2Tim 4,7
C.Eichhorn
Paulus an den Pforten der Ewigkeit (I)
Ich habe den guten Kampf gekämpft. 2. Tim. 4, 7
Paulus hat nicht bloß seinen geistlichen Sohn Timotheus
ermahnt: "Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!" (1. Tim. 6,
12), sondern er darf am Schluß seiner Laufbahn freudig und
siegreich bekennen: "Ich habe den guten Kampf gekämpft."
Das ist nicht Eigenruhm, sondern Lob seines Herrn, durch
den allein er zu diesem Sieg kam. Wo Jesus im Leben eines
Menschen ist, da ist Sieg. "Ja, mit dir, Herr Jesu, ist's
ein guter Krieg; denn du schreckst die Feinde und gibst mir
den Sieg." Das Leben von Christen soll nicht bloß zum Schluß,
sondern zu einem schönen Abschluß, nicht bloß zum Ende,
sondern auch zur Vollendung kommen. Ein Gotteskind soll
nicht unfertig aus dem Leben scheiden. Das Christentum ist
ein Kampfesleben. Unter Kampf wird man ein Christ, unter
Kampf behauptet man sich als Christ. Keiner kommt durch die
enge Pforte, der nicht ernstlich ringt, und auf dem schmalen
Weg bleibt man nur unter beständigem Kampf. Von links und
rechts winkt Gefahr. Sichtbare und unsichtbare Feinde wollen
den Weg verlegen. Es ist der gute Kampf. Es gibt auch einen
Kampf ums irdische Dasein. Beim guten Kampf handelt es sich
nicht ums zeitliche, sondern ums ewige Leben, nicht um die
Erhaltung und Bewahrung des Leibes, sondern um die Rettung
der Seele, nicht um zeitlichen Gewinn, sondern um eine ewige
Krone. - Der gefährlichste Feind ist im eigenen Busen.
"Sich selbst bekämpfen ist der schwerste Krieg, sich selbst
besiegen ist der schönste Sieg." "Ich schlage meinen Leib mit
Fäusten und zähme ihn, mache ihn ganz dienstbar dem Geiste",
sagt der Apostel. Er tat keinen Luftstreich. Er hat den
Feind getroffen und zwar da, wo es am wehesten tut. Den
eigenen Leib hegen, pflegen und verwöhnen wir so gern.
Paulus erkannte die Gefahr, die aus dem Leibe erwächst,
wenn man ihn weichlich anstatt hart hält. Er wußte, wie
sich da die Lüsternheit auswächst, wie die Ansprüche auf
Bequemlichkeit, Wohlleben und Ruhe sich steigern, und wie
der Leib an die erste Stelle rückt und das Geistesleben hemmt
und schädigt. Darum war er rücksichtslos gegen sich selbst
und ließ sich nichts durchgehen. Ich habe gekämpft. Er hat
nicht nur einen Anlauf genommen, sondern den Kampf durch- und
zu Ende geführt. Nur wer überwindet, wird es alles ererben.
Viele kämpfen und strecken die Waffen, werden matt und
kampfesmüde: sie unterliegen, anstatt zu siegen. Solange
wir im Fleische leben, gibt's keine Ruhe. Wohl dem, der
unermüdlich den Kampf durchführt, der allen obliegt, und
der jedem eigens verordnet ist!
C.Eichhorn
Paulus an den Pforten der Ewigkeit (II)
Ich habe den Lauf vollendet. 2. Tim. 4, 7
Ein Christ sein, heißt kämpfen und - laufen. Laufen in der
Bahn der Liebe, auf dem Weg des Glaubens und in den Schranken
der Wahrheit, das ist des Christen Aufgabe. Laufen mit dem
Blick auf das vorgesteckte Ziel, das himmlische Kleinod,
was den Schritt beflügelt, weil die lebendige Hoffnung das
Herz beseelt. Laufen mit der Sehnsucht nach Vereinigung mit
ihm, wie es von den Jungfrauen heißt: "Sie gingen aus, dem
Bräutigam entgegen." Also niemals stehenbleiben! Immer
vorwärts! lautet die Losung. Das Leben der Weltmenschen
verläuft ziellos. Oder vielmehr: die Ziele, denen sie
nachstreben, liegen in ihrem irdischen Leben beschlossen,
sie reichen nicht darüber hinaus. Ist ihr Leben zu Ende, so
fällt das Ziel mit dahin. Das Leben des Christen hat ein
überirdisches Ziel: die künftige Herrlichkeit. Diesem Ziel,
also nicht einer ungewissen Zukunft, eilt er entgegen,
zielbewußt und zielsicher. Der Apostel steht am Ziel.
Er hat seinen Lauf vollendet. - Viele fangen an, laufen
eine Weile schön, und dann lassen sie sich aufhalten, wie
Paulus von den Galatern klagen muß (Gal. 5, 7). Sie bleiben
stecken in den Hindernissen und Widerwärtigkeiten. Oder sie
bleiben hängen an den vergänglichen Dingen. Sie geben sich
der Behaglichkeit und dem Genuß hin, anstatt unverdrossen
vorzudringen. Ihr Christentum ist kein Lauf, sondern ein
Schleichen, ein gemütlicher Spaziergang, es fehlen
Glaubenskraft und Eifer.
Kommt man einmal ins Bummeln, dann bleibt man auch bald
liegen. Christen entrinnen und entfliehen fortgesetzt dem
eitlen und bösen Wesen dieser Welt und eilen unablässig dem
Herrn entgegen, bei dem sie ewig sein wollen. - O wie liegt
alles daran, daß der Lauf vollendet wird! Man sieht mitunter
auf Gräbern eine abgebrochene Säule statt eines Kreuzes.
Weltmenschen sprechen dadurch, ohne es zu wollen, das
vernichtende Urteil über ihr Leben aus. Wo in einem
Menschenleben Jesus nicht zu seinem Recht und damit Gott
nicht zu seiner Geltung gekommen ist, wo seine Gedanken
und sein Plan nicht zur Durchführung gelangten, da fehlt
die Vollendung. Der Tod bedeutet ein jammervolles
Abgebrochenwerden.
Als berufen zu den Stufen vor des Lammes Thron,
will ich eilen, das Verweilen bringt oft bösen Lohn.
Wer auch läuft und läuft zu schlecht,
der versäumt sein Kronenrecht.
Was dahinten, das mag schwinden;
ich will nichts davon.
C.Eichhorn
Paulus an den Pforten der Ewigkeit (III)
Ich habe Glauben gehalten. 2. Tim. 4, 7
Der Glaube ist die Kraft im Kampf und im Lauf des Christen.
Wer in eigener Kraft kämpft und läuft, der unterliegt und
ermattet. Der Glaube hält sich an den Herrn Jesus und
empfängt in ihm Gotteskraft. Wer glaubt, ist unüberwindlich
und dauert aus. Es kommt alles darauf an, den Glauben
festzuhalten. Wer ihn fahren läßt, der ist verloren. "Wir
sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden,
sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten."
Der böse Feind legt alles darauf an, uns den Glauben zu
nehmen, dann hat er gewonnenes Spiel. Es kommen schwere,
dunkle Zeiten, wo es scheint, als sei unser Beten umsonst,
als sei der Himmel verschlossen, als frage der Höchste nicht
nach uns. "Wo ist nun dein Gott?" "Was hilft dir all dein
Beten?" Mit solchen und ähnlichen Zweifelsfragen sucht der
Feind wie mit feurigen Pfeilen den Schild des Glaubens in
Brand zu stecken. Da heißt es, ein entschlossenes "Dennoch"
entgegenzustellen. O, nur ja das Vertrauen nicht wegwerfen!
Gott legt oft vor unsern Augen das Widerspiel dar von dem,
was in seinem Herzen ist. Er hüllt sich in Dunkel, stellt
sich wie ein Feind. Nun soll sich der Glaube erst recht
zeigen als Glaube. Solange man die Liebe Gottes
handgreiflich vor Augen hat, solange man sie fühlt und
von ihr gehoben und getragen wird, ist es nicht schwer, zu
glauben. Wenn sie sich aber zurückzieht, wenn Gott schweigt,
ja scheinbar wider uns ist, dann kommt der wahre Glaube zur
Geltung, der nichts sieht und doch festhält bloß auf Grund
des Wortes, ohne irgend ein spürbares Unterpfand.
Solch einen Glauben hatte die kananäische Frau. Der Heiland
stellte sich fremd, ja abstoßend. Er wies sie mit einem
harten Wort von sich. Aber sie nahm ihn beim Wort. Sie ließ
sich in die Klasse der Hunde verweisen. "Eben weil ich zu
den Hunden gehöre, habe ich doch auch Anspruch auf die
übrigen Brocken." Nun war Jesus überwunden. - Wer den
Glauben festhält, erlebt Herrliches. Er findet eine große
Belohnung und gelangt zum Schauen. Laßt uns im Glauben
beharren bis ans Ende!
Der Glaube bricht durch Stahl und Stein
und kann die Allmacht fassen.
Der Glaube wirket all's allein,
wenn wir ihn walten lassen.
Wenn einer nichts als glauben kann,
so kann er alles machen;
der Erde Kräfte sieht er an
als ganz geringe Sachen.