2. Timotheusbrief

2Tim 1,8 J.Kroeker Vom Dienst in Vollmacht.

"So schäme ich mich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, der ich sein Gebundener bin." 2.Tim. 1,8 f.

Paulus ist durch sein Wort und Leben ein Programm geworden für bald zwei Jahrtausende. Wo es auch immer wahre Jesusjünger gab, zu welchen Zeiten auch das Wehen des Heiligen Geistes neue Lebensbewegungen weckte und sich durch den organischen Zusammenschluss der Glieder Christi lebendige Tempel Gottes schuf, überall und zu jeder Zeit fanden die Gläubigen ihre Richtlinien in dem Lichte der Paulusbriefe.

Was gab diesem Paulusleben so einen fruchtbringenden Inhalt? Wo lag das Geheimnis seiner weltüberwindenden und weltgewinnenden Kraft? Woher nahm der Apostel jene überströmende Lichtfülle, in der bis heute noch die Jesusjünger ihren Weg durch die Welt finden?

Darauf gibt es nur eine Antwort: Es war seine christozentrische Persönlichkeit. "Christus in uns" war ihm der Quell des Lebens und Wirkens. Er lebte in der Lebenssphäre des Auferstandenen, daher flossen Auferstehungskräfte aus seinem Leben und Dienen. Paulus hat durch seine Persönlichkeit weit mehr zur inneren Gestaltung und zum Aufbau der Geschichte kommender Jahrhunderte beigetragen, als alle Weisen Griechenlands und alle Cäsaren Roms. Durch ihn sind der Menschheit geistige Werte vermittelt worden, die bisher keine Weltkatastrophen und Zeitströmungen erschüttern oder sogar vernichten konnten. In der Ewigkeit lebend, trug er Ewigkeitskräfte in die Zeit der Vergänglichkeit. Die Welterlösung, die man in jenen Tagen bewusst herbeisehnte und unbewusst kommen ahnte, brachte er in der Person des Weltheilands.

Das ist der Segen wirklich geistlicher Persönlichkeiten. Sie fehlen jedoch unserer geistesarmen Zeit. Sucht doch unsere Zeit vielfach vergeblich nach Persönlichkeiten, die auf geistlichem Gebiete durch ihr ganzes Wesen richtunggebend die Gegenwart beeinflussen. Vielfach hat man den Eindruck, als ob die Träger des Lichtes und des Lebens sich ausgegeben hätten und ihre Kraft nicht ausreiche, um neugestaltend über die dunklen Tiefen der Gegenwart zu schweben.

Denn wenn auch wir uns erschöpft haben sollten - Gott hat sich in seiner Schöpfung bisher noch nicht erschöpft und in seiner Erlösungstätigkeit noch nicht die Grenzen seines Könnens erreicht. Ihm fehlen aber Persönlichkeiten für unsere Tage wie Paulus eine war für seine Tage: Männer, in denen sein göttlich es Wollen und Wirken wieder Fleisch wird zur Erlösung für viele. Auf diese an Ihn gebundene Persönlichkeiten wartet Gott. Auf diese Zeugen, die in Vollmacht etwas von den großen Taten ihres Gottes zu sagen wissen, wartet die Welt. Nach diesen Verwaltern der Geheimnisse Gottes, die in der Reichsgotteswelt ihres Herrn und Heilandes zu Hause geworden sind, sehnt sich die Gemeinde Jesu Christi.