Philipperbrief

Phil 2,16 N.v.Zinzendorf Das Wort des Lebens. Php. 2, 16.

Je mehr ein Mensch sich selbst kennenlernt, desto mehr sieht er ein, was ihm mangelt, und desto begieriger wird er, dem Mangel abzuhelfen. Kommt er dann mit einer solchen Gemütsfassung zur heiligen Schrift, so wird er die vortrefflichste und leichteste Anweisung zum wahren Glück vor sich finden.

Es ist eine Wohltat, die nicht genug erkannt wird, daß wir eine Bibel haben, ein Evangeliumsbuch, ein rechtes Arzneibuch, in dem jeder das Mittel zu seiner Genesung finden kann, sobald ihm die Augen aufgetan werden, darin zu lesen.

Darauf müssen wir immer hinweisen, und in einer solchen Zusammenstimmung mit der Bibel stehen, daß jeder, der uns hört und aus dem Buch prüft, finden muß, daß zwischen unserem Mund und dem Buch eine völlige Harmonie ist, so daß er nicht mehr wünschen kann als daß noch sein Herz in Harmonie dazu käme.

Es ist etwas großes, daß der Teufel mit seinen Tausendkünsteleien in etlichen tausend Jahren nicht hat zuwege bringen können, daß nur ein Spruch verlorengegangen wäre, an dessen Wahrheit uns etwas gelegen ist. Was hat der Gott dieser Welt, der sein Werk in den Kindern des Unglaubens hat, nicht für Siege - dem Schein nach - über das menschliche Geschlecht erhalten? aber doch hat er keinen Buchstaben der heiligen Schrift, an dem etwas gelegen ist, verrücken können. Wenn wir keinen anderen Beweis für die Göttlichkeit der heiligen Schrift hätten, so wäre das genug.

Es liegt in dem Wort Gottes mehr, als man sich üblicherweise denkt; es ist ein verborgener Schatz, eine wahre Perle. Wer einmal die Kraft davon erfährt, der weiß, wie wenig es möglich ist, mit seinem Wort bekannt zu sein, ohne zu dem zu kommen, der es geredet hat und gesagt hat: "ihr müßt zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möget."