Eph 2,8
W.Nee
Aus Gnade seid ihr gerettet worden durch Glauben, und das
nicht durch euch - Gottes Gabe ist es. Epheser 2,8
Wir sagen mit Recht, wir seien gerettet worden durch Glauben,
aber was ist damit gemeint? Es bedeutet, wir sind dadurch
gerettet, daß wir in Jesus Christus ruhen. Wir selber haben
zu unserer Rettung überhaupt nichts getan; wir haben nur die
Bürde unserer von Sünde kranken Seele auf ihn gelegt.
Begonnen haben wir unser Christsein damit, daß wir uns nicht
auf unser eigenes Tun stützten, sondern auf das, was Christus
getan hat. Erst dann, wenn einer dies tut, ist er Christ;
denn im Glaubensleben besteht der erste Schritt darin, zu
sagen: »Ich selber kann nichts tun, um mich zu retten,
sondern aus Gnade hat Gott in Christus alles für mich getan.«
Für die Gnade, die Gott uns zuzuwenden bereit ist, gibt es
keine Grenze.
D.Rappard
Aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben.
Eph. 2,8.
Mit ganz besonderer Klarheit wird hier der Weg des Heils
bezeichnet. Zwei Kräfte wirken da zusammen: einerseits
Gottes Gnade, andererseits des Menschen Glaube. Das eine
ohne das andere brächte das Wunderwerk nicht zustande. So
war es auch bei den Heilungen, die Jesus vollbrachte. Von ihm
allein ging die Heilkraft aus; den Geheilten aber sagte er: ,,Dein
Glaube hat dir geholfen".
Die G n a d e macht den Anfang. Durch sie ist die Erlösung
geschehen. Sie läßt den Ruf erschallen: Kommt; denn
es ist alles bereit! - Nun muß aber der G l a u b e antworten,
muß kommen und sich setzen an den Tisch des Vaterhauses, muß
nehmen und essen.
Durch die G n a d e ist von Gottes Seite der Friede
unterzeichnet in dem Blute des Lammes. Durch sie bittet er:
Lasset euch versöhnen mit Gott! - Nun muß der G l a u b e
seinerseits die Bedingungen unterschreiben und sich dem großen
Überwinder, der sein herrlicher Retter ist, demütig und dankbar
übergeben.
Aus Gnaden s e i d ihr selig geworden. Es ist ein g e g e n -
w ä r t i g e r Besitz. Unser Glaubensleben ist ein fortgesetzter,
lebendiger Austausch zwischen uns und unserem Herrn Jesu.
Heute gibt er uns seine G n a d e; heute dürfen wir sie nehmen
im G l a u b e n.
Du nimmst meine Sünde und gibst mir Deine
Gerechtigkeit. Du nimmst mich an, und ich darf
Dich nehmen zu meinem Heiland und Herrn
C.O.Rosenius
Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und
das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es. Eph. 2, 8.
Gnade ist ein wichtiges Wort in der Seligkeitslehre; darum
müssen wir es gründlich betrachten. Es scheint sehr leicht
verstanden zu werden, solange es gilt, nur daran zu denken
und darüber zu reden. Sobald es aber die Anwendung gilt, daß
unsere ewige Seligkeit oder unsere Verdammnis darauf beruht,
ist wohl kein Wort recht zu fassen und zu glauben schwieriger
als dieses kleine Wörtlein Gnade. Die Lehre von der Gnade
ist ein wichtiger Teil der Lehre von Gott. Ihn aber in der
Gnade recht zu erkennen, das ist das ewige Leben. - Gelobt
sei Gott!
Zunächst befindet die ganze Welt sich in einer dicken
Finsternis bezüglich dieser Frage von der Gnade Gottes, da
sie dieselbe so ansieht, daß Gott es mit dem Menschen nicht
so genau nehmen werde, weil er doch schwach ist und nicht
vollkommen sein kann. ,,Aber Gott ist gnädig", sagt man
dann, ,,Er nimmt es nicht so genau mit uns." Mit dieser
Gnadenpredigt betrügt die alte Schlange die ganze Welt und
wiegt sie in den Schlaf. In dieser Weise wäre Gottes Gnade
eine Art Oberflächlichkeit, die Seine Gerechtigkeit und
Wahrheit in Seinen Urteilen gänzlich zunichte machen würde.
Die Schrift aber lehrt anders. Etwas anderes sollst auch du
aus dem Blutschweiß Christi, aus Seiner Geißelung und Seinen
Angstrufen am Kreuze lernen, sodann auch aus der Zerstörung
Jerusalems und aus allem Schauerlichen, was dabei über das
Eigentumsvolk Gottes erging, obgleich doch ohne Seinen Willen
kein Vogel auf die Erde fallen darf. Gottes Gnade ist weder
eine Nachsicht noch eine Oberflächlichkeit. Gott hegt in
Seinem Herzen eine uns unbegreiflich große Liebe und
Barmherzigkeit; sie kann aber nicht im Streit mit Seiner
ebenso großen wie vollkommenen Gerechtigkeit ausgeübt werden.
Der Herr Jesus kann über Jerusalem weinen, Er kann es aber
nicht erretten, da es Seine Stimme nicht hören will.
Wenn wir von der vergebenden Gnade Gottes reden, durch die
der Mensch in Seinen Bund und Seine Freundschaft aufgenommen
wird, dann müssen wir wissen, daß sie nur in Christus gegeben
wird. Ist der Mensch aber in Ihm und hat und genießt er
alles, was Er für uns getan hat und ist, dann ist da auch
eine ganz vollkommene Gnade und die allerhöchste Freundschaft
und Liebe. Denn gleichwie außer Christus keine Gnade ist,
sondern nur nach Verdienst gegeben wird, so gilt dagegen auch
kein Werk, keine Sünde, keine Unwürdigkeit bei denen, die in
Christus Jesus sind. Das heißt Gnade. Sie ist der völlige
Gegensatz zu aller Ansehung der Werke oder des Verdienstes.
Dies ist eine sehr wichtige Feststellung, wenn man verstehen
will, was Gnade ist. Der Apostel sagt: ,,Ist es aber aus
Gnaden, so ist es nicht aus Verdienst der Werke, sonst würde
Gnade nicht Gnade sein; ist es aber aus Verdienst der Werke,
so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht
Verdienst." Und abermals sagt er: ,,Dem, der mit Werken
umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern
aus Pflicht." (Hier werden Gnade und Pflicht einander als
Gegensätze gegenübergestellt.) Und abermals: ,,Aus Gnade seid
ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch,
Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf daß sich nicht
jemand rühme." Aus allen solchen Stellen merken wir, daß
Gnade und Werke, Gnade und Verdienst ganz entgegengesetzte
Dinge sind, so daß das eine das andere unbedingt ausschließt.
Der Mensch wird nur aus Gnaden gerecht und selig. Alle, die
diese Gnade genießen, haben kein Recht auf diese Gaben,
sondern sie hätten im Gegenteil nur Gottes Strafe und Zorn
verdient, wenn Gott nach unserem Verdienst handeln würde,
weil die vollkommene Gerechtigkeit eine vollkommene
Heiligkeit fordert, in uns aber beständig Sünde ist.
Alles das ist leicht zu verstehen, soweit es die Lehre
davon betrifft. Wenn Gott aber einen Menschen heimsucht
und erweckt hat, so daß er jetzt das tiefe, unendliche
Sündenverderben im innersten Wesen der Seele, in Gedanken,
Begierden und Gemütsbewegungen sieht und fühlt, und wenn das
alte Herz immer den unrichtigen Weg einschlagen will und das
Fleisch voller sündiger Neigung ist - was alles durch den
innewohnenden Geist mehr und mehr beleuchtet und fühlbar wird
-, dann wird es eine schwere Kunst zu verstehen, daß dieses
ganze Verderben die Gnade nicht im geringsten hindert noch
erschüttert. Denn da das Gesetz doch in das Wesen des
Menschen geschrieben ist und die erwiesene große Gnade Gottes
all seine Forderungen um so billiger und wichtiger für die
Seele macht, so wird die innere Anklage wegen der Sünde immer
fühlbarer. In demselben Grade, wie Gott gnädig ist, wird
alle Sünde um so unwürdiger und kränkender. Und wenn der
Feind den Menschen nun nicht länger im Schlaf und in der
Sicherheit halten kann, dann sucht er beständig daran zu
arbeiten, ihn in Unruhe und Verzweiflung zu bringen, wozu
er jetzt alle Mittel anwendet, indem er zunächst die
innewohnende Sünde beständig erregt und dann die Seele
mit allen drohenden Worten Gottes erschreckt und peinigt,
das Verständnis von der Gnade Gottes verfinstert und ihr
unausgesetzt die Heiligkeit Gottes und Seinen Zorn über die
Sünde vorhält. Jetzt das Wort Gnade in seiner wahren und
vollen Bedeutung zu behalten, das ist eine Weisheit, die über
alle menschliche Vernunft hinausgeht. Möchte Gott darum
jeden Christen vor der Verblendung bewahren, daß er dieses
Thema auslernen könnte, da doch alle wahren Heiligen hierin
immer Schüler geblieben sind wie wir in den Psalmen Davids
und der Geschichte aller Heiligen lesen.
Herr, öffne mir die Tiefe meiner Sünden,
Laß mich auch seh'n die Tiefe Deiner Gnad!