Eph 1,9
C.O.Rosenius
Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis Seines Willens nach
Seinem Wohlgefallen. Eph. 1, 9.
Alle menschlichen Urteile über Gott sind immer töricht und
verkehrt, wie es die Geschichte aller Zeiten und aller Völker
bezeugt. Der eine hat sich Ihn so gedacht und beschrieben,
der andere ganz anders. Der eine hat geglaubt, Ihm mit
diesem zu gefallen, der andere mit jenem, so daß es
erbärmlich ist, zu sehen, wie sie geirrt haben und im
Finstern gelaufen sind. Das geschieht auch uns, sobald
wir das Wort aus den Augen verlieren.
Was sagt darum das ewige, himmlische Wort von dem Willen und
dem Ratschluß Gottes zu unserer Seligkeit? Höre! ,,Also hat
Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab,
auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben." ,,Es ist hier kein
Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms,
den sie bei Gott haben sollten; und werden ohne Verdienst
gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch
Christus Jesus geschehen ist." ,,Denn Er ist durch Sein
eigenes Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat eine
ewige Erlösung erworben." ,,So halten wir es nun, daß der
Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch
den Glauben."
So lauten die heiligen Worte, vor denen Himmel und Erde sich
neigen und anbeten! Laßt nun alle Weisen der Welt, ja, Engel
und Geister, Vernunft und Gefühl sagen, was sie wollen; auf
dem Thron des Himmels sitzt einer - der Richter über alles
Erschaffene. Er redet Worte, die in der Ewigkeit aller
Ewigkeiten fester stehen als die Pfeiler der Erde und die uns
sagen, daß alles Fleisch verderbt' verloren ist, ,,es ist
hier kein Unterschied". Aber der eingeborene Sohn aus dem
Schoße des Vaters nahm unser Fleisch an und opferte ein für
allemal ein Opfer, das dem Vater gefiel und ewiglich gilt.
Wir werden darum jetzt ohne Verdienst gerecht aus Seiner
Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen
ist. Wenn deine Sünden blutrot sind, werden sie doch in dem
Blutdieses Opfers schneeweiß, wenn sie zahlreich wie Sand
am Meer sind, sollen sie hier doch alle verschwinden. Denn
kein Heiliger, kein Engel, sondern der große, heilige Gott,
der Welten zu tausenden erschaffen hat, nahm sich vor, unsere
Sünden zu beseitigen, kleidete sich in das Fleisch und Blut
der Menschen und tilgte dadurch Menschenschuld, ,,auf daß
alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das
ewige Leben haben", auf daß sie nicht mehr nach eigenem
Verdienst gerichtet und angesehen werden, sondern nach dem
des Mittlers. Darum sind sie in Ihm alle Stunden gerecht und
Gott angenehm.
Das ist der ewige Ratschluß der großen Majestät, das ist Sein
verkündetes Urteil, demgegenüber unsere eigenen Gedanken,
unser eigenes Meinen nur Heu und Stroh sind. Was hat es nun
zu sagen, wenn das blinde, schwache, kindische Gutdünken
anders redet? Wer bist du, daß du mit Gott rechten willst?
O, daß wir weise wären! O, daß Gott unsere trüben Augen
einmal recht öffnete und erleuchtete, so daß wir das
himmlische Licht zu sehen bekämen und es uns, solange wir
leben, zunutze machen könnten! Wenn ich z. B. meine, daß
ich gottesfürchtiger und geistlicher gewesen bin und deshalb
Gott wohlgefälliger sei, dann sollte ich sogleich sagen:
,,Das ist eine Gedankenverwirrung bei mir; denn Gott hat
gesagt, daß alle untüchtig geworden sind, daß niemand in sich
selbst einen Augenblick Ihm gefallen und durch eigene Werke
gerecht werden kann." Wenn ich ein anderes Mal denke, ich
sei so sündig gewesen, daß Gott mir unmöglich so gnädig sein
kann wie früher, dann sollte ich sagen: ,,Das ist eine
Gedankenverwirrung bei mir. Das ewige Urteil des Wortes
sagt, daß ich in mir selbst jeden Augenblick der Verdammnis
gleich wert bin, ebenso aber auch, daß mein Bürge allezeit
gleich gerecht ist, daß ich also in Christus jeden Augenblick
gleich gerecht und Gott wohlgefällig bin, und daß, so die
Gerechtigkeit aus den Werken käme, Christus vergeblich
gestorben wäre." Bin ich aber vor Gott gerechter und
wohlgefälliger, wenn ich frömmer gewesen und weniger
gerecht, wenn ich weniger fromm gewesen bin, dann käme
die Gerechtigkeit gewiß aus den Werken, und - ,,dann wäre
Christus vergeblich gestorben". Vor einer solchen Lästerung
bewahre mich Gott in Gnaden!
Wenn mir scheint, Gott müsse meiner Sünden wegen müde
geworden sein, Er könne jetzt keinen Gefallen an mir haben,
oder Er sei zornig und abgewandt wegen der oder jener Sünde,
dann darf ich mir sagen: Dieses Bild ist nicht das des
rechten Gottes, sondern ein Götzenbild, ein Hirngespinst;
denn einen solchen Gott, der auf meine arme Frömmigkeit oder
Ungläubigkeit blickt und danach mir gnädig oder ungnädig ist
und mich zuweilen mehr, zuweilen weniger liebt, einen solchen
Gott gibt es weder im Himmel noch auf Erden. Der einzig
rechte Gott ist der mit stets gleich brennender Liebe
liebende Gott, der bei mir jeden Augenblick zwar gute Gründe
hat, erzürnt zu sein oder zu verdammen, zugleich aber auch in
Christus ebenso gute Gründe hat zu begnadigen und zu lieben,
und der darum auch jederzeit gleich starke und brennende
Liebe zu mir, Lust und Wohlgefallen an mir und Fürsorge
um mich hat. So ist Gott in dem ewigen, himmlischen Wort
beschrieben. Scheint es mir anders zu sein, dann ist das nur
mein Irrtum und ein falsches Bild von Gott, was daher rührt,
daß das rechte Bild Gottes im Sündenfall aus dem Menschen
getilgt worden ist.
Lob, Preis sei Gottes Rat,
Jesus ist mein!
Er erlöste mich aus Gnad',
Jesus ist mein!
Er, Er ist meine Freud
Inmitten Kampf und Streit
Der kurzen Prüfungszeit'
Jesus ist mein!
J.MacArthur
"... indem er [Gott] uns kundgetan hat das Geheimnis seines
Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat
in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles
unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was
in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in ihm" (Eph.
1,9-10).
Gott ist in starkem Maße am Gang der menschlichen Geschichte
interessiert und steuert deren Kurs auf einen besonderen,
zuvorbestimmten Höhepunkt zu.
Seit Jahrhunderten debattieren philosophische Schulen
unterschiedlichster Richtungen über die Ursache, den Verlauf
und das Endziel der menschlichen Geschichte. Einige leugnen
Gott und damit Sein Eingreifen in die Geschichte. Andere
glauben, Gott habe zu allem den Anstoß gegeben und es dann
der Eigendynamik überlassen. Wieder andere glauben, Gott
interessiere sich in höchstem Maße für den Gang der
Menschengeschichte und steuere deren Kurs auf einen
besonderen, vorherbestimmten Höhepunkt zu.
In Epheser 1,9-10 beendet Paulus die Debatte, indem er uns
daran erinnert, dass Jesus selbst das Ziel der menschlichen
Geschichte ist. In Ihm wird alles zusammengefasst sein: Alle
menschliche Geschichte wird erfüllt und zusammengefasst in
dem Vater durch das Werk des Sohnes.
So sagt Paulus an anderer Stelle: "Es war das Wohlgefallen
der ganzen Fülle [der Gottheit], in ihm [in Christus] zu
wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen - indem
er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes" (Kol.
1,19-20). Der Gipfelpunkt des Erlösungswerkes Christi im
Bezug auf die Menschheitsgeschichte wird Sein Kommen für das
Tausendjährige Reich sein (Offb. 20). Von dort wird Er uns
in den ewigen Zustand führen mit einem neuen Himmel und einer
neuen Erde (Offb. 21).
Trotz der politischen Unsicherheit und der militärischen
Unrast unserer heutigen Welt, sei versichert, dass Gott die
Fäden in der Hand hat. Er regiert die Welt (Jes. 40,22-24),
die Völker (Jes. 40,15-17) und auch jeden Einzelnen (Spr.
16,9). Gottes Zeitplan kann niemand durcheinander bringen.
Nichts kann Ihn überraschen und nichts durchkreuzt Seine
Absichten. Am Ende wird Er alles Böse beseitigen und alles
in Christus dahin bringen, wohin es gehört.