Phil 1,1
J.MacArthur
"... allen Heiligen in Christus Jesus" (Phil. 1,1).
Jeder Christ ist ein Heiliger.
Viele Menschen meinen, Heilige seien Männer oder Frauen
von besonderer Frömmigkeit oder dass sie von offizieller
kirchlicher Seite als Heilige kanonisiert wurden. Gewöhnlich
müssen sie schon lange tot sein und außergewöhnliche
religiöse Vollkommenheit gezeigt haben, um die notwendigen
Kriterien zu erfüllen.
Gott aber betrachtet das Heiligsein ganz anders. Paulus
nannte die Gläubigen in Korinth "Heilige" (1. Kor. 1,2), um
dann in vielen Kapiteln ihre sündigen Verhaltensweisen zu
korrigieren. Er nannte die Römer, Epheser und Kolosser
ebenfalls "Heilige", aber auch die waren nicht perfekt.
Was macht einen Menschen dann aber zum Heiligen? Die Antwort
steht in Philipper 1,1 - "allen Heiligen in Christus Jesus".
Das ist entscheidend. Heiligsein aist nicht für eine
geistliche Elite reserviert. Es gehört zu jedem Gläubigen;
denn jeder Gläubige ist "in Christus Jesus".
Wenn du Christus liebst, bist du ein Heiliger. Darüber mögen
sich deine nächsten Bekannten sehr wundern; es stimmt aber
trotzdem!
Das Kennzeichen des Heiligseins ist Heiligkeit. Das
griechische Wort hagios wird im ganzen Neuen Testament für
alles und für jeden gebraucht, der die Heiligkeit Gottes
repräsentiert: Christus ist der Heilige Gottes, dann der
Heilige Geist, der Heilige Vater, die heiligen Schriften,
heilige Engel, heilige Brüder und so weiter.
Für Gott bist du ein "Heiliger und Geliebter" in Christus
(Kol. 3,12). Du bist mit "heiligem Ruf" berufen (1. Kor.
1,2) und "zum Erbteil der Heiligen in dem Lichte" (Kol.
1,12). Du hast die "Erlösung, die Vergebung der Sünden"
(Kol. 1,14) und jede andere geistliche Segnung (Eph. 1,3)
empfangen.
Mit diesen Privilegien kommt die Verantwortung, ein heiliges
Leben zu führen. Daher ermahnt dich die Schrift, deinen
Leib als ein "lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges
Schlachtopfer" darzustellen (Röm. 12,1) und so zu leben,
wie es sich für Heilige geziemt (Eph. 5,3).
Die Kraft, ein für Gott wohlgefälliges Leben zu führen, ist
der Heilige Geist, der in dir wohnt. Wenn du dich Ihm in
Gebet und Gehorsam gegen Gottes Wort zur Verfügung stellst,
werden die typischen Merkmale eines wahren Heiligen in deinem
Leben zunehmend erkennbar. Fange heute ganz entschieden
damit an.
J.MacArthur
"... Heilige ..., die in Philippi sind" (Phil. 1,1).
Wenn du für die Nöte anderer gibst, wird Gott deine
Bedürfnisse befriedigen.
Die Gemeinde in Philippi war - vielleicht mehr als alle
anderen - durch großzügige Opferbereitschaft gekennzeichnet.
Sie unterstützte Paulus auf dessen Missionsreisen, und
das war für ihn der Anlass zu großer Freude. Außer Geld
schickten sie auch noch den Epaphroditus, einen frommen
Mann, der Paulus diente, als dieser im Gefängnis lag (Phil.
2,25-30; 4,18).
Paulus suchte sich genau aus, von welcher Gemeinde er
finanzielle Unterstützung annahm, weil er keine Belastung
sein wollte oder weil man seine Motive missverstehen konnte.
In z1. Korinther 9,6-14 sagt er uns, er habe das Recht, von
denen unterstützt zu werden, denen er gepredigt hatte, doch
habe er auf dies Recht verzichtet, um das Evangelium in
keiner Weise zu behindern. In 2.Korinther .11,9 sagt er:
"Als ich bei euch anwesend war und Mangel hatte, fiel ich
niemand zur Last ... und hielt mich in allem unbeschwerlich
und werde mich also halten."
Ähnliches schrieb er den Thessalonichern: "Wir haben nicht
unordentlich gewandelt, noch haben wir von jemand Brot
umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde
Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch
beschwerlich zu fallen" (2. Thess. 3,7-9).
Im Gegensatz dazu spricht die Bereitschaft des Paulus, sich
von der Gemeinde in Philippi unterstützen zu lassen, von dem
besonderen Vertrauensverhältnis und der Wertschätzung, die
sie genoss.
Offenbar war die Gebefreudigkeit der Philipper so groß,
dass sie selbst dadurch in Schwierigkeiten gerieten. Paulus
versichert ihnen, dass Gott Wohlgefallen an ihren Opfern
hat und sagt dann: "Mein Gott aber wird alle eure Notdurft
erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus
Jesus" (Phil. 4,18-19).
Auch du solltest - wie die Philipper - durch großzügiges
Opfer und durch Unterstützung derer gekennzeichnet sein,
die dir mit dem Wort dienen. Treue Hirten und Älteste sind
dieser Ehre wert (1. Tim. 5,17-18), und Großzügigkeit
bringt dir und anderen Freude.
J.MacArthur
"... allen Heiligen ... mit den Aufsehern und Dienern"
(Phil. 1,1).
Treue geistliche Leiter sind aller Anerkennung und Achtung
wert.
Der Gruß des Paulus schließt die "Aufseher und Diener"
in Philippi ein. Das ist möglicherweise kein Hinweis auf
Älteste und Diakone, wie wir sie kennen, sondern gilt allen
Heiligen in Philippi, samt den geistlichen Leitern und denen,
die ihnen zur Seite standen.
Das setzt Einigkeit und Unterwürfigkeit in der Gemeinde
voraus, was Leitern und denen, die ihnen folgen, zur
Freude gereicht. In Hebräer 13,17 wird besonders darauf
hingewiesen: "Gehorcht euren Führern und seid unterwürfig;
denn sie wachen über eure Seelen (als die da Rechenschaft
geben sollen), auf dass sie dies mit Freuden tun und nicht
mit Seufzen; denn dies wäre euch nicht nützlich."
Geistliche Führerschaft bringt heilige Verantwortung. Leiter
müssen die Herde Gottes leiten, ernähren und bewachen, weil
Gott sie durch das Blut Seines eigenen Sohnes erworben hat
(Apg. 20,28). Sie sind Gott persönlich für die Handhabung
ihrer Aufgaben verantwortlich.
Du hast auch eine heilige Verantwortung: Du musst den Führern
gehorchen und dich ihnen unterwerfen. Hebräer 13,7 sagt:
"Gedenket eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet
haben und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmet ihren
Glauben nach." Und Paulus fügt in 1. Thessalonicher 5,12-13
hinzu: "Erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen
im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die
Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen."
Leider fördert unsere Gesellschaft Kritiksucht und Misstrauen
gegenüber jeglicher Autorität. Verbale Angriffe und Rufmord
sind weit verbreitet. Viele Gemeindeglieder haben diese
Haltung gegenüber ihren geistlichen Führern übernommen,
weil sie diese als Funktionäre und bezahlte Angestellte
betrachten. Daraus ergibt sich die weitverbreitete
Schwachheit und Wirkungslosigkeit der Gemeinden, die sich
selbst durch Uneinigkeit und Streitereien lahmlegen. Viele
Hirten leiden unter dem Ungehorsam und der Undankbarkeit der
ihnen Anvertrauten.
Lass dich nie zu dieser Gesinnung verleiten. Wirkliche
Führer verdienen deinen Respekt und deine Wertschätzung,
nicht weil sie so überaus begabt wären, sondern weil Gott
sie zu diesem heiligen Dienst berufen hat. Wenn du dich den
geistlichen Leitern gegenüber so verhältst, wie Gott es
fordert, wird das unermesslich zur Einheit und Harmonie
in deiner Gemeinde beitragen.
J.MacArthur
"Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu ..." (Phil.
1,1).
Wenn dein Ziel die Verherrlichung Christi ist,"gereicht
dir alles, was das Evangelium fördert, zur Freude.
Außer dem Herrn selbst ist sicher Paulus das deutlichste
Beispiel dafür, dass Freude nicht notwendigerweise an die
Umstände gebunden ist.
Paulus schrieb den Philippern aus einer Kerkerzelle, und doch
redete er von Freude und Zufriedenheit. Sein Leben war eine
Kette von Schwierigkeiten und lebensbedrohenden Situationen
(siehe 2. Kor 11,23-33). Das hatte der Herr auch gleich
nach der Begegnung auf der Straße nach Damaskus gesagt:
"Dieser [Paulus] ist mir ein auserwähltes Gefäß, meinen Namen
zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels.
Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen
leiden muss" (Apg. 9,15-16). Trotzdem fand Paulus in jeder
Lage Grund zur Freude.
Sein dringender Wunsch, Christus zu erheben, trieb ihn von
einer Leidenserfahrung in die andere. Wenn nur Christus
erhoben wurde, freute Paulus sich. Das sehen wir auch in
Philippi, wo Gott nach einem kurzen Predigtdienst eine
Geschäftsfrau mit Namen Lydia errettete und einen Dämon von
einem Sklavenmädchen austrieb. Daraufhin wurden Paulus und
Silas zu Unrecht angeklagt, wider alles Recht geschlagen
und ins Gefängnis geworfen. Aber nichts konnte ihre Freude
unterdrücken; denn "um Mitternacht (...) beteten Paulus und
Silas und lobsangen Gott; und die Gefangenen hörten ihnen zu"
(Apg. 16,25).
Das war ein dermaßen mächtiges Zeugnis für die Freude im
Herrn, dass bald darauf der Kerkermeister mitsamt seiner
ganzen Familie dem Evangelium glaubte und errettet wurde.
Selbst wenn die Gefängnishaft Paulus daran hinderte, so
effektiv zu arbeiten, wie er es gern getan hätte, oder wenn
andere seine Apostelschaft an sich reißen wollten und
Christus aus Neid und Streitsucht predigten, blieb er
unverzagt (Phil. 1,18). Seine Lebensumstände waren
Nebensache im Vergleich zu der Hauptsache, dass Christus
verherrlicht wurde.
Siehst du das auch so? Möglich wäre es! Wenn es dir vor
allem und überall um die Verherrlichung Christi geht, bringt
dir alles Freude, was diesem Ziele dient.
J.MacArthur
"Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu ..." (Phil.
1,1).
Trotz ihrer Fehler sind Menschen gleicher Gesinnung eine
wunderbare Gottesgabe.
Timotheus war der Vertraute des Paulus bei seiner
Evangeliumsarbeit. In Philipper 2,20 beschreibt er ihn als
einen ihm "gleichgesinnten" Menschen. Sie teilten die
gleichen Ansichten und hatten dieselbe Liebe zum Herrn und zu
Seiner Kirche. An anderer Stelle nennt Paulus den Timotheus
"mein geliebtes und getreues Kind in dem Herrn" (1. Kor.
4,17) und einen "Mitarbeiter Gottes in dem Evangelium
des Christus" (Röm. 16,21; 1. Thess. 3,2). Das sind
bedeutsame Komplimente aus dem Mund des Apostels, dessen
Maßstab in Bezug auf Dienst und persönliche Integrität sehr
hoch war.
Immerhin, wie fromm und nützlich Timotheus auch war, er
hatte mit vielen der gleichen Schwachheiten zu kämpfen,
mit denen auch wir es zu tun haben. So entnehmen wir dem
2. Timotheusbrief, dass er sich von falschen Lehrern
einschüchtern ließ, die seine Führerschaft bestritten (1,7).
Vielleicht hat er sich auch manchmal Christi geschämt (1,8)
und war versucht, seine Theologie zu ändern, um den Angriffen
derer zu entkommen, die der gesunden Lehre widerstanden
(1,13-14). Er mag auch das Bibelstudium vernachlässigt
haben (2,15), um dadurch gottwidrigen Vorstellungen zu
verfallen (2,16-17). Damit wären weitere Schwierigkeiten
verbunden.
Paulus schrieb dem Timotheus, um seinen geistlichen Charakter
zu stärken und ihn zu ermutigen, auch in schweren Trübsalen
standhaft zu bleiben.
Trotz dieser offensichtlichen Schwachheit schätzte Paulus
den Timotheus sehr und betraute ihn mit riesigen
Verantwortlichkeiten in seinem Dienst. Darüber hinaus
waren die Freundschaft und der Dienst des Timotheus für
den Apostel eine Quelle großer Freude und Stärkung.
Ich bete darum, dass auch du in deinem Leben "gleichgesinnte"
Menschen hast - Brüder und Schwestern in Christus, die dich
ermutigen, für dich beten und dich an deine Verantwortung
für die Wahrheit Gottes erinnern. Sie mögen, wie Timotheus,
nicht in allem deinen Erwartungen entsprechen; aber sie sind
eine kostbare Gottesgabe. Halte sie wert und bete viel für
sie. Tue alles, was du kannst, um auch ihnen zum Segen zu
sein.
Sollten dir solche Freunde fehlen, suche die Gemeinschaft mit
einer örtlichen Gemeinde, in der Christus verherrlicht wird,
in der man Sein Wort lehrt und wo man zu einem heiligen Leben
ermutigt. Baue Beziehungen zu reifen Christen auf, die dich
anreizen "zur Liebe und zu guten Werken" (Hebr. 10,24).
J.MacArthur
"Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu ..." (Phil.
1,1).
Ein treuer Sklave tut den Willen seines Herrn.
Die Metapher, Christen seien Sklaven Christi, finden wir
häufig in den Schriften des Paulus. Damals verstand sie
jeder Leser sofort wegen der Allgegenwart der Sklaverei
im Römischen Weltreich.
Petrus, Jakobus, Johannes und Judas brauchten den gleichen
Ausdruck, um ihren Dienst zu beschreiben. Der Herr Jesus
selbst hat in Markus 10,45 gesagt: "Denn auch der Sohn des
Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um
zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele." In
Philipper 2,7 bezeichnet Paulus Christus als einen Sklaven,
der die Ihm gebührende Herrlichkeit ablegte und sich bis zum
Tode erniedrigte.
Der Herr Jesus war wie der Mann in 2. Mose 21, der sich
freiwillig zum "ewigen" Knecht machen ließ, weil er seinen
Herrn und die ihm gegebene Frau liebte und darum auf die
Freilassung verzichtete. Er diente aus Liebe, nicht aus
Zwang.
Das ist auch ein schönes Bild für den Gläubigen. Wir sind
Sklaven Gottes (Offb. 1,1), "von der Sünde freigemacht und
Gottes Sklaven geworden" (Röm. 6,22).
Während wir bei dem Wort "Sklaverei" meistens an Erniedrigung
und unmenschliche Behandlung zu denken haben, gab es im
Umfeld des frühen Christentums auch Sklaven, die von ihren
Herren nicht nur mit allem Notwendigen versorgt wurden,
sondern auch vertrauliche Aufträge für diese erledigten und
bei ihnen in hohem Ansehen standen.
Ungehorsame oder eigenwillige Sklaven waren für ihre Herren
von geringem Nutzen; solche aber, die den Willen des Herren
über die eigenen Interessen stellten, wurden geschätzt.
Der Herr Jesus sagte: "Meine Speise ist, dass ich den Willen
dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe"
(Joh. 4,34). Das sollte auch dein Ziel sein, wenn du Gottes
Diener sein willst. Wenn du treu bist, kann dich Gott zu
vielem gebrauchen.