2. Korintherbrief

2Kor 5,7 S.Keller 2. Kor. 5, 7: «Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.»

Daß wir das bisweilen im Überschwang der Gefühle vergessen konnten, ist verzeihlich und begreiflich. Aber es wird dafür gesorgt, daß man wieder nüchtern wird. Die Wirklichkeit ist so hart und unerbittlich, daß manche überstiegene Stimmung an ihr zerschellt. Dann besinnen wir uns darauf, daß wir ja noch nicht selig sind, noch nicht im Schauen und Genießen der ewigen Herrlichkeit drin sind, sondern draußen in der kalten Luft der Welt glauben müssen an all die Wärme der Ewigkeit. Das kommt uns manchesmal hart an: «Immer nur glauben, ohne zu sehen!» Aber, liebes Herz, willst du tauschen mit denen, die da nicht glauben? Du hast an deinem Glauben doch noch einen starken Halt und einen köstlichen Trost; jene haben davon nichts. Daß du glauben darfst und die Güter Gottes in der Form des Glaubens jetzt schon haben darfst, wie kleine Modelle von ebenso viel großen, schönen Häusern, die in der Ewigkeit dein sein werden - ja noch mehr, daß Vergebung der Sünden und Kräfte des Heiligen Geistes im Kampf gegen die Sünde und Liebeszüge Jesu durch den Glauben dargereicht werden - ist das nicht genug? Wollen wir uns durch die Aussicht des ewigen Schauens jetzt wohl trösten, aber nicht blenden lassen, so daß man seinen Weg in der Gegenwart nicht sieht und stolpert. Im Gegenteil, wir falten die Hände und beten: Ewigkeit, in die Zeit, leuchte hell hinein, Daß uns werde klein das Kleine Und das Große groß erscheine. Sel'ge Ewigkeit! Amen.





W.MacDonald »Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.« 2. Korinther 5,7

Haben wir jemals darüber nachgedacht, warum ein Fußballspiel für die meisten Leute spannender ist als eine Gebetsversammlung? Ein Vergleich der jeweiligen Besuchsstatistiken beweist es jedenfalls eindeutig.

Oder wir könnten uns fragen:»Warum ist das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten attraktiver als das Aufseheramt in einer Versammlung?« Im allgemeinen sagen Eltern zu ihren Söhnen nicht: »Iß tüchtig, und vielleicht wirst du eines Tages Ältester.« Nein, bei uns sagt man: »Mach den Teller sauber, und wenn du groß und stark bist, wirst du vielleicht Präsident.«

Warum ist eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft anziehender als ein Leben als Missionar? Oft entmutigen Christen ihre Kinder, aufs Missionsfeld zu gehen, und sehen es lieber, wenn sie es zu guten Posten im Management weltlicher Unternehmen bringen.

Warum nimmt uns ein Dokumentarfilm im Fernsehen mehr gefangen als das Studium des Wortes Gottes? Denken wir an die zahllosen vor der Röhre verbrachten Stunden und die flüchtigen Augenblicke vor der geöffneten Bibel!

Warum sind Menschen bereit, für Geld Dinge zu tun, die sie aus Liebe zum Herrn Jesus nicht tun würden? Viele, die sich unermüdlich für ihre Firma einsetzen, sind lethargisch und gleichgültig, wenn der Heiland sie ruft.

Warum schließlich scheint uns unser Staat oft größer und bedeutender als die Versammlung Gottes? Politik ist abwechslungsreich und aufregend. Das Versammlungsleben dagegen scheint uns oft langweilig und kraftlos.

Der Grund für all dies ist, daß wir durch Glauben und nicht durch Schauen wandeln. Unser Blick ist verzerrt. Wir sehen die Dinge nicht, wie sie wirklich sind. Wir schätzen das Zeitliche mehr als das Ewige. Wir schätzen das Natürliche mehr als das Geistliche. Wir schätzen das Urteil von Menschen mehr als das Urteil Gottes.

Wenn wir durch Glauben wandeln, ändert sich alles. Wir haben eine glasklare geistliche Sicht. Wir sehen die Dinge, wie Gott sie sieht. Wir schätzen das Gebet als das unbeschreibliche Vorrecht ständiger Privataudienz beim Herrscher über das ganze Universum. Wir erkennen, daß ein Ältester in einer Versammlung für Gott mehr bedeutet als der Führer eines Staates. Wir sehen mit Spurgeon, daß, wenn Gott jemand als Missionar beruft, es eine Tragödie wäre, wenn er »zu einem König herunterkommen« würde. Wir sehen das Fernsehen als Wolkenkuckucksheim voller Unwirklichkeit, während die Bibel den Schlüssel zu einem Leben der Erfüllung enthält. Wir sind bereit, uns für den Herrn zu verbrauchen und verbrauchen zu lassen, wie wir es für eine wertlose unpersönliche Firma nie zulassen würden. Und wir erkennen, daß unsere örtliche Versammlung für Gott und Sein Volk wichtiger ist als das größte Weltreich.

Wandel durch Glauben ist der alles entscheidende Unterschied!





C.O.Rosenius Wir wandeln Im Glauben und nicht im Schauen. 2. Kor. 5, 7

Es ist das besondere Geheimnis des Reiches Christi, daß es ein Glaubensreich ist, ein gegen alle Vernunft, alles Gefühl, Scheinen und Gutdünken streitendes Reich, unsichtbar, wundersam, geheimnisvoll. Wer das nicht bedenkt, es nicht oft bedenkt, der wird nie im Glauben beharren können. - Wir müssen bedenken, daß das Reich Christi dem Herrn Christus ähnlich ist; daß die Braut ihrem Bräutigam gleichen soll und daß es das auszeichnende Merkmal des rechten Christentums ist, daß wir ,,dem Bild Christi ähnlich werden". Johannes sagt: ,,Gleichwie Er (Christus) ist, so sind auch wir in dieser Welt."

Wie aber war Christus in dieser Welt? Ist es nicht die Summe aller Erkenntnis Christi, daß in Ihm die größten Gegensätze vereinigt waren, die tiefste Erniedrigung und die größte Hoheit, die größte Sündenmasse (die der ganzen Welt) und die größte Herrlichkeit (Seine eigene), die größte Schmach und die größte Ehre? ,,Er ward der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit", aber auch der Ehrenvollste, ,,der Glanz der Herrlichkeit Gottes und das Ebenbild Seines Wesens". Er war ein Diener aller Diener, aber auch der König aller Könige und der Herr aller Herren. Er war der Ärmste, aber auch der Reichste.

Gleichwie nun Er war, so sind auch wir in dieser Welt. In den Gläubigen sind die größten Gegensätze vereinigt, die tiefste Erniedrigung (sogar bis zu einem verdammten Sünder) und die größte Erhöhung, Hoheit und Ehre (Gottes Kinder zu werden), das größte Sündenelend und die größte Gerechtigkeit und Reinheit, die größte Armut und der größte Reichtum, die größte Schwachheit und die größte Stärke. Das eine haben wir in uns, das andere in Christus. Das eine ist unser Erbe von Adam, das andere ist unser Erbe von Christus. Das eine wird in allen unseren Gliedern gefühlt und von unseren Sinnen empfunden, das andere ist unserer Vernunft und allen Sinnen tief verborgen und muß allein auf die Wahrhaftigkeit Gottes hin geglaubt werden. Doch geschieht es auch, daß Christus uns hin und wieder begegnet und uns wie den Thomas die Herrlichkeit Gottes sehen und fühlen läßt.

Aber es hält ungeheuer schwer, bevor wir uns in dieses Durcheinander, in diese entgegengesetzten Dinge finden und das glauben können, was nicht gefühlt wird, glauben können an die verborgene Gnade und Gerechtigkeit und nicht mehr nur das dem Entgegengesetzte sehen und fühlen. Diejenigen, die das Christentum nur als eine Wissenschaft, als ein Studium haben, können diese Kunst leider allzuwohl. Wenn das Reich Gottes aber bei einem Menschen nicht nur in Worten, sondern in Kraft zu bestehen anfängt, so daß er wirklich den Stachel der Sünde fühlt und wirklich seine Gerechtigkeit in Christus glaubt - welch eine große Schwachheit, Unreinigkeit und Kälte und welch einen gebrechlichen Glauben, welche Dunkelheit und Furcht muß er dann doch empfinden!

Welch hohe Kunst, welche große göttliche Gnade ist darum erforderlich, um mitten unter solchem Elend die unveränderte Freundschaft Gottes zu sehen und zu glauben, sowie die verborgene Gerechtigkeit, Reinheit und Wohlgefälligkeit zu sehen, die wir in Christus vor den Augen Gottes haben, zumal, da dieses Elend nie aufhört, sondern so unendlich, ja, ärger und ärger wird. Wer wird in diesem Glaubenskampf beharren? Wenn ich auch von der einen oder der anderen Tatsünde ganz frei werde, so wird mir doch mein inneres Verderben immer unerträglicher und drückender. ,,Ich nur noch mehr anfange, zu sehn, wie schlecht ich bin, je näher ich gelange zum Gnadenthrone hin." Johannes sagt: ,,Gott ist ein Licht, und in Ihm ist keine Finsternis." Je näher man dem Lichte kommt, desto mehr sieht man seine eigene Unreinheit. Außerdem zieht Gott stets die fühlbare Gnade zurück, je nachdem der Glaube wächst und geprüft zu werden verträgt, oder aber, wenn man eine tiefere Demütigung braucht. Dann entsteht ein Elend, eine Ohnmacht, eine geistliche Lähmung, eine Finsternis und eine Mutlosigkeit, währenddessen es einem nicht anders scheinen kann, als daß man abgefallen, tot, von Gott verlassen und in einen verkehrten Sinn dahingegeben sei. Ach, welch eine schwere und hohe Kunst, jetzt zu glauben, jetzt diese dicken und schwarzen Nebel zu durchdringen, und mitten unter der Sünde die Gerechtigkeit, mitten unter dem Tod das Leben, unter dem Sichverlassenfühlen die große Treue und Liebe Gottes uns anlächeln zu sehen. Dazu ist es erforderlich, allem gegenüber, was man sieht und fühlt, recht ernstlich die Augen zuzuschließen und nur auf das Wort Gottes zu blicken - ernstlich zu glauben, daß es mit unserer ganzen Gerechtigkeit vorbei ist und Gott uns keinen Augenblick nach dieser richtet, sondern nur auf das Verdienst Seines Sohnes blickt, so daß wir in Ihm allein rein und angenehm vor Gott sind, angenehm gemacht in dem Geliebten.

O, welche Wunder sind doch die Christen, Sind ja so selig und seufzen doch schwer, Sind stets so herrlich, glauben's beschwerlich, Sind auf dem Felsen und ruh'n doch nicht sehr.

Wandeln im Glauben und nicht im Schauen, Das ist die Regel - das Wort sie uns lehrt; - Flücht'ge Sekunden wird nur empfunden, Was uns in Wahrheit doch immer gehört.

Seele, bedenke, was du besitzest, Nicht in dir selbst, nein, im Herrn Jesu Christ; Rein, ohne Mängel, Schauspiel der Engel, Nicht in dir selbst, nein, in Jesu du bist.