Philipperbrief

Phil 1,3 S.Keller Phil. 1, 3: «Ich danke meinem Gott, so oft ich eurer gedenke.»

Sind wir andern solch ein Gegenstand freudigen Dankes? Oder liegt die Gefahr näher, daß sie über uns vor Gott seufzen? Haben wir andere Christen, über die wir Gott danken? Was für innige, feine Beziehungen hat der Apostel zu den Philippern, daß er ihnen von seinem Gebetsleben diesen einen Zug mitteilen darf! Bei uns mischt sich meistens so viel Menschliches in das von Gott gewirkte neue Leben, daß wir wohl nur sehr selten in die Lage kommen, so zu danken, wie der Apostel es tut. Bald liegt der Fehler an uns, bald an den Seelen, denen unsere Arbeit galt. Oder sind heutzutage die religiösen Erweckungen überhaupt nicht so tiefgehend und allumfassend, daß man viel Rühmens machen darf? Hält sich der Dank für eine Erweckung, wenn die Begeisterung doch verrauscht und die Frischerweckten für die Dauer nur mittelmäßige Christen abgeben? Aber wir wollen nicht nur die Kritik reden lassen - der eine Umstand ist doch des Dankes und der freudigen Erhebung wert, daß überhaupt Leben von oben gezeugt wird und Feinde Jesu herumgeholt werden. Über dem, was Gottes Geist da wirkt, können wir doch dankbar uns beugen; unsere und unserer Gemeinden Schuld nachher aber wollen wir erkennen und ihm bringen in unserer Fürbitte.

Herr Jesus, du bist Priester und Versühner aller deiner Diener. Laß uns die Vergebung aller unserer Arbeitsfehler erfahren und nimm dich deiner Herde besser an, als wir es vermöchten. Amen.





J.MacArthur "Ich danke meinem Gott bei aller meiner Erinnerung an euch" (Phil. 1,3).

Ein Schlüssel zu christlicher Freude ist die Erinnerung an die Güte anderer.

Obwohl Paulus in Rom unter Hausarrest stand, als er den Philipperbrief schrieb, war sein Geist nicht gebunden. Und oft fielen ihm die mit den Christen in Philippi gemachten Erfahrungen ein. Wenn er darüber nachdachte, wurden seine Gedanken immer wieder zu Lob- und Dankgebeten für das, was Gott durch sie getan hatte. Sicher dachte Paulus dann an seine Predigt, bei der Gott der Lydia das Herz auftat und sie dem Evangelium glaubte (Apg. 16,13-14). Daraufhin bekehrten sich alle, die zu ihrem Haushalt gehörten (Vers 15). Ganz gewiss waren ihre Freundlichkeit und Gastfreiheit lichte Punkte in den sonst sehr stürmischen Tagen in Philippi.

Er wird sich auch des besessenen Mädchens erinnert haben, das der Herr aus den geistlichen Fesseln befreite (Vers 18), und an den Kerkermeister dort, der Paulus und Silas in das Gefängnis warf, nachdem man sie blutiggeschlagen hatte (die Verse 23-24). Vielleicht kam das Mädchen zu der Gemeinde in Philippi; die Bibel sagt nichts darüber. Wir wissen aber, dass der Kerkermeister mit seiner ganzen Familie errettet wurde, wonach er Paulus und Silas mit größter Freundlichkeit begegnete, sich ihrer Wunden annahm und sie speiste (die Verse c30-34).

Auch der zahlreichen finanziellen Gaben, die Paulus von den Philippern erhielt, erinnerte er sich gern, weil sie aus Liebe und Anteilnahme gegeben waren. Das galt auch für die Gabe, die Paulus eben erst durch Epaphroditus erhalten hatte und die weit über das hinausging, was Paulus benötigte (Phil. 4,18).

Die Dankbarkeit des Paulus macht deutlich, dass christliche Freude dadurch erhöht werden kann, dass man sich der Güte anderer erinnert. Eine Folge davon ist die Fähigkeit, Mängel und Unfreundlichkeiten zu vergeben. Das widerspricht völlig dem Wunsch der Weltmenschen nach Vergeltung und Genugtuung, passt aber ganz und gar zu dem Mitleid und der Vergebung, die Gott dir hat zuteil werden lassen. Darum: Vergiss das Böse ganz schnell und das Gute nie!