Phil 3,4
C.Eichhorn
Das eigene Ich mein alles im unbekehrten Zustand
Wenn ein anderer sich dünken läßt, er könne sich Fleisches
rühmen, ich könnte es viel mehr. Phil. 3, 4
Das fleischliche Rühmen ist so recht ein Kennzeichen des
unwiedergeborenen Menschen. Er tut sich viel zugute auf
Vorzüge, die dem natürlichen Leben angehören im Gegensatz
zum Leben der Wiedergeburt. Er brüstet sich besonders auch
mit den Vorzügen seiner eigenen Person. So war es auch
beim Apostel Paulus, solange er noch fern von Jesu war.
Er hatte Grund, vor anderen sich etwas zugute zu tun auf
so mancherlei. Er war stolz, ein Glied des Gottesvolkes
zu sein. Er war dem Stamm Benjamin entsprossen. Mit
Selbstbewußtsein nannte er sich einen Hebräer. Israel
bezeichnet das Volk nach seiner Gnadenstellung als das
auserwählte Volk, in dem alle Geschlechter der Erde gesegnet
werden sollen. Hebräer heißen sie nach ihrer natürlichen Art
mit ihren besonderen Vorzügen:
Scharfsinn, besonders auch praktisches Geschick, verbunden
mit zäher Ausdauer. Mit Stolz gehörte er zur strengen
Richtung der Pharisäer. Vor allem aber bildete er sich sehr
viel ein auf seinen Eifer für das Judentum. Dieser machte
ihn zum Verfolger der Christen. In ihnen sah er Abgefallene
und Schädlinge. Endlich prunkt er mit seiner Gerechtigkeit.
Er konnte mit dem reichen Jüngling sagen: "Alle Gebote habe
ich gehalten von meiner Jugend auf." Vor der Bekehrung
stecken wir alle in einem solchen Eigenruhm. Da ist man
stolz auf seine Abstammung, auf seine Tüchtigkeit, auf
Bildung, Gelehrsamkeit, auf Stellung, auf den Besitz, den
man erworben hat. Wieviel Arten von Stolz gibt es doch,
nicht nur Adelsstolz, sondern auch Bürger- und Bauernstolz,
Gelehrtenstolz und Bildungsstolz, Geldstolz und Beamtenstolz,
vor allem auch Tugendstolz! Man hält sehr hoch von seiner
Unbescholtenheit und tadellosen Haltung. Wehe dem, der nach
dieser Seite hin einen Angriff wagt!
- Man dünkt sich so groß und so reich, und im Grunde ist es
doch alles nur nichtiges, vergängliches, wertloses "Fleisch"
vor Gott und für die Ewigkeit. Die große Einbildung entbehrt
jeder berechtigten Grundlage und beweist die große Blindheit
und Verkehrtheit. Das Israel nach dem Fleisch hatte gar
keinen Vorzug vor Gott. Vor ihm gilt nur die Beschneidung am
Herzen oder die innere Reinigung und Weihe. Saulus meinte
Gott zu dienen; im Wahrheit kämpfte er wider Gott, weil er
die Gemeinde Gottes verfolgte. Seine Gerechtigkeit war in
Gottes Augen nichts als Unrat, ein glänzender Schein nach
außen hin; im Herzen aber wohnten böse Selbstsucht und
verwerflicher Ehrgeiz. Es fehlte ihm die Hauptsache: die
Barmherzigkeit. - In solch nichtigem Selbstruhm stecken wir
alle, bevor die Herrlichkeit Jesu vor unseren Augen
aufleuchtet. Die Bibel legt die Wurzel bloß. Sie redet von
denen, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn, und das
sind wir von Natur alle.