2Kor 5,17
C.O.Rosenius
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte
ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden. 2. Kor.
5, 17.
Die erste Schöpfung wurde durch den Sündenfall verdorben,
und das, was dem Herzen Gottes eine Lust und eine Freude war,
wurde einer so schmählichen Zerstörung unterworfen, daß der
Herr in menschlicher Weise von einer ,,Reue" darüber sprach,
daß Er den Menschen erschaffen habe. Da gab Gott uns aber
das ewige ,,Wort", ,,den Anfang der Kreatur Gottes". Er
sollte eine neue Schöpfung auf Erden bewirken, den neuen
Menschen, der nach Ihm geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit
und Heiligkeit, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken,
zu welchen Er uns zuvor bereitet hat.
,,Ist jemand in Christus," sagt der Apostel. Was das besagen
will und wie das zugeht, haben wir oft betrachtet. Der Geist
straft alles, was in uns ist, Sünde, Unglaube,
Eigengerechtigkeit, so daß wir schließlich nur in Christus
und Seiner Gerechtigkeit Ruhe finden. Wenn die Seele, gejagt
und getrieben von den beständigen Bestrafungen des Geistes,
sich schließlich ganz in die Gerechtigkeit Christi flüchten
und nur in Ihm alles, sowohl ihre Gerechtigkeit als auch ihre
Stärke, haben muß, dann heißt es: ,,Sie ist in Christus".
Und dann, sagt Paulus, ist sie auch eine neue Kreatur, das
Alte ist vergangen und alles ist neu geworden.
Solches erweist sich in der Erfahrung als die offenbarste
Wahrheit. Jeder Christ bezeugt, daß in demselben Augenblick,
in dem er Leben in Christus, Licht und Frieden in Seiner
Gerechtigkeit erhielt, zugleich in seinem Innern auch ein
ganz neues Wesen, ein neues Herz, ein neuer Sinn entstand, so
daß er jetzt alles ganz anders ansah. Er bekam einen neuen
Verstand in allen geistlichen Dingen, ein neues Gesicht und
Gehör, neue Lust ins Herz, neue Freuden und neue Sorgen, neue
Aussichten und neue Bestrebungen, kurz, er hat ein neues
Leben, eine ganz neue Welt vor sich, ,,alles ist neu
geworden"! Dies äußert sich bei ihm auch in einer neuen
Zunge, in neuer Rede und neuem Wandel. Und was das Alte
betrifft, das sich noch bei ihm findet, so ist er in eine
neue Stellung zu demselben gekommen. Die Sünden, die Lüste,
die früher sein Vergnügen waren, sind jetzt seine Plage und
Angst. Das Geistliche und Himmlische, das ihm früher
langweilig und fremd war, sind jetzt sein Leben und seine
Lust. Sein Sinn ist neu, obwohl das Fleisch oder das alte
adamitische Verderben sich immer gleichbleibt.
Dieses neue Innere ist der stärkste Beweis einer neuen
Geburt; denn Geburt deutet ja die Umwandlung des inneren
Wesens an. Christus sagt: ,,Es sei denn, daß jemand von
neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen."
Und Johannes sagt: ,,Gottes Kinder, welche nicht von dem
Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem
Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind."
Durch diese Neugeburt aus Gott, diese neue Schöpfung,
wird das im Sündenfall verlorene Bild Gottes im Menschen
wiederhergestellt, nämlich in dem Sinn und dem Geist der
Gläubigen. Weil wir jetzt noch im Fleische leben, das voller
Sünde ist und gegen den Geist streitet, so ist dieses neue
Bild noch nicht offenbar und vollkommen. Der neue Mensch
aber, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit
und Heiligkeit, wird einst von diesem Leibe des Todes erlöst
werden, wenn Christus offenbart wird; und ,,dann werden wir
Ihm gleich sein."
Hier muß nun ein jeder sich selbst prüfen. Der Apostel sagt
bestimmt: ,,Ist jemand in Christus, so ist er eine neue
Kreatur." Wenn du dich bekehrt und gläubig wähnst, aber
keinen neuen Sinn, kein neues Herz erhalten hast und in
deinem Innern nicht eine neue Kreatur geworden bist, dann
weißt du noch nicht, was der rechte Glaube, was die Seligkeit
in Christus besagen will. Die Schrift bezeugt überall,
daß der wahre Glaube einen neuen Sinn, ein neues Herz,
Freundschaft und Bekanntschaft mit Gott, Lust zu Seinem
Gesetz und Sieg über die Welt mit sich bringt. So unmöglich
es ist, daß das Feuer ohne Wärme ist, so unmöglich können
auch der Glaube und die Neugeburt aus dem Geist Gottes ohne
Leben und Kraft sein! ,,Ist jemand in Christus, so ist er
eine neue Kreatur." Dies wird kurz und einfach, aber bestimmt
und entscheidend von dem Apostel bekundet. Flattre an dieser
prüfenden Wahrheit nicht vorbei, halte vielmehr still und
sei aufrichtig gegen dich! Das ganze Wort Gottes muß
ehrfurchtsvoll und mit Ernst betrachtet werden. Du
kannst dich ja selbst prüfen, ob du durch deinen Glauben zu
dieser hier genannten inneren Umwandlung gekommen bist. Ist
Christus dein A und O, dein Erstes und Letztes, dein einziger
Trost, dein tägliches Bedürfnis geworden, so daß du am
liebsten etwas von Ihm und Seinem Verdienst hören magst?
Hast du infolgedessen eine neue Lust und Liebe zu dem Gesetz
Gottes und Seinen Wegen erhalten und sind dadurch deine
Sünden zu deiner ärgsten Plage geworden? Sieh, wenn deine
Sünden und Mängel dann auch noch so schwer wären, so ist
dieses neue Wesen doch der sicherste Beweis dafür, daß du
von Gott geboren bist. Die törichten Jungfrauen können
wohl religiös sein, das Wort im allgemeinen lieben und ihre
gewissen heiligen Werke üben, ihre Lust aber und ihr Leben in
Christus und in Seiner Gnade zu haben und am liebsten von Ihm
und der Vergebung der Sünden zu reden, das findest du nicht
bei ihnen.
So hat, O Herr, Dein bittrer Tod
Das Leben mir gegeben
Und Trost in meiner Sündennot
Und Heiligung im Leben.
Der Glaub' an Jesum macht mich frei,
Frei von der Sünde Sklaverei;
Denn Jesus ist mein König.
J.Kroeker
Vom neuen Menschen.
"Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung. Das
Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden. Das
alles aber von Gott, der uns mit Ihm versöhnt hat durch Jesus
Christus." 2.Kor. 5,17 f.
Es geht gegenwärtig durch die ganze Welt ein gewaltiges
Ringen. Wer z.B. den russischen Kulturbolschewismus in
seinem innersten Wesen und damit in seinem Geist erfasst
hat, der weiß, dass es demselben von Anfang an darum ging,
einen neuen Menschen zu schaffen. Durch seinen neuen
Kollektivmenschen hoffte er, in Zukunft eine völlig neue
Kulturwelt auferbauen zu können.
Aber auch abgesehen davon steht man unter dem Eindruck, als
ob heute die Welt als Welt ganz instinktiv das Empfinden hat:
Die Vergangenheit hat versagt, und der gegenwärtige Mensch
sei nicht mehr fähig, eine neue Zukunft, ein lichteres
Zeitalter und erträglichere Verhältnisse zu schaffen. Daher
das große Ringen, nicht nur hier und da, sondern in der
ganzen Welt, um einen neuen Menschen.
Wer vom Evangelium und der Reichsgotteswelt her kommt, dem
ist beides nichts Neues. Wir kennen etwas von der Sünde,
an der immer wieder auch das edelste Wollen des Menschen
zerbricht. Jene Sünde, die sich als königliche Macht in
jedem Zeitalter stärker erwies als alles Ringen und Schaffen
des Menschen innerhalb der Geschichte.
Uns ist aber nicht nur dieses Versagen des Menschen und sein
Ringen um eine neue Zukunft bekannt. Wir wissen auch von
jener Botschaft, dass ein neuer Mensch geschaffen werden
kann: Ein Mensch aber, der in Christus Jesus ist. Ein
Mensch, der geschaffen wird durch eine schöpferische Tat
des lebendigen Gottes, durch den Eintritt der göttlichen
Offenbarung in unser geknechtetes Leben. Daher atmet der
neue Mensch in Christus den Geist seines Ursprungs. Christus
ist ihm die Quelle seines Lebens, das Geheimnis seiner Kraft,
der Inhalt seiner Sehnsucht.
Dieser wirklich neue Mensch wird uns erst verständlich, wenn
wir ihn von Gott aus zu sehen vermögen. In ihm handelt es
sich nicht etwa um ein Ringen von uns aus. Gott ringt um
einen neuen Menschen! Erst in dieser Aktivität Gottes liegt
das Geheimnis, dass wir überhaupt von einem neuen Menschen in
Christus reden dürfen. Wir würden immer wieder vergeblich
diese Frage nach einem neuen Menschen stellen, wüssten wir
nicht, dass vom Handeln Gottes her die Möglichkeit besteht,
dass innerhalb der Geschichte ein neuer Mensch entstehen
kann.
Paulus fasst diese Aktivität, dieses Handeln Gottes im
Galaterbrief in die wunderbaren Worte zusammen: "Da kam die
Fülle der Zeit, indem Gott seinen Sohn sandte, von einer Frau
geboren, unter das Gesetz gestellt, damit Er die dem Gesetz
Unterworfenen loskaufe, auf dass uns die Einsetzung in die
Sohnschaft würde."