Phil 4,4
W.Nee
Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich
euch: Freuet euch! Philipper 4,4
Verfolgungen zwangen Paulus und Barnabas alsbald, die Gruppe
der Jünger in Antiochien in Pisidien zu verlassen und
weiterzuziehen (Apostelgeschichte 13,50 ff.). Wie wirkte
sich ihr baldiger Weggang auf die noch so junge Gemeinde
aus? Es war eine Schar ganz neu zum Glauben Gekommener,
unerfahrene Kindlein in Christus. Flehten sie die Apostel
an, sie möchten noch etwas dableiben und für ihr geistliches
Wohlergehen sorgen? »Wenn ihr uns jetzt verlaßt, sind wir
wie Schafe ohne Hirten. Wenigstens einer von euch könnte
doch hierbleiben und uns behüten. Die Verfolgung ist so
heftig, ohne eure Hilfe können wir nicht durchkommen.«
Redeten sie so? Nein, nichts von derartigem Flehen, vielmehr
berichtet die Schrift zu unserem Staunen: »Und die Jünger
wurden mit Freude und heiligem Geist erfüllt«. Es geschah
kein Klagen, als Paulus und Barnabas weiterzogen, sondern
alle waren voller Freude, weil der Aufbruch der Apostel zur
Folge haben würde, daß auch andere die Frohe Botschaft
hörten. Aber nicht nur deshalb. Sie selbst waren versorgt:
sie waren erfüllt mit dem Heiligen Geist.
C.Eichhorn
Immerwährende Freude
Freut euch in dem Herrn allewege! Phil. 4, 4
Kann man denn die Freude gebieten? Sind wir Herr über unsere
Gefühle? Können wir die Traurigkeit nur so wegscheuchen? Wenn
ich zu einem verschuldeten Menschen, der hart bedrängt wird,
spreche: "Sei nur guten Mutes!", dann wird ein solcher Zuruf
an seinem Herzen abprallen. Oder wenn ich zu einem Kranken
sage: "Laß alles Klagen und Seufzen fahren!", wird er mit
Recht entgegnen: "Du kannst leicht reden, in meiner Lage kann
man nicht vergnügt sein." Hingegen, wenn du die frohe Kunde
bringen darfst: Die Schulden sind gedeckt, du bist frei, oder
zum Kranken sagen kannst: "Du wirst ganz gewiß wieder gesund",
dann darfst du mit gutem Grund ihm zurufen: "Freue dich!" - In
dieser Lage befindet sich der Christ. Er hat einen Heiland,
der alle seine Schulden tilgt. Er hat an ihm einen Arzt, der
alle seine Gebrechen heilt, der dem Gebundenen Freiheit bringt
und den Kerker der Gefangenen öffnet. "In dem Herrn" freuet
euch allewege! Das ist möglich, weil er sich nicht verändert.
Er hat uns auch dann lieb und ist bei uns, wenn es in unserem
Leben durch Feuer und Wasser geht. Er spricht sein "Fürchte
dich nicht, ich bin bei dir" hinein in unser Dunkel. Weil wir
so wert geachtet sind in seinen Augen und herrlich werden
sollen, darum ordnet er alles so, daß wir dieses Ziel
erreichen. In ihm sind wir geborgen und versorgt. Es ist also
Grund zur Freude, nicht zur Trauer. Als Luther zum Glauben an
den Herrn Jesus durchgedrungen war, forderte er alle Christen
auf, sich mit ihm zu freuen. "Wer nicht will", setzte er
hinzu, "der mag bei sich heulen." Es ist außerordentlich
wichtig, daß wir uns täglich neu zur Freude erwecken und
unsere Herzensharfen auf den Freuden- und Dankeston stimmen.
Wollen wir uns doch recht vergegenwärtigen, was wir an Jesu
haben, und wie reich wir in ihm gesegnet sind! Wir werden uns
dann schämen, daß wir durch irdische und vergängliche Leiden
uns niederdrücken lassen. Es ist ja alle Trübsal "zeitlich"
und darum leicht. Die Anfechtungen währen nur eine "kleine
Zeit" im Vergleich zur ewigen Herrlichkeit. Dann wollen wir
uns auch fleißig besinnen auf all das Gute, das wir schon
empfangen haben, auf all die Durchhilfen und Gnadenstunden,
die uns der Herr schon beschert hat. Wir wollen auch nicht
vergessen, wie wir bei allem Schweren noch viel Gutes haben.
Und das Beste ist, daß wir ihn haben!
Weicht, ihr Trauergeister;
denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, muß auch ihr Betrüben
lauter Freude sein.
Duld' ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude.
S.Keller
Phil. 4, 4: «Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals
sage ich euch: Freuet euch!»
Es gibt Christen, die meinen, sauer dreinsehen gehört
zu ihrer Uniform, und wenn man dem alten Menschen seine
verdrossene Stimmung noch für eine gute Tugend erklärt, dann
läßt er seine Flügel hängen und glaubt, besonders fromm dabei
zu sein! Dagegen erinnert der Apostel daran, daß die Freude
am Herrn Jesus zum eisernen Bestand des gesunden Christentums
gehört, und kommandiert seine Leute, dergleichen auch freien
Lauf zu lassen. Mögt ihr noch so viel äußeren Anlaß zur
Verstimmung haben - ihr habt mehr Anlaß zur Freude im Herrn
Jesu! Stäubt eure Seelen ab und gebt euch solcher Freude
hin. Nicht nur werdet ihr selbst durch solche Freude frei
von krankhafter geistlicher Blutstockung. Ihr macht dem
Herrn damit eine Ehrung in eurem Leben bereit und ihr kränkt
durch solche Freude den Satan aufs empfindlichste. Die Welt
aber wird sehr erstaunt aufmerken, wenn ihr so fröhliche
Leute seid. Sie muß sich sagen: "Von nichts ist nichts!
Freuen sich diese verachteten, verfolgten Leute, die gar
keinen irdischen Anlaß zur Freude haben, dann müssen sie
wahrlich einen inneren Schatz haben und ein heimliches Glück,
das wir nicht begreifen." Das predigt manchmal besser als
viele gesalbte Redereien.
Mein Freudenmeister, tritt in meine stille Stube und rühre
meine Seele an, daß sie anfange, leise und froh zu klingen.
Dann geh mit mir in die Arbeit und den Kummer draußen und
laß mein Lied anschwellen zu deiner Ehre. Amen.
D.Rappard
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage
ich euch: Freuet euch.
Phil. 4,4.
Von alters her ist unser heutiges Wort als Epistel für
die vierte Adventswoche gewählt worden. Es klingt
schon ganz weihnachtlich in unseren Ohren. Denn wäre Jesus
nicht geboren, wie könnte es dann heißen: Freuet euch?
Auf Erden gibt es wohl auch Freuden, weil unser Gott
so sehr gütig ist. Aber diese Freuden sind von kurzer Dauer.
Um sich a l l e w e g e freuen zu können, muß die Freude ewigen
Grund haben.
Aber auch wo man diese Freudenquelle kennt und daraus
geschöpft hat, kommt noch manches, was das Herz betrübt.
Sünde und Unglaube, eigene und fremde Not, Armut, Entbehrung
und bitteres Todesweh. Dies und noch manches Leid will
nicht stimmen zu dem Ton der Freude. Eben darum wird
die Mahnung wiederholt: A b e r m a l s sage ich euch:
Freuet euch! Es ist mehr als Mahnung. Es ist Befehl. Wenn
alles bricht, besinne dich auf das Eine, das bleibt. Wende dein
Auge ab von der Erde und blicke in den Himmel. Mitten in der
tiefsten Trauer kann Jesus die Seele so wunderbar erquicken,
daß sie demütig bezeugen kann: Der Schmerz ist groß, aber
die Freude seines Naheseins ist noch größer.
Duld ich schon
Hier Schmach und Hohn,
Dennoch bleibst Du auch im Leide,
Jesu, meine Freude!