
Wohnung bereitet, und eine Krone wartet auf dich, und eine
besondere Harfe wird dir in die Hand gegeben. Kein andrer wird
dein Teil bekommen, dir bleibt's im Himmel aufbehalten, und bald
wirst du es in Empfang nehmen; denn in der ewigen Herrlichkeit
gibt's keine leeren Throne, wenn alle Auserwählten gesammelt
werden.
,,Herr! Welche Seligkeit, vor Deinem Gnadenthrone
Zu strahlen Dir zum Ruhm, in meiner Ehrenkrone!"
A.Christlieb
Die herrliche Aussicht des scheidenden Paulus
2. Timotheus 4, 8
»Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit,
welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter,
geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die
seine Erscheinung liebhaben.«
Der Glaube ist »ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht
sieht« (Hebr. 11, 1). Das merkt man so recht an dem vor dem
irdischen Abschied stehenden Paulus. Er sieht mit seinen
leiblichen Augen nicht hinüber über Grab und Tod. Trotzdem
hat er eine volle Gewißheit über das, was seiner nach dem
bevorstehenden Märtyrertod wartet. Er schaut ein herrliches
Los vor sich. Wir wollen es näher ansehen.
1. Worin besteht das herrliche Los?
Während seines Lebens ist Paulus oft verkannt und geschmäht
worden. Seine Landsleute haben ihn wiederholt für einen
Menschen erklärt, der nicht wert wäre, leben zu dürfen (Apg.
22, 22). Das heidnische Gericht hat ihn manchmal durch
öffentliche Auspeitschung der bürgerlichen Ehre beraubt (2.
Kor. 11, 25). Nun tritt in der Ewigkeit eine merkwürdige
Umkehrung ein. Der um Jesu willen verachtete und verschmähte
Mann wird dort mit der höchsten Ehre angetan. Mit dem Bild
eines ans Ziel gelangten siegreichen Wettläufers in den
griechischen Sportkämpfen vergleicht Paulus das Los, das
drüben seiner wartet.
Wie wurde ein Sieger in jenen Wettläufen von Tausenden
bewundert und beneidet! Ein Siegeskranz wurde ihm von den
Preisrichtern überreicht, er war der gefeierte Held des
Tages. Wie werden die Angehörigen eines solchen Siegers
stolz auf dieses ihr Familienglied gewesen sein!
Paulus sieht im Glauben auch einen Siegeskranz für sich
bereitliegen. Er, der Gefangene, sieht schon die Krone,
die ihm zuteil wird. Welch eine Ehre! Wenn doch alle die,
welche sich des Bekenntnisses zu Jesus schämen, an die Stunde
der Ankunft in jener Welt denken wollten, wo alle Schmach um
des Herrn willen sich in eine wunderbare Ehre verwandeln
wird! Was sind alle Kronen und Siegeskränze im Vergleich mit
der Krone der Gerechtigkeit, die dort ausgeteilt wird!
2. Wer teilt das herrliche Los aus?
Paulus gibt genau an, wer der Preisrichter ist, aus dessen
Hand er den Siegeskranz empfangen wird. Er stand auf Erden
vor einem ungerechten Richter, dem römischen Kaiser Nero.
Dieser fällte sein Urteil meist nicht nach den Grundsätzen
der Gerechtigkeit, sondern nach seinen eigenen Interessen und
nach seiner Willkür. Er hoffte, daß die Verurteilung der
Christen ihn beim Volk beliebter machen werde, und darum
fragte er nicht lange, ob die Sache der Christen gut oder
schlecht sei. Er sprach das Todesurteil aus. So wurde auch
Paulus verurteilt. Aber hinter dem Tod stand ein anderer
Richter, der ein ganz anderes Urteil fällte; der den, welchen
die Welt ausstieß, zu den höchsten Ehren erhob.
Vor diesem Richter werden auch wir einst erscheinen. Er
wird über uns das Urteil aussprechen. Laßt uns nicht nach
Menschengunst jagen, sondern ihm zu gefallen trachten!
Wohl allen, die von ihm anerkannt und gekrönt werden!
3. Wer empfängt das herrliche Los?
Nicht nur Paulus, der seiner sehnend gewiß ist. Mit den
Worten »nicht mir aber allein« lehnt Paulus die Meinung ab,
als ob nur die großen Gottesmänner, wie die Apostel, dies
Ziel erreichen könnten. Die Zahl der Teilnehmer an jener
Herrlichkeit ist viel größer. »Alle, die seine Erscheinung
liebhaben«, sind Mitgenossen an jenem herrlichen Los. Mit
diesem Ausdruck wird die Teilnehmerzahl auf der einen Seite
wunderbar erweitert, auf der andern Seite aber auch
eingeengt.
Nicht etwa nur die, welche einer bestimmten Richtung oder
Benennung oder Lehrmeinung angehören, haben an dem seligen
Los teil. Weg mit solcher Engigkeit, die nur Leuten ihrer
Spezialart den Himmel vergönnt!
Auf der andern Seite werden mit diesem Ausdruck viele von dem
seligen Los ausgeschlossen. Paulus sagt nicht etwa: »nicht
mir allein, sondern allen Gestorbenen.« Nein, so gewiß er
-durch den Heiligen Geist erleuchtet - die Tür zu dem seligen
Zustand weit auftut und viele, sehr viele hineingehen sieht,
ebenso gewiß macht er die Türe auch wiederum eng, sehr eng.
Er verlangt eine ganz bestimmte Sinnesrichtung, die längst
nicht alle Menschen haben und die uns nicht von selbst zuteil
wird. Nur die, welche Jesu Erscheinen, sein Wiederkommen,
lieben und ersehnen, gehören zu jener auserwählten Schar.
Die Menschen dieser Welt, »denen der Bauch ihr Gott ist,
...die irdisch gesinnt sind« (Phil. 3, 19), gehören
nicht dazu. Ihre Liebe hängt an etwas anderem als an
dem wiederkommenden Herrn. Sie lieben den Mammon. Sie
lieben die eitle Ehre. Sie lieben die Sünde.
So kann uns dieses Wort auf der einen Seite trösten und
stärken, auf der andern Seite anspornen, vor der Frage Jesu
an Petrus:
»Hast du mich lieb?« (Joh. 21, 16 f.) stille zu stehen.
Wohl allen, die antworten können: »Herr, du weißt, daß ich
dich liebhabe.«
C.Eichhorn
Paulus an den Pforten der Ewigkeit (IV)
Es ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche
mir der Herr an jenem Tag, der gerechte Richter, geben wird.
2. Tim. 4, 8
Der Apostel steht vor dem Tod mit der gewissen Hoffnung auf
die Krone der Gerechtigkeit: Der Herr wird sie mir geben.
Paulus weiß es bestimmt. Kinder Gottes sind in jeder
Hinsicht ihrer Krone gewiß. Die Schrift redet von einer
Krone des Lebens und von einer Krone der Ehre oder der
Herrlichkeit. Ähnliche Verbindungen begegnen uns öfter im
Neuen Testament. So lesen wir von einem "Gehorsam des
Glaubens", von einem "Zeichen des Menschensohns". Der Glaube
ist der Gehorsam, der Menschensohn ist das Zeichen oder die
bedeutsame wundersame Erscheinung. So ist das ewige Leben,
die Herrlichkeit und Gerechtigkeit die Krone, die einst den
Gotteskindern aufgesetzt wird.
Es gibt nämlich eine zweifache Rechtfertigung. Wenn der
Sünder bußfertig zum Heiland kommt und auf ihn vertraut, wird
er mit Gerechtigkeit unverdient beschenkt. Jesus Christus
selbst wird seine Gerechtigkeit. Wer nun diese aus Gnaden
geschenkte Gerechtigkeit bewahrt und sie sich immer völliger
aneignet, wer sie in seinem ganzen Leben auswirkt und
ausgestaltet und Früchte der Gerechtigkeit bringt, der wird
vom Richter endgültig gerechtfertigt oder mit Gerechtigkeit
gekrönt. Er erkennt ihn an als einen Gerechten. Er stellt
ihn vor allen Engeln und Auserwählten als solchen dar. An
ihm erfüllt sich das Wort: "Die Gerechten werden leuchten wie
die Sonne in ihres Vaters Haus." So wird die Gerechtigkeit
zur strahlenden Krone.
Dies tut der Richter, weil er gerecht ist. Den Gottlosen ist
die göttliche Gerechtigkeit ein Schrecken, den Frommen ein
Trost. Hier werden sie von der Welt verkannt, verworfen,
verleumdet und geschmäht. Der gerechte Richter aber bringt
sie zu Ehren und nimmt sie auf in die Zahl der Gerechten, die
das Reich ererben. Diese Krone ist aber nicht nur das
Vorrecht von Aposteln und sonstigen Großen im Reiche Gottes.
Der Herr gibt sie allen, die seine Erscheinung liebhaben oder
sich auf ihn freuen. Er gibt sie allen, die sich von der
Welt scheiden und beharrlich in guten Werken trachten nach
dem ewigen Leben, nachdem sie aus Gnaden gerecht geworden
sind. Der Blick auf diese Krone macht im Leiden und
angesichts des Todes getrost.
Jesu, richte mein Gesichte nur auf jenes Ziel;
lenk die Schritte, stärk die Tritte,
wenn ich Schwachheit fühl'!
Lockt die Welt, so sprich mir zu;
schmäht sie mich, so tröste du;
deine Gnade führ gerade mich aus ihrem Spiel!
W.MacDonald
»Fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit,
den der Herr, der gerechte Richter, mir zu Vergeltung geben
wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen,
die seine Erscheinung lieben.« 2. Timotheus 4,8
»... auch allen, die seine Erscheinung lieben.« Viele
Jahre lang dachte ich, daß mit diesen Worten die Gläubigen
gemeint wären, die freundliche, überschwengliche Gefühle in
bezug auf die Wiederkunft des Herrn hätten. Sie würden mit
der Krone der Gerechtigkeit belohnt werden, weil ihre Herzen
glühten, sooft sie über die Entrückung nachdachten. Aber
ganz bestimmt ist hier noch mehr gemeint. Seine Erscheinung
zu lieben, heißt auch, im Lichte Seines Wiederkommens
zu leben, sich so zu verhalten, als ob Er schon heute
wiederkäme. Es bedeutet also, in moralischer Reinheit zu
leben. Denn auch Johannes ermahnt uns: »Und jeder, der
diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein
ist« (1. Johannes 3,3). Es bedeutet auch, sich nicht in
die Dinge dieses Lebens zu verstricken. Wir sollen unsere
Liebe und Zuneigung den himmlischen Dingen zuwenden, nicht
denen, die auf dieser Erde wichtig sind (s. dazu Kolosser
3,2). Es heißt auch, dem Volk Gottes zu dienen, und ihm
»Speise zu geben zur rechten Zeit« (s. Matthäus 24,45).
Der Herr hat denen einen besonderen Segen angekündigt, die
dabei sind, das zu tun, wenn Er kommt. Kurz gesagt: Wir
sollen nichts tun, bei dem wir nicht überrascht werden
wollten, wenn der Herr erscheint. Wir sollten keinen Ort
aufsuchen, wo unsere Anwesenheit bei Seinem Kommen uns zur
Schande gereichen müßte. Wir sollen nichts Anstößiges sagen,
so als ob Er bereits gegenwärtig ist. Wenn wir wüßten, daß
Jesus in einer Woche wiederkäme, wie würden wir dann die Tage
bis dahin ausfüllen? Würden wir unsere Arbeit aufgeben, auf
einen Berg steigen und den ganzen Tag mit dem Lesen der Bibel
und Beten verbringen? Oder würden wir noch schnell in die
»vollzeitliche christliche Arbeit« einsteigen und Tag und
Nacht predigen und lehren? Wenn wir heute schon wirklich dem
Herrn nachfolgen und ganz nach Seinem Willen leben, dann
könnten wir am besten genauso weitermachen wie bisher. Wenn
wir aber jetzt nur für uns selbst gelebt haben, dann würde
das Wissen um Seine kurz bevorstehende Wiederkunft einige
umwälzende Veränderungen verlangen. Es ist nicht genug, nur
ein paar freundliche Gedanken zum Thema Wiederkunft des Herrn
zu haben. Die Krone der Gerechtigkeit ist denen vorbehalten,
die Jesu Wiederkommen so lieb haben, daß sie es geschehen
lassen, wenn die Wahrheit ihr Leben umformt. Es ist nicht
genug, wenn wir an der Wahrheit über seine Wiederkunft
festhalten; diese Wahrheit muß vielmehr uns festhalten.