Philipperbrief

Phil 4,5 S.Keller Phil. 4, 5: «Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!»

Ist der Herr nahe - einerlei, ob man an seine nahe Wieder- kunft denkt oder an seine tägliche dauernde Gegenwart -, dann muß ein solch nahes Licht, darüber sich unser Herz freuet, einen Widerschein auf unser Gesicht werfen. Aber nicht nur leuchtende Augen und singende Lippen will diese Freude schaffen, sondern auch Freundlichkeit im Umgang und milde, zum Helfen und Geben geöffnete Hände. Können die Knechte, die jeden Augenblick bereit sind, mit Jauchzen dem nahenden Herrn die Türen weit aufzutun, sich noch zanken und streiten? Oder denken wir an Kinder, die dicht vor der Weihnachtsbescherung stehen; dürfen sie sich balgen und schlagen? Wir suchten als Kinder am Nachmittag vor der Bescherung unsere alten Spielsachen durch, um sie, bevor wir die neuen empfingen, den Kindern unserer armen Waschfrau zu bringen. Wir waren ja so gewiß, daß wir was Besseres bekämen, daß wir die alten Sachen wegschenken konnten. Wenn du Jesus geschenkt bekommst, was könntest du vorher nicht alles weggeben? Weil er uns große Freude macht, sollten wir nicht vorher schon unsere Lindigkeit kundsein lassen allen Menschen, deren wir habhaft werden. Vorher? Ach, er hat uns ja schon längst vorher so reich gemacht durch seine Liebe!

Herr Jesus, du bist unser Geschenk! Rühre unsere Herzen, daß wir nicht anders können, als andern armen Menschen, die dich nicht kennen, mit beiden Händen Freundlichkeit hintragen und Liebe erweisen, soviel als möglich. Amen.