Kol 2,5
C.Eichhorn
Das Christentum ist keine Privat- und Winkelsache
Ich sehe eure Ordnung. Kol. 2, 5
Es ist die Schlachtordnung gemeint, in der des Apostels
Geistesauge die Kolosser erblickt. Die apostolischen
Christen waren Kämpfer für die Sache Gottes. Sie stritten
für den Glauben an das Evangelium, wie es im Philipperbrief
heißt (4, 3). Wie ist doch dies Bewußtsein im Lauf der
Jahrhunderte verlorengegangen! Die meisten Menschen
führen ein reines Privatchristentum. Es liegt wie in
einem gesonderten Schubfach ihres Innern verborgen. Im
öffentlichen Leben merkt man nichts davon. Gewiß sollen
sich Christen nicht einmischen in die Streitigkeiten des
öffentlichen und bürgerlichen Lebens und Schiedsrichter
spielen wollen. Jesus lehnte es ab, ein Erbschlichter zu
sein, sehr im Gegensatz zu manchem großen Kirchenführer,
der sich mit Vorliebe in weltliche Händel mengt. Aber
der Christenglaube muß hineintreten ins Leben, auch ins
öffentliche Leben. Es soll alles am Maßstab der Bibel gemessen
werden. Freilich, die Welt will den Christen den Mund
zubinden. Sie sollen sich verkriechen in den Winkel und sich
ja nicht im Leben bemerkbar machen. Das heißt das Christentum
auf ein totes Geleis setzen und zum Aussterben verurteilen.
Nein, der Heiland sandte seine Jünger in alle Welt. Das
Evangelium soll wie ein Sauerteig das ganze menschliche Leben
durchdringen: das persönliche, das Familien-, das gesellige
und politische Leben. Der Herr Jesus hat frei öffentlich
gelehrt, und die Apostel waren keine Winkelprediger. - Dann
gibt es aber auch Kämpfe. Wer sein Christentum sorgfältig
versteckt hält, erfährt keinen Widerstreit, er kommt ungerupft
durch. - Aber wie wird er drüben ankommen? Nein, der wahre
Christ hat zu kämpfen, sobald er offen heraustritt. Zuerst um
seinen eigenen Glauben, daß er ihm nicht wieder entrissen
wird. Denn Feinde von allen Seiten, die nächsten Angehörigen
oft am meisten, fallen über ihn her. Dann sind aber
Christen berufen zu kämpfen, auch für die Ausbreitung des
Evangeliums, zu kämpfen im Gebet und durch Zeugnis. Christen
dürfen nicht stumm bleiben, dürfen sich nicht in ihre vier
Wände zurückziehen und sich begnügen, ihr Andachts- oder
Predigtbuch zu lesen. Sie sollen mitkämpfen im heiligen Krieg
durch Bekenntnis des Wandels und des Mundes. Gewiß sind sie
die Stillen im Lande, wie man auch die Stimme Jesu nicht auf
der Gasse hörte. Aber wenn sie feige sich verbergen und
kampfes- und leidensscheu sich zurückziehen, dann wird es
heißen: "Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich
auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater." Darum auf zum
heiligen Kampf! Es ist Gnade, wenn man um seinetwillen leiden
darf und Striemen und Wunden davonträgt (Phil. 1, 29).
O lieber Herr, tritt für uns ein,
mach uns zu deinen Zeugen,
daß wir bis in den Tod allein
vor dir die Knie beugen!