2. Korintherbrief

2Kor 11,14 C.H.Spurgeon Er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes. 2 Kor. 11, 14.

Der Teufel würde meiner Ansicht nach einen armen Sünder nicht zu Boden werfen können, wenn er als offenbarer Teufel käme; aber er kommt als ein Engel des Lichts, oder sogar als der heilige Geist. Er weiß, daß der heilige Geist das ganze Heilswerk verrichtet, deswegen sucht er die Wirkung des heiligen Geistes nachzuäffen. Er weiß, daß der heilige Geist den Menschen demütigen und ihn von seinem Hochmut befreien will. Satan äfft dieses Werk nach und beraubt den Menschen sowohl seiner Hoffnung, als auch seines Stolzes. Unter dem Schein, den armen Sünder zu demütigen und in den Staub zu erniedrigen, stellt er Gott in der Achtung des Sünders so weit herab, daß er ihm sagt, Gott selbst könne ihn nicht selig machen. Überhaupt ist es des Satans Absicht, das Werk Gottes zu verderben, während es in Arbeit ist, damit der Teufel etwas von seinem Werk und seiner Gestalt in die Seele bringen könne. Oft fühlt sich die Seele angetrieben, mit Gott im Gebet zu ringen. Das ist recht, sagt Satan, ringe nur mit aller Macht; aber bedenke, daß du jetzt Gnade finden und bekommen mußt, sonst bist du verloren. Auf diese Weise schleicht er einher und bringt der Seele etwas von Wahrheit bei, und macht die Seele glauben, es sei lauter Antrieb des heiligen Geistes, während es doch am Ende nur Täuschung des Vaters der Lügen ist. Der heilige Geist sagt dir, daß du ein verlorener Sünder bist. Ja, sagt der Teufel, du bist verloren und kannst nicht mehr selig werden; und so täuscht er die Seele unter dem Schein der Wirkungen des heiligen Geistes.

Es ist meine feste Überzeugung, daß manches, was sich als christliche Erfahrung ausgibt, ganz und gar keine christliche Erfahrung ist. Viele Christen erfahren Dinge, welche nichts mit dem Christentum, sondern vielmehr mit dem "Durcheinander- bringertum" zu tun haben. Mancher hält die Schrecken des Gewissens für eine Frucht des Geistes und glaubt, der heilige Geist treibe den Sünder zur Verzweiflung und halte ihn so lange in dem eisernen Käfig eingeschlossen, aber es ist nur die Frucht des satanischen Einflusses. Der heilige Geist war allerdings wirksam in der Seele, aber der Teufel kam hinzu, um das Werk Gottes zu verstümmeln und zu verderben.

Du kannst immer gewiß sein, daß das, was vom Teufel kommt, dich auf dich selbst blicken läßt und nicht auf Christus. Das Werk des heiligen Geistes geht dahin, unsere Augen von uns selbst weg auf Jesus Christus zu richten, aber das Werk des Teufels ist gerade das Entgegengesetzte. Von zehn Eingebungen des Teufels haben es neun mit uns selbst zu tun. "Du bist schuldbeladen," sagt der Teufel - das ist das Selbst. "Du hast keinen Glauben" - das ist das Selbst. "Du bist nicht bußfertig genug" - das ist das Selbst. "Du hast keine Freude des Geistes und kannst deswegen nicht Sein sein" - das ist das Selbst. So weist uns der Teufel immer auf das eigene Selbst oder Ich, während der heilige Geist das Ich ganz wegnimmt und uns sagt, daß wir gar nichts sind, sondern daß Christus Alles in Allem ist. Satan dagegen bringt uns das Aas des eigenen Selbst, zerrt es herum, und weil es in Fäulnis übergegangen ist, sagt er uns, uns sei nicht mehr zu helfen. Aber merke dir, o Sünder, es ist nicht dein Halten an Christo, das dich rettet - es ist Christus; es ist nicht deine Freude in Christus, welche dich rettet - es ist Christus; es ist auch nicht der Glaube an Christus, obgleich er das Werkzeug ist - es ist bloß das Blut und Verdienst Christi, das dich rettet; deswegen sieh nicht auch auf deine Hand, mit welcher du Christus ergreifst, sondern vielmehr auf Christus allein; sieh nicht auf deine Hoffnung, sondern auf Christus, die Quelle deiner Hoffnung; sieh nicht auf deinen Glauben, sondern auf Christus, den Anfänger und Vollender deines Glaubens.