Phil 2,2
C.Eichhorn
Einheit der Gläubigen ist des Apostels heißer Wunsch
Erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche
Liebe habt, einmütig und einhellig seid! Phil. 2, 2
Wenn die Christen für sich bleiben und nicht in engere
Verbindung miteinander treten, entsteht freilich keine
Uneinigkeit und kein Zerwürfnis. Es fehlen die
Berührungsflächen, darum gibt's auch keine Reibungen. Aber
wenn man zusammenlebt, dann tauchen so leicht Mißhelligkeiten
auf. Es gibt Verstöße gegen die Liebe, Entfremdungen,
Gehässigkeiten. Und das ist kein Wunder. Denn von Natur hat
jeder seinen eigenen Kopf. Viele Köpfe, viele Sinne! Jeder
behauptet sein Recht und will sich nichts gefallen lassen,
nicht nachgeben, sich vom andern nicht unterdrücken und in
die Ecke schieben lassen. Jeder trägt von Natur Ansprüche
mit sich herum, Ansprüche auf Rücksicht, auf gebührende
Beachtung, auf Dank. Und wenn diesen Ansprüchen nicht genügt
wird, entstehen Bitterkeit und Unmut. Wir sind ferner alle
von Natur geneigt, uns zu überschätzen und allzuviel von
uns zu halten. Daraus entspringen so viel Empfindlichkeit,
Gereiztheit und Zank. Wieviel Ursache zur Erbitterung liegt
im Eigennutz und in der Habsucht! Wenn jeder nur an sich
denkt und für sich zusammenraffen will, entsteht ein Krieg
aller gegen alle. So sehen wir's, wenn wir ins Leben
hineinblicken. Der äußere Krieg ist zu Ende, der innere
Krieg im Leben der Völker gegeneinander und in den einzelnen
Völkern geht um so mehr fort. Es ist das größte Meisterstück
der Wundergnade Gottes, wenn verschiedenartige Menschen zu
wirklicher Eintracht verbunden werden. Der Apostel freut
sich über die Einmütigkeit der Christen. Sein Schmerz ist,
wenn sie nicht in Liebe einander tragen und fördern. Unser
Haupt Jesus Christus wird erquickt durch die Liebeseintracht
seiner Glieder. Am letzten Abend seines Erdenlebens war es
sein inständiges Flehen zum Vater, daß sie alle eins sein
möchten. Durch Streit und Gehässigkeiten schaden wir uns
selbst, schädigen uns gegenseitig, betrüben den Heiligen
Geist und unser Haupt Jesus Christus. Durch Eintracht
erfreuen wir Jesus und alle wahren Gotteskinder. Die
Hauptursache alles Getrenntseins und Widereinanders im Volke
Gottes ist das Weitwegsein vom Herrn. Wie in einem Kreis
zwei Punkte, je näher sie dem Mittelpunkt sind, auch
untereinander näher sind, so ist es auch in der Gemeinschaft
des Volkes Gottes. Je näher man dem Heiland ist, d.h. je
christusähnlicher man in seinem Wesen ist, desto besser
versteht und liebt man sich auch untereinander. Ist man ganz
beim Zentrum Christus, so ist man auch ganz nahe beieinander.
Darum näher zum Herrn, dann kommt das brüderliche Nahesein
von selbst.