2Kor 5,15
C.O.Rosenius
Christus ist darum für alle gestorben, auf daß die, so da
leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der
für sie gestorben und auferstanden ist. 2. Kor. 5, 15.
Diese Worte sagen uns erstens, daß wir des Verdienstes des
Todes Christi teilhaftig gemacht sind, so daß sein eigener
Tod auf Golgatha vor über neunzehnhundert Jahren so ganz und
gar unser eigener ist, als wären wir selbst dort gewesen und
hätten unseren verdienten Tod erduldet. Sie sagen uns, daß
wir zu gleicher Zeit zur Nachfolge Seines Todes geweiht
werden. Sobald wir Christen geworden sind, des Verdienstes
Christi und aller Güter und Schätze Seines Reiches
teilhaftig, sind wir zu gleicher Zeit zum Sterben der Sünde
geweiht. Nun sind wir verpflichtet, sofort von unserem
früheren Sündenleben, unserem früheren Dienst unter
der Ungerechtigkeit Abschied zu nehmen, unter täglicher
Kreuzigung des Fleisches mehr und mehr der Sünde zu sterben
und Gott zu leben, gleichwie Christus durch den Kreuzestod
von den Sünden, die Er getragen hatte, Abschied nahm. -
Und gleichwie Christus sich Gott zu einem ewig gültigen
Versöhnungsopfer hingab, so sollen wir uns nun Gott zu
einem lebendigen, heiligen und Ihm wohlgefälligen Dankopfer
hingeben. Und das alles darum, weil Christus für uns
gestorben ist, ja, weil wir an Ihn glauben und darum in Seine
Gerechtigkeit gekleidet sind, die Er in bitterem Leiden uns
am Kreuz erwarb.
Vielleicht ist dir dies ein noch zu geringer Beweggrund zum
ernstlichen Töten des Fleisches. Es ist dir vielleicht zu
gering, daß Christus für dich gestorben ist und daß du jetzt
nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade lebst und von
der Sünde frei geworden bist. Vielleicht fühlst du dich
wohler im Dienste der Sünde, denn dann entgehst du diesem
bitteren Töten, dann brauchst du nicht So beständig dir
selbst zu entsagen und Christus zum Kreuze zu folgen.
Niemand zwingt dich, gegen deinen Willen Christus zu dienen,
und es ist dem Fleische gemütlicher bei der Sünde. Bedenke
dich wohl, sagt Jesus (Luk. 14), bevor du dich mit Mir
abgibst, auf daß du nicht handelst wie der Mann, der einen
Turm zu bauen anfing, die Kosten aber nicht überschlagen
hatte und es darum nach der Arbeit vieler Tage und nach
vieler Aufopferung anstehen lassen mußte; oder wie der König,
der sich in den Streit begab, die Stärke des Feindes aber
nicht bedacht hatte. Die Sünde gibt dem Fleische manches
Vergnügen; es wäre aber unrecht, ihren Lohn verschweigen
zu wollen. ,,Der Tod ist der Sünde Sold."
Also müssen wir, wenn uns das gering erscheint, was Christus
gibt, das diesem Entgegengesetzte bedenken, - bedenken, was
es heißen will, nicht Christus anzugehören, nicht unter der
Gnade, sondern unter dem Gesetz zu sein, nicht von der Sünde
frei zu sein, sondern noch in der Todesstunde in seinen
Sünden - ohne Mittler - unter dem Fluch des Gesetzes zu
sein und im Gerichte den Lohn der Sünde zu erhalten, der
der Tod ist, der ewige Tod in der tiefen Hölle. Das sind die
Bedingungen der Sünde. Bedenken wir sie recht, dann wollen
wir viel lieber hier eine kleine Zeit mit Christus gekreuzigt
sein und der Sünde sterben, um einst auf ewig mit Ihm im
Paradiese zu sein, als hier eine kleine Zeit Lust in der
Sünde und später die ewige Pein und Qual zu haben. Haben wir
doch schon hier durch die große Gnade, durch die Erquickung
des Geistes und durch den Trost des Wortes viel mehr gewonnen
als verloren und besitzen durch die Besprengung mit dem Blute
Christi ein gutes Gewissen, das ein ,,tägliches Gastmahl"
ist. Bist du einer dieser Glücklichen, der nicht nur auf
Christus getauft, sondern auch erweckt worden und zum
Glauben gekommen ist? Hast du die Hoffnung, daß du einer
der Rechtgläubigen bist? Weißt du, daß du von der Sünde frei
geworden und jetzt nicht unter dem Gesetz, sondern unter der
Gnade bist, so daß nichts von all deinem dir noch anklebenden
Bösen dir zugerechnet wird, das Gesetz dich nicht verdammen,
Gott dir nicht zürnen wird?
Hast du nicht einen solchen Glauben und eine solche Freiheit,
sondern bist du noch darum besorgt, wie du deiner
Sündenschuld ledig werden und einen gnädigen Gott erhalten
kannst, dann gehörst du nicht hierher, dann kannst du nicht
der Sünde sterben und Gott leben, dann mußt du erst zur
Freiheit des Glaubens kommen. - Bist du aber durch den
Glauben von deinen Sünden und dem knechtischen Sinn frei
gemacht, so daß du jetzt mit Freuden weißt, wie gewaltig,
hinreichend und vollkommen die Sache durch Christus
vollbracht ist? Hast du geschmeckt, wie lieblich der Herr
ist, hast du das Zeugnis Seines Geistes von deiner Kindschaft
erfahren und hast du den Heiligen Geist in deinem Herzen?
Dann muß es auch deine Lust sein, mit Christus zu sterben,
mit Ihm gekreuzigt zu sein und dich ganz und gar Ihm zu
ergeben. Dann mußt du es als deine Pflicht erkennen, nicht
mehr dein eigen zu sein, nicht mehr deinem eigenen Fleisch,
deinem eigenen Gutdünken, deinem eigenen Willen, deinen
eigenen Lüsten und Begierden zu folgen. Du mußt in allen
deinen Lebenstagen alles ungöttliche Wesen und die weltlichen
Lüste verleugnen und züchtig, gerecht und gottselig leben in
dieser Welt, ja, für dessen Rechnung leben, der für dich
lebte und starb. ,,Denn Er ist darum für alle gestorben,
auf daß die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben,
sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist."
Halt' mich wach und halt' mich nüchtern,
O Herr Jesu, jede Stund,
Sei Du selbst mein fester Anker
Und mein sichrer Ankergrund;
Laß die Sünd mit ihren Lüsten
Niemals, Herr, betören mich,
Denn was hilft mir alles andre,
Wenn ich nicht mehr habe Dich?