Eph 4,31
W.MacDonald
»Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung
sei von euch weggetan, samt aller Bosheit.« Epheser 4,31
Das Leben ist randvoll mit provozierenden Situationen, die
einen Menschen wahrhaftig dazu bringen können, die Geduld
zu verlieren. Vielleicht erkennen wir uns in einigen der
folgenden Beschreibungen wieder: Ein Kellner verschüttet
heißen Kaffee auf unserem Arm, oder er läßt uns unendlich
lange auf das Essen warten. Wir kommen mit unserer neuesten
Errungenschaft zu Hause an und müssen gleich feststellen,
daß dieses wunderschöne Ding einen schweren Fehler hat. Wenn
wir dann versuchen, unser Geld dafür zurückzubekommen, wird
der Geschäftsmann unverschämt. Oder man hat eine falsche
Auskunft bekommen und verpaßt deswegen das Flugzeug. Wir
sind erst eine Woche lang stolzer Besitzer eines neuen Autos,
und schon macht ein unvorsichtiger Fahrer eine Beule in
die Wagentür. Ein Laden verspricht, ein Gerät an einem
bestimmten Tag an uns zu liefern. Wir bleiben den ganzen Tag
zu Hause, aber kein Gerät kommt! Wiederholte Versprechungen
des Ladens werden erneut nicht eingehalten. Die Kassiererin
im Supermarkt berechnet zuviel Geld und wird auch noch grob,
wenn man sie daraufhin anspricht. Die Nachbarin belästigt
einen ein paarmal wegen unerfreulicher Streitereien zwischen
ihrem Kind und unserem eigenen, und wir wissen genau, daß das
Nachbarskind schuld daran ist. Ein anderer Nachbar treibt
uns auf die Palme mit seiner lauten Stereomusik und seinen
wilden Partys. Ein Arbeitskollege ärgert einen dauernd,
wahrscheinlich weil er weiß, daß man Christ ist. Der
Computer macht bei der monatlichen Lohnabrechnung einen
Fehler; wir protestieren mehrmals per Telefon dagegen, aber
der Irrtum wiederholt sich Monat für Monat. Bei unserem
Lieblingssport pfeift der Schiedsrichter ab und bestraft
einen Spieler offensichtlich zu Unrecht. Oder aber es gibt
Probleme bei uns zu Hause im Wohnzimmer, weil mehrere
Familienmitglieder, von denen jeder eine andere
Fernsehsendung sehen will, heftig aneinandergeraten.
Es gibt keine Möglichkeit, zumindest einige von diesen
ärgerlichen Situationen zu vermeiden. Aber für den Gläubigen
kommt es entscheidend darauf an, wie er auf sie reagiert.
Die natürliche, menschliche Art ist in einer solchen Lage,
einen Wutanfall zu bekommen und dem, der einen beleidigt hat,
ein paar Schimpfworte an den Kopf zu werfen. Aber wenn ein
Christ die Geduld verliert, dann verliert er damit auch sein
Zeugnis als Christ. Da steht er, leichenblaß vor Zorn, seine
Augen sind wie glühender Stahl, und seine Lippen zittern. In
diesem Zustand kann er kein einziges Wort für seinen Herrn
Jesus sprechen. Er verhält sich genauso wie ein Mensch
dieser Welt. Dann ist er kein Zeuge mehr für die Heilige
Schrift, sondern höchstens noch für eine Schmähschrift.
Das Tragische dabei ist, daß der Mensch, der ihn verletzt
hat, wahrscheinlich das Evangelium nötig braucht. Vielleicht
benimmt er sich deshalb so daneben, weil er gerade eine Krise
in seinem persönlichen Leben durchmachen muß. Wenn er jetzt
Liebe und Rücksicht erfahren würde, könnte er möglicherweise
für den Heiland gewonnen werden.
Temperamentsausbrüche haben schon viel dazu beigetragen, daß
das Zeugnis von Gläubigen null und nichtig wurde, und sie
haben dem Namen des Herrn oft Schande gemacht. Ein wütender
Christ ist jedenfalls eine schlechte Werbung für den Glauben.