Kol 4,6
S.Keller
Kolosser 4, 6: «Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz
gewürzt.»
Ist das die sogenannte Sprache Kanaans, bei der man stets
trieft von gesalbten Redewendungen? Wenn das nicht unwahr
macht, dann ist das oft genug unweise. Viele Fremde werden
dadurch sofort abgestoßen und nehmen kein Zeugnis von
solchen Lippen mehr an. Auf der andern Seite machen wir die
Beobachtung, daß unsere Gefäße lecken und leerlaufen, wenn
wir viel salzlose Unterhaltung pflegen. Ein Fremder, auf
dessen unnobles und oberflächliches Gerede wir zu viel
eingingen - vielleicht, um ihm zu gefallen - nimmt später
auch kein ernstes Wort von uns an. In der Eisenbahn habe ich
zahllose Beispiele für beides erlebt: wie man es machen soll
und wie nicht. Da wird manche schmerzliche Erfahrung uns
lehren müssen, die weise Art zu finden: lieblich und doch
mit Salz gewürzt. Es gibt eine große Kunst, sich harmlos
und echt menschlich zu unterhalten, so daß unsere Art dem
Fremden lieblich und anziehend wird. Hat man aber so die
geistige Führung der Unterhaltung gewonnen, kann ein im
selbstverständlichsten Ton der Überzeugung hingeworfenes
Salzkörnlein plötzlich den Übergang zu tiefen
Herzensgesprächen herbeiführen.
Herr, vergib mir alles salzlose Gerede, aber auch alles bloß
salzige und lieblose Geschwätz, das nur weh tut. Lehre mich
reden als dein Beauftragter, und wo es von mir verlangt wird,
mit großer Kraft zeugen von dir. Dein Wort sei die Seele
meines Wortes. Hilf mir, O Herr Jesus! Amen.
D.Rappard
Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt.
Kol. 4,6.
Wie zart und vielsagend ist diese Ermahnung! - Z o r n i g e
Rede ist nicht lieblich. Es ist fast unglaublich,
was für häßliche Ausdrücke einem aufgeregten Gemüt entströmen
können. Wohl bereut man sie hernach; aber ihre Wirkung bleibt. -
L ü g n e r i s c h e Rede ist nicht lieblich. Alle
Unwahrheit, Unlauterkeit und Zweideutigkeit befleckt Lippen und
Herz. - V e r l e u m d e r i s c h e Rede ist nicht lieblich. Ach,
sie kommt so oft vor, auch in der Gemeinde des Herrn und richtet
großen Schaden an. - L e i c h t f e r t i g e Rede ist nicht
lieblich. Geistlose Scherze, Narrenteidinge, wie die Schrift sie
nennt, sollen verbannt sein von dem Munde eines Jüngers Jesu
Christi, dessen Leib ein Tempel des Heiligen Geistes sein darf.
Wie soll ich's machen, daß meine Rede allezeit lieblich sei?
Worte sind der Ausfluß dessen, was im Herzen ist. Die Quelle
muß gereinigt werden, dann fließen die Bäche rein und hell
hervor. Wenn Jesus in uns lebt, und wir seinen holdseligen
Worten Gehör geben, dann wird auch unsere Rede lieblich sein,
und seine heilige Zucht wird wie ein kräftiges Salz unsere
Gespräche vor Fäulnis bewahren. O, daß bei uns in Wort und
Werk und allem Wesen nur Jesus und sonst nichts zu lesen sei!
Herr, bei jedem Wort und Werke,
Mahne mich Dein Geist daran:
Hat auch Jesus s o geredet?
Hat auch Jesus s o getan?