1Tim 4,4
S.Keller
1. Timoth. 4, 4: «... nichts ist verwerflich, das mit
Danksagung empfangen wird.»
Wer die Gabe von Gott, und den Empfang derselben von der
Dankbarkeit gegen den Geber begleitet, der sollte sich
nachher nicht vom asketischen Richten und Mäkeln anderer
beunruhigen lassen. Dem Herrn kommt es vor allem auf unsre
Gesinnung bei allen solchen Sachen an. Ist diese echt,
kindlich, natürlich, dankbar - so daß der Genuß weder zum
Götzen erhoben wird, noch auch die Wirkung hat, uns weiter
von Gott abzubringen, dann wird das Urteil über manche an
sich gleichgültige Sache sich doch an dem obigen Worte
orientieren dürfen. Ob diese herbe, enge Kritik der
Überfrommen unserm Gott besser gefällt als die dankbare
Annahme der Gottesgabe, scheint mir keiner weiteren
Beleuchtung wert zu sein. Je mehr Gesetz, je mehr
Menschenschranken, je mehr Schablone, desto unfreier wird
das ganze Christentum. Man darf den Zeiger nicht immer mit
dem Finger auf dem Zifferblatt weiter stellen, sondern die
normale Uhr treibt ihn von innen durch ihr Gangwerk ganz von
selbst. Achten wir auf die innerliche Durchdringung unserer
Gedankenwelt durch das Leben und die Art Christi, dann
brauchen wir nicht nach Menschengrenzen und -zäunen uns zu
richten, sondern das neue Wesen schafft sich selbst seine
neuen Formen der Freiheit.
Herr Jesus, mach uns freier von Menschen und gebundener an
dich. Wir möchten wachsen in deiner Erkenntnis, nicht aber
von Menschen uns das Zeugnis der Makellosigkeit verdienen.
Wenn du nur mit uns zufrieden bist. Amen.