Eph 4,16
J.Kroeker
Vom Geheimnis seiner Gemeinde.
"Von welchem (nämlich Christus) aus der ganze Leib -
zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander
Handreichung tun nach dem Maße der Leistungsfähigkeit jedes
einzelnen Gliedes, - das Wachstum des Leibes vollbringt, zu
seiner Erbauung in Liebe." Eph. 4,16.
Ihrem innersten Wesen entsprechend nennt der Apostel die
Gemeinde auch den Leib Christi, und zwar auf Grund der
Lebenseinheit und der Geistesgemeinschaft mit ihrem Haupte.
So oft Paulus auch in seinen Briefen auf die Kirche Christi
zu sprechen kommt, sie steht ihm in ihrem Wesen und Wachsen
aufs tiefste verankert in der Aktivität Gottes und Seines
Christus. Sie ist ihm Gottes Bau- und Ackerfeld, auf dem er
oder Apollos oder Kephas oder sonst einer der Apostel zwar
pflanzen, begießen, bauen oder sonst einen Hilfsdienst tun
können, wo aber jedes Wachstum und Gedeihen von Gott
herkommt. Um zu zeigen, wie tief die Christuskirche mit
ihrem Leben in der Welt ihres Retters und Heilandes wurzelt,
benutzt er als Gleichnis den menschlichen Organismus.
Obwohl in der Welt, sind dem Apostel die Glaubenden als
Menschen "in Christo" doch nicht mehr von der Welt. Durch
den Empfang der Sohnschaft wurden sie in die Lebenssphäre des
Sohnes und in die Kraftwirkungen der Reichs-Gottes-Welt
versetzt. Durch ihr Eintreten in die Christusgemeinschaft
ist ihr Leben der Welt gekreuzigt und die Welt ist ihnen
gekreuzigt. Ihre Kraftquellen liegen hinfort in dem Einen,
den Gott in besonderem Sinne als das Haupt aller Dinge
gesetzt hat zum Haupte seiner Gemeinde.
Dieses Haupt ist ihr nicht nur der historische Christus,
sondern der gegenwärtige "Herr". Ihn haben Einzelne zu
ihrem Heil nicht nur einst in den Tagen seines Fleisches als
rettende Kraft Gottes erlebt, sondern Ihn erlebt auch sie als
dieselbe Kraft mit demselben Heil. Nicht nur der Glaube an
den geschichtlichen Jesus, sondern die Gemeinschaft mit ihrem
gegenwärtigen, wenn auch unsichtbaren Herrn und das Erleben
seiner täglichen Kraftquellen lässt sie mit Paulus sprechen:
"Nicht aber ich lebe, sondern Christus lebt in mir!"
Unsere Not in der kirchlichen Gegenwart besteht vielfach
darin, dass auch auf unsern Kanzeln und Kathedern wieder weit
mehr das Wissen über Christus als die Kraft des Christus
herrscht. Wir sind reich an theologischen Ansichten über
Christus, aber vielfach unnennbar arm an der Gegenwart und an
der rettenden Kraft des Christus. Unsere allertiefste Not
ist daher nicht, dass große Massen nicht die Kirche suchen,
sondern dass unseren Kirchen vielfach Der fehlt, der in
seiner Kraft der Schöpfer, mit seinem Leben der Inhalt und
mit seiner Herrlichkeit die Zukunft der Kirche sein will.