2Thes 1,3
S.Keller
2. Thess. 1, 3: «... denn euer Glaube wächst sehr...»
Wenn wir doch auch eine solche Zensur bekämen! Von manchem
andern Stück durfte es deutlich sein, daß wir nicht stehen
geblieben sind: manche Versuchung, die uns vor einem
Menschenalter verhängnisvoll werden konnte, verfängt nicht
mehr bei uns, und manches Unrecht, das wir einst gedankenlos
getan, würde uns heute unmöglich sein. Das danken wir der
Erziehung und der Treue Jesu, der uns nicht in den Anfängen
stecken ließ. Aber Wachstum des Glaubens? Vielleicht
geschieht das nur in der ersten Zeit nach der Bekehrung, daß
der Glaube sich so ausbreitet, um alle Lebensgebiete zu
erfassen, und nachher spürt man bei einer gewissen erreichten
Reife sein Wachstum nicht mehr. Wachstum spürt man überhaupt
selbst nicht; das müssen andere bezeugen. Gesund muß der
Glaube sein, sonst könnte er uns keine Gaben aus der
unsichtbaren Welt vermitteln; und gesunde Gliedmaßen spürt
man nicht, sondern nur die kranken. An einem Stück kannst du
sehen, ob dein Glaube echt und stark genug ist: hilft er dir
Liebe genug aus Jesu Fülle holen, mit der du deinen Nächsten
lieben, tragen, segnen und beglücken kannst? Auf diesen
praktischen Erweis des Glaubens kommt alles an.
Herr, ich glaube; hilf meinem unfertigen, unreifen Glauben
stärker und fester werden, daß du ihm etwas zutrauen kannst
im Tragen und Aushalten. Ich will die Augen schließen und
glauben blind! Herr, segne mir solches! Amen.