Kolosserbrief

Kol 3,5 C.Eichhorn Der Kampf gegen die Habsucht Tötet den Geiz (Habsucht), welcher ist Abgötterei! Kol. 3, 5

Die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt (Röm. 8, 5). Wer Leben aus Gott hat oder "geistlich" ist, dessen Trachten geht auch nach oben. Einem irdischen Menschen kann man nicht zurufen: Suche, was droben ist! Er muß wie der Maulwurf Wühlarbeit im Irdischen verrichten. Es ist unmöglich, den irdischen Sinn zu überwinden, wenn uns nicht der Sohn Gottes einen Sinn hat geben können, daß wir erkennen den Wahrhaftigen (1. Joh. 5, 20). Erst dann kommen wir los vom Hängen am irdischen Besitz und lernen vertrauen "auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen" (1. Tim. 6, 17). Wenn wir aber mit Christo der Welt gestorben sind, dann laßt uns auch mit allem Eifer suchen, was droben ist! Laßt uns die Geldliebe und Habsucht, von der wir erlöst sind, fortgesetzt töten! Paulus weiß von so manchen, die nach dem Reichwerden gelüstet hat und dadurch vom Glauben nicht ohne Schmerzen abgekommen sind (1. Tim. 6, 10). Denn wer einmal die Freundlichkeit des Herrn geschmeckt hat, ist im Grunde doch unglücklich, wenn er sich wieder ins irdische Trachten hineinziehen läßt. Je mehr sich der Erdenmensch ins Irdische vertieft, desto mächtiger wird der irdische Sinn in ihm. Je mehr der Gottesmensch sich in Gott versenkt und sich mit göttlichen Dingen beschäftigt, desto mehr wächst in ihm der himmlische Sinn. Die Losung des alten Menschen ist: Bring her, bring her (Spr. 30, 15)! Von Natur wollen wir so viel wie möglich an uns raffen, wir tragen einen räuberischen Sinn in uns herum. Die Art Gottes ist: Geben. Er hat sein Liebstes für eine undankbare Welt hingegeben. Der Sohn Gottes hat sich selbst und alles, was er hatte, für uns geopfert. Wer diese gebende Liebe Gottes an sich erfährt, wird ein neuer Mensch, der auch wieder geben kann. Die Christen in Thessalonich und Philippi sind durch die Gnade Gottes so gebefreudig geworden, daß sie den Apostel förmlich in Verlegenheit setzten, weil sie über ihr Vermögen zur Stillung der Not ihrer Brüder in Jerusalem beisteuerten (2. Kor. 8, 1-3). Gotteskinder verstehen das Wort des Heilandes: Geben ist seliger als Nehmen. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Er segnet ihn; denn Gottes Liebe ist immer eine gebende. Es geht bei einem solchen nach dem Wort: Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß läßt Gott ihm in den Schoß fallen (Luk. 6, 38). Wer geizig ist und nicht geben kann, denke ja nicht, daß er ein Gotteskind sei. Er betrügt sich. Vielleicht war er einmal begnadigt, aber weil er der Geldliebe sein Herz aufs neue eingeräumt hat, ist er von Gott abgekommen. Denn Geiz ist Abgötterei. Der Mammonsdiener ist ein Götzendiener (Eph. 5, 5). Der Geiz hüllt sich gern in einen frommen Mantel. Aber Geldmenschen sind im Grunde Feinde Gottes. Das Herz des Judas war kalt und feindselig gegen Jesus. Der Mammonssinn führt zu allem Schlimmen und zuletzt ins Verderben (1.Tim. 6, 10). Laßt uns das ewige Leben ergreifen und reich werden in Gott, laßt uns nicht müde werden im Gutestun! Dann folgt eine unaufhörliche, reiche Ernte (Gal. 6, 9).





C.O.Rosenius So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind - Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geiz, welcher Abgötterei ist. Kol. 3, 5.

Hier werden eigentlich nur zwei Sündenwege genannt, der der Unzucht und der des Geizes. Zwei gräßliche, gähnende Abgründe, in die auch viele zum Himmelreich unterwiesene, gläubige Menschen, die ,,recht entronnen" und ,,dem Unflat der Welt entflohen" waren, wieder hinabgesunken und verlorengegangen sind. Der erstere ist grob und häßlich und pflegt die Menschen zu beunruhigen und zu ängstigen. Den letzteren hingegen will fast niemand für das erkennen, was er ist. Über den ersteren können sie bitterlich klagen und sich ängstigen, über den letzteren aber hört man selten jemanden sorgen oder sich beunruhigen. Er erhält vielmehr gewöhnlich einen besseren Namen und wird z. B. so entschuldigt: ,,Ich muß mich und die Meinen ja versorgen; es ist darum kein Geiz, sondern nur notwendige Haushaltsfürsorge."

Doch der Satan kann den Blick so gräßlich blenden, daß sogar die Sünde der Unzucht, die an und für sich grob und häßlich ist, in der Stunde der Versuchung gar nicht gefährlich, sondern ganz unschuldig erscheint. Das jedoch ist jedem Christen das deutlichste Zeichen dafür, daß der Teufel nahe und die Gefahr vorhanden ist.

Wahrlich, wenn dieselbe Sünde, die in klaren und besonnenen Zeiten dir so schrecklich ist, daß du schon beim Gedanken daran erbebst, dir jetzt als ein Nichts oder als ganz gering und entschuldbar erscheint, dann weißt du, daß die Stunde der Versuchung da ist und daß der Geist des Teufels und die Macht der Finsternis deinen Blick so blenden. Dann hüte dich, hüte dich! Dann gilt es, entweder eilig zu fliehen oder aber in die Gewalt des Feindes zu fallen! Fängst du nur an, zu überlegen, dann bist du schon gefangen. Daß Eva sich auf ein Gespräch mit der Schlange einließ und auf die verbotene Frucht blickte, war der Weg zum Sündenfall. In diesem Streite siegt man mehr durch Flucht als durch Kampf. So sollst du auch wissen, daß es der Rat des Teufels und der Betrug des schon bestochenen Sinnes ist, daß du nicht in die Sünde fallen, sondern nur versuchen willst, wie nahe an den Rand du gehen kannst, ohne in die Tiefe zu stürzen. Ist der Sinn gesund und wachend, dann suchst du lieber so weit wie möglich vom Rande wegzukommen. Hier gilt im allgemeinen: Wer der Sünde entfliehen will, muß damit anfangen, die Versuchung, die Gelegenheit und den Anlaß, den ersten Gedanken und - sofern es möglich ist - Stätten und Gegenstände zu fliehen, die eine Versuchung mit sich bringen. Hierhin gehören die Worte Christi: ,,Ärgert dich dein rechtes Auge (ist es dir zur Versuchung), so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde." Auch dem, was an und für sich unschuldig ist, wie das Auge, muß doch aus dem Wege gegangen werden, wenn es dir durch das Hinzukommen der Sünde zur Versuchung geworden ist. Und wenn es dir so lieb ist wie dein Auge und die Entsagung desselben so bitter ist wie das Ausreißen eines Auges, fliehe es doch! Es ist besser für dich, daß du während einer kurzen Zeit das Bitterste leidest, dadurch aber deinen Gewissensfrieden in der Zeit und deine Seele für die Ewigkeit rettest, als hier während einer kurzen Zeit Lust in der Sünde, hernach aber Qual im Gewissen und dann das Feuer der Hölle in der Ewigkeit zu haben.

Um die Christen aber zur Wachsamkeit, ja, zum Zurückschrecken vor dieser Sünde in allen ihren Teilen, vor den bloßen Gedanken und Begierden zu erwecken, kann nichts Kräftigeres angeführt werden als das, was 1. Kor. 6 zu lesen ist. Ein bedenkenswertes Stück! ,,Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Christi Glieder sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Fliehet die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außer seinem Leibe; wer aber huret, der sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr von Gott habt, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft. Darum, so preist Gott an eurem Leibe und in eurem Geist, welche sind Gottes." - Merke dir solche Worte! ,,Ihr seid teuer erkauft, mit dem teuren Blut Christi; ihr seid nicht euer selbst," daß ihr mit eurem Leibe und in eurem Geist, in eurem Herzen und euren Gedanken das tun könntet, was ihr wollt. ,,Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen?" - Das sei ferne!

Der andere gähnende Abgrund war der Geiz. Er verschlingt uns um so leichter, da er nicht erschrecklich erscheint, sondern einen herrlichen Schein und viele Entschuldigungen hat. Wer will sich schon als geizig bekennen? Auch ein Christ, der von dieser Begierde eingenommen zu werden anfängt, weiß es kaum, ob er nun auf die Begierde oder auf ihren Gegenstand blickt, so sieht er lauter unschuldige Dinge. Er findet, daß es erlaubt, ja, seine Pflicht sei, ,,sich und die Seinen zu versorgen". Ferner sind die Gegenstände seines Begehrens unschuldig, sie sind ja Gottes eigene Gaben, für die wir Gott danken sollen. Geld, Ländereien, Vieh, Haus, Speise und Kleidung - alles das sind unschuldige Dinge. Wer könnte wohl seine Bestrebungen strafen? Hier können nur die Grade des Strebens die Gefahr bezeichnen, und die sind so verschieden. Wer kann hier bestimmen, was Geiz ist? - Ach, der Christ, der hier nicht verstrickt und ein Demas werden will, der soll nicht scherzen und heucheln, sondern scharf auf das Wohl oder Wehe seiner Seele sowie auf die Worte des Herrn darüber achtgeben, was ein rechtschaffenes Wesen in Christus und was hingegen der Geiz ist und bewirkt!

O, mein Immanuel, Bewahr mir Leib und Seel'!