2Kor 8,20
A.Christlieb
Üble Nachrede gegen Paulus
2. Korinther 8, 20
»Also verhüten wir, daß uns nicht jemand übel nachreden
möge.«
Paulus hat eine Sammlung für die Christen in der
Muttergemeinde Jerusalem durchgeführt. Nun soll der Ertrag
dorthin gebracht werden. Paulus will das aber nicht allein
tun, sondern ein Bruder, »der das Lob hat am Evangelium durch
alle Gemeinden (V. 18 f.), wird ihn begleiten. Diese
Maßnahme hält Paulus für nötig, damit übler Nachrede in
dieser Geldsache gewehrt wird.
Man möchte sagen: Das war doch nicht nötig. Dem Paulus
trauten doch alle. Paulus war anderer Meinung. Das
Einsammeln der Kollekte ließ er durch drei Brüder, den Titus
und zwei Gesandte der Gemeinden, besorgen (V. 18. 22), und
bei der Ablieferung sollte auch jemand zugegen sein. Paulus
wußte offenbar, daß gerade in Geldsachen leicht spitze Zungen
sich aufmachen und Verdächtigungen und Verleumdungen
ausstreuen. Paulus meinte nicht, daß er vor solchen Zungen
sicher sei. Konnten sie nicht flüstern: »Das viele Geld, das
der Paulus von Philippi und Thessalonich hat zusammenbringen
lassen! Ob da alles mit rechten Dingen zugeht, ob das alles
richtig abgeliefert wird? Ob da nicht mancher sein Schäfchen
für sich ins trockne bringt?«
Ach, diese Zungen! Üble Nachreden gehören zu dem
Traurigsten, was Christen tun können. Wie ist doch Paulus so
nüchtern, daß er solche giftigen Angriffe auch ihm gegenüber
nicht für unmöglich hält! Wie vermeidet er von sich aus,
diese Zungen unnötig in Bewegung zu setzen! Er weicht durch
seine Vorsichtsmaßnahmen ihrem Gerede aus.
Paulus spricht auch an andern Stellen von der Sünde der bösen
Nachrede unter den Heiligen. So heißt es 2. Kor. 12, 20:
»Ich fürchte, wenn ich komme, daß ich euch nicht finde, wie
ich will. . ., daß. . . Afterreden, Ohrenblasen da sei.«
Wie schrecklich ist das: Ohrenbläserei in der Gemeinde
Gottes! Ein anderes Beispiel höhnischer Nachrede gegen
Paulus findet sich 2. Kor. 10, 10: »Die Briefe, sprechen
sie, sind schwer und stark; aber die Gegenwart des Leibes ist
schwach und die Rede verächtlich.« Da gab es also einige
spitze Zungen in Korinth, die sprachen: »Ach, diese Briefe
von Paulus, die klingen so ernst und gewaltig! Darin macht
er den Mund weit auf. Mit seiner persönlichen Gegenwart und
Rede aber kann er keinen Eindruck machen.« Diese Leute kamen
sich dem Paulus gegenüber erhaben vor, wußten aber nichts von
den tiefen göttlichen Zerbrechungswegen und Drangsalen in
heiliger Arbeit, wie sie in 2. Kor. 11 erzählt werden.
Gott bewahre uns vor dieser Sünde der Ohrenbläserei, des
bösen Nachredens! Wir wollen es nicht wie Diotrephes machen,
der mit bösen Worten gegen den Apostel Johannes plauderte (3.
Joh. 10). Wir wollen lieber - wo und wie es nur irgendwie
geht - die Fehler der andern entschuldigen und gutmachen.
Wir wollen uns selber nicht an solcher Sünde beteiligen, aber
auch darauf bedacht sein, andern nicht schuldhaft und
gutgläubig Stoff und Grund zu solcher Sünde zu geben. Paulus
soll uns darin Vorbild sein, der durch sein klares sauberes
Verhalten in Geldsachen übler Nachrede den Boden entzog.