2Kor 5,21
C.H.Spurgeon
,,Denn Er hat Den, der von keiner Sünde wußte, für und zur Sünde
gemacht, auf daß wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor
Gott gilt."
2 Kor. 5, 21.
Betrübte Seele! warum trauerst und weinst du? Bist du betrübt
über dein Sündenelend? Dann schaue empor zu deinem vollendeten
Herrn und Heiland, und bedenke, daß du in Ihm vollkommen
geworden bist; du bist in Gottes Augen so vollkommen, wie wenn
du nie gesündiget hättest; ja, noch viel mehr, der Herr der
Gerechtigkeit hat ein göttliches Gewand über dich geworfen, so
daß du mehr hast als die Gerechtigkeit Gottes. O du, lieber
Christ, der du trauerst, über die angeborne Sündhaftigkeit und
Bosheit, siehe, nun kann dich keine deiner Sünden mehr
verdammen. Du hast die Sünde hassen gelernt; du hast aber auch
die Erkenntnis empfangen, daß die Sünde nicht mehr dein ist: sie
ward Christo aufs Haupt gelegt. Du stehst nicht mehr für dich
selbst da, denn du bist nun in Christo geborgen; bist nicht
angenehm um deinetwillen, sondern in deinem Herrn und Heiland;
du wirst von Gott in dieser Stunde ebenso angenommen, mit all
deiner Sündhaftigkeit, wie in jener seligen Zukunft, wo du, von
allem Verderben und Elend erlöst, verklärt vor seinem Throne
stehst. O, ich beschwöre dich, fasse diesen köstlichen Gedanken
recht zu Herzen: vollkommen gemacht in Christo! Denn du bist
,,vollkommen in Ihm".
,,Christi Blut und Gerechtigkeit,
Das sei dein Schmuck und Ehrenkleid;
Damit kannst du vor Gott besteh'n,
Wenn du zum Himmel wirst eingeh'n."
,,Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja
vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten
Gottes, und vertritt uns." Christ, laß dein Herz guter Dinge
sein, denn du bist ,,angenehm gemacht in dem Geliebten", was
hast du noch zu fürchten? Dein Antlitz strahle von Glück; lebe
bei deinem Meister; wandle in den Vorstädten des himmlischen
Jerusalem; denn bald kommt deine Zeit, und dann wirst du dich
erheben dahin, wo dein Jesus thront, und wirst herrschen zu
seiner Rechten, gleichwie Er empfangen hat und ist gesessen zur
Rechten des Vaters; und das alles darum, daß Er der göttliche
Meister, ,,der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht
ist, auf daß wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott
gilt."
C.Eichhorn
Die Rechtfertigung ist nicht bloße Zurechnung des Verdienstes
Christi
Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde
gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die
vor Gott gilt. 2. Kor. 5, 21
Es findet bei der Rechtfertigung nicht nur eine Zurechnung
der Gerechtigkeit oder des Gehorsams Jesu Christi statt,
sondern wir werden tatsächlich aus Sündern Gerechte. "Daß
wir würden in ihm Gerechtigkeit Gottes" (wörtlich). Die
Gerechtigkeit, die von Gott stammt und darum auch vor ihm
gilt, wird unser Wesen, unsre Art. - Es liegt dies auch
darin begründet, daß wir durch den Glauben in ein inneres,
tief persönliches Verhältnis zum Herrn kommen. Wir werden in
ihn versetzt, in ihn eingepflanzt (Röm. 6, 5). Darum heißt
es auch, daß wir in ihm, nicht bloß durch ihn gerecht werden.
Er selbst wird unsere Gerechtigkeit. In Jer. 23, 6 lesen
wir das große Wort: "Jehova, unsere Gerechtigkeit." Abraham
ergriff im Glauben den Herrn selbst, das wurde ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet. In Jesus, dem Gekreuzigten und
Auferstandenen, hat uns Gott eine Gerechtigkeit bereitet.
Sie ist nur in seiner Person zu haben. Jeder, der wahrhaft
an ihn glaubt, zieht ihn an wie ein neues Kleid (Röm. 13,
14). In Jesus Christus eingehüllt, können wir uns vor Gott
sehen lassen. In unserer Sündenblöße müssen wir vor seinem
heiligen Angesicht vergehen.
- Wenn wir mit dem Herrn Jesus durch den Glauben in eine
solche Lebensverbindung treten, so findet gleichzeitig eine
Lösung von der Sünde statt, nicht bloß eine Freisprechung von
der Sündenschuld. Es gibt keine völligere Lösung als die,
welche durch den Tod herbeigeführt wird. Alle, die an Jesus
glauben, sind der Sünde gestorben. Der alte Mensch wird mit
Christus gekreuzigt. - Es geschieht also ein Abbruch der
bisherigen Beziehungen zur Sünde und zur Welt. Es tritt eine
Entfremdung ein. In Stunden der Versuchung gewinnt wohl das
Böse wieder eine Anziehungskraft. Aber sofort kommen auch
Reue und Schmerz. Darin zeigen sich der Abscheu und das
Grauen vor der Sünde. Gerechtfertigte sind im Innersten
ihres Herzens von der Sünde geschieden. Sie gehen ihr nicht
mehr nach. Die Sünde geht ihnen nach, aber sie sind auf der
Flucht vor ihr. Sie packt sie, aber sie wehren sich, sie
kämpfen wider sie und haben die heiße Sehnsucht in sich, ganz
über sie Herr zu werden. Wer in Christo ist, kann nicht
sündigen, es sei denn, daß die Verbindung mit ihm in der
Versuchung nicht festgehalten wird. - Die Rechtfertigung
leistet dem Leichtsinn keinen Vorschub. Zu Paulus' Zeiten
gab es Leute, die seine Gnadenlehre grob mißverstanden haben.
Sie dachten, wenn die Gnade die Sünde forträumt, könne man
ruhig weitersündigen. Je mehr man sündige, desto mächtiger
könne sich die Gnade erweisen. Das weist Paulus mit
Entrüstung zurück. "Wie? Sollten wir in der Sünde wollen
leben, der wir abgestorben?" In Jesu sind wir tot für die
Sünde und leben für Gott. Die Lehre, die nur von einer
Zurechung der Gerechtigkeit Christi weiß, bedarf also einer
biblischen Vertiefung und Verinnerlichung.
C.O.Rosenius
Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde
gemacht, auf daß wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor
Gott gilt. 2. Kor. 5, 21.
Ein gewaltiges Wort! Denn es steht im Grundtexte wirklich
nicht Sündopfer, sondern ,,Sünde" - ,,zur Sünde gemacht" -
Dieses Wort beschreibt, daß Er so ganz und gar mit der
Sündenmasse der ganzen Welt bedeckt war, daß Er eitel Sünde
genannt werden konnte, wie Bischof Hersleb über diesen Spruch
sagt: ,,Er wurde zu der Sünde selbst gemacht, so daß Gott Ihn
für nichts anderes als für lauter Sünde ansah. Gott machte
Ihn sozusagen zu einem Sündenklotz, einem Sündenklumpen, auf
daß alle Strafe Gottes, der ganze Zorn, der ganze Grimm der
Hölle, das ganze Recht des Satans an uns um der Sünde willen
in Ihm wie in einem Mittelpunkt zusammenstoßen sollten und
gleichsam Wohnung, Raum und Platz bei Ihm hatten." Luther
sagt: ,,Als der barmherzige Vater alle unsere Sünden auf
Ihn warf, sagte Er: ,,Du sollst sein, was alle Menschen
von Anfang der Zeit bis zu ihrem Ende gewesen sind. Du
sollst der Sünder sein, der den Apfel im Paradies nahm;
Du sollst David sein, welcher Ehebruch und Mord verübte;
Du sollst Paulus sein, der verfolgte, verspottete und
alle Gewalttätigkeiten ausübte, Petrus, der seinen Herrn
verleugnete usw. In Summa: Du sollst sein, was alle Menschen
sind, als hättest Du aller Menschen Sünde allein getan;
deshalb denke nun, wie Du für sie bezahlst und genugtust."
Als Christus, der Mittler, so die Sünden der Welt trug, traf
Ihn auch der ganze Fluch des Gesetzes, nämlich der ganze Zorn
Gottes, Ungnade und Pein, die die Sünde der ganzen Welt
verdiente. Dieser Kampf begann in Gethsemane und war so
hart, daß er dem starken Helden unter Gebet und Tränen
Blutschweiß auspreßte, als ob Er ein ohnmächtiger Sünder
wäre. Gottes Zurechnungsgesetz ist kein Scherz, sondern der
allergrößte Ernst. Weil Gott die Sünde auf Christus geworfen
hatte, konnte dieser sich nicht einmal vor Gott beklagen, daß
Er unschuldig sei, sondern mußte vor dem Vater als ein großer
Sünder stehen und den bitteren Kelch, den ganzen Fluch des
Gesetzes trinken. Dieser Fluch wurde vollzogen durch den Tod
am Kreuz, der den ganzen Fluch des Gesetzes in sich faßt.
Hier hielt nun auch der Tod sein Treffen mit dem Leben. Der
Tod ist ein allmächtiger Herr über die ganze Welt; denn er
überwindet Könige, Fürsten und alle Menschen. Nun legt er
sich mit seiner ganzen Macht auf Christus, will auch Ihn
überwinden und verschlingen, scheint auch hierin zu siegen,
indem der Herr mit starkem Geschrei und Tränen den Geist
aufgab. Aber weil das ewige Leben auch dann in Ihm war, als
Er sich vom Tod überwinden und töten ließ, kehrte dieses
Leben wieder und überwand und tötete den Tod. Durch diesen
unschuldigen Tod Christi für die Sünden der Welt wurde nun
der große Sieg erfochten, durch den der Kopf der Schlange
zertreten wurde. Das Gesetz hatte alles erhalten, was es
von dem ganzen Menschengeschlecht zu fordern hatte. Die
Sünde war vollkommen abgestraft und gesühnt. Der Tod war
vom Leben überwunden. Der Teufel hatte dadurch seinen Raub
verloren. ,,Der Verkläger war verworfen" und ,,verurteilt",
und durchs Blut des Bundes wurden die Gefangenen aus der
Grube gelassen; denn jetzt war allen ewiger Pardon, Leben,
Freiheit und Gerechtigkeit erworben. Engel und selige
Scharen sangen jetzt von dem Sieg: ,,Ehre und Lob und
Preis und Stärke sei unserem Gott und dem Lamm!" Dieses
war der herrliche Sieg, von dem geschrieben steht: ,,Der
Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel?
Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die
Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber
sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren Herrn
Jesus Christus."
So ist denn jetzt die ganze Welt durch den herrlichen Sieg
Christi ebenso wahr und richtig in Christus erlöst, wie
sie in Adam gefallen und verloren ist. Sie erhält ebenso
unverdient das ewige Leben durch Christus, wie sie durch Adam
die Sünde und den Tod geerbt hat. Die Erbschaft von Adam
sehen und fühlen wir zu jeder Zeit in uns und in der Welt.
Die Erbschaft von Christus aber sehen und fühlen wir nicht,
sie muß allein durch das Evangelium verkündigt und von uns
geglaubt werden. Gott der Herr sieht allein Christus und
Sein Verdienst. Deshalb, so wahr du die Welt in Sünden
versenkt siehst, so wahr sieht Gott alle Menschen in Christus
vollkommen versöhnt, gerecht gemacht und heilig, ja, so
wohlgefällig, wie Er im Anfang ansah, was Er gemacht hatte.
Es war alles sehr gut. Wäre die Welt nicht so vor Gottes
Augen aufgerichtet, so hätte Christus Sein Versöhnungsamt
nicht vollkommen erfüllt. Darum bedarf es nun zu unserer
Seligkeit nur der Botschaft des Evangeliums: ,,Huldigt dem
Sohn! Kehrt wieder, ihr abtrünnigen Kinder! Kommt, laßt
uns miteinander rechten; wenn eure Sünde gleich blutrot ist,
soll sie doch schneeweiß werden. - Der Geist und die Braut
sprechen: Komm! Und wer hört, der spreche: Komm! Und wen
dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des
Lebens umsonst! Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt
werden."
Wer bin ich, wenn es mich betrifft?
Ein Abgrund voller Sündengift!
Wer bin ich, Lamm, in Deiner Pracht?
Ein Mensch, der Engel weichen macht,
So rein, so weiß, so schön, so auserwählt,
Daß mir's an Worten zur Beschreibung fehlt.