1Kor 15,40
C.O.Rosenius
Es gibt himmlische Körper und irdische Körper. Aber eine
andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die
irdischen. 1. Kor. 15, 40.
Betrachte den unendlichen Reichtum an Abwechslung in der
Schöpfung Gottes! Da schon ein großer Unterschied zwischen
den irdischen Körpern untereinander ist, wieviel größer muß
der Unterschied zwischen den irdischen und den himmlischen
sein - zwischen Baum, Stein, Metallen usw. auf der einen und
dagegen den Urstoffen der Sonne, des Mondes und der Sterne
auf der anderen Seite. Auch zwischen diesen himmlischen
Körpern untereinander ist ein großer Unterschied: ,,Eine
andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit der
Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne; denn ein Stern
übertrifft den anderen an Klarheit." Bedenke einmal, so
will der Apostel sagen, welch eine Mannigfaltigkeit in der
Schöpfung Gottes ist! Befürchte darum auch nicht, ,,du
Narr", daß Gott darüber verlegen werden würde, welche Leiber
Er uns in der Auferstehung geben soll! Unsere neuen Leiber,
welche Eigenschaften sie im übrigen auch immer haben werden,
werden sicherlich für die neue Welt, in die wir versetzt
werden, und für die Fähigkeiten, die unsere Seelen dort haben
werden, vollkommen passen. Gleichwie unsere gegenwärtigen
Leiber nach den Seeleneigenschaften, die wir jetzt besitzen,
und für die Welt, in der wir jetzt leben, geschaffen sind.
Auch die Körper aller Tiere sind nach den Instinkten und
Naturtrieben, die Gott ihnen gegeben hat, und nach dem
Element, in welchem sie leben sollen, geformt, wie z. B.
die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, die Tiere auf
oder in der Erde. So wird auch unser neuer Leib der ihm
zugedachten Bestimmung zugeführt werden.
Wir können es mit Augen sehen: Wenn ein lebendiges Wesen
in ein neues Element versetzt werden soll, um in diesem
gleichsam eine neue Welt anzufangen, erhält es seiner neuen
Bestimmung gemäß auch einen neuen Körper. So wird z. B.
der Seidenwurm, wenn er nicht mehr im Maulbeerbaume arbeiten,
sondern die Freiheit und die Annehmlichkeit haben soll, im
weiten Raume umherzuschweben, seiner neuen Bestimmung und
seinem neuen Element gemäß mit einem neuen beflügelten Leib
ausgerüstet. Wir wissen, daß alle Schmetterlinge zuerst
Raupen waren, die unten im Staube krochen, jetzt aber in
der Luft umherflattern. Darin zeigt der Schöpfer uns ein
bemerkenswertes Bild der Menschen, ,,dieser Maden" und ihrer
zukünftigen Verwandlung. Laßt uns deshalb dieses Bild noch
etwas besser betrachten!
Die Raupen sind ein besonders zartes Geschlecht unter den
lebendigen Wesen. Obwohl die Seidenraupe, die die schöne
starke Seide für die Menschen verarbeitet, etwas edler als
die Kohlraupen und andere Blattraupen zu sein scheint, so
sind doch alle elende, kriechende Geschöpfe auf Erden.
Gerade diesen aber hat Gott eine liebliche Zukunft, eine
merkwürdige Verwandlung bereitet. Wenn die Arbeitszeit der
Seidenraupe vollendet ist, wenn die Kohlraupe nicht länger
im Staube kriechen soll, dann werden sie in eine Art Sarg
gelegt, eine kleine schwarze Schale bildet sich um sie herum,
und darin liegen sie dann den Winter über im Schlaf. Wenn im
Frühling des neuen Jahres die Sonne anfängt, die erstarrte
Natur zum Leben zu erwecken, kommt die ehemalige Raupe in
einer neuen Gestalt hervor, um eine neue Welt einzunehmen.
Jetzt soll sie nicht mehr im Staube oder an dem groben
Kohlblatt herumkriechen, sondern sie soll sich jetzt im
Freien, in der feinen Luft und im fröhlichen Sonnenschein
belustigen und zu ihrer Nahrung nur das Feinste aus den
Blumen holen. Darum hat sie jetzt so schöne, leichte,
goldene Flügel, mit denen sie umherflattert.
Wer erkennt hier nicht die Sprache unseres Vaters! Wer sieht
nicht, daß Er uns abermals ein Bild gegeben hat, aus dem wir
Seine Gedanken und Seine Absicht mit uns sehen sollen Wir
sind zwar hier auf Erden elende Raupen und kriechende Wesen,
aber doch für ein ganz anderes Leben erschaffen; wir gehen
einer großen Verwandlung entgegen. Wenn unsere Probezeit
vollendet ist, wir also nicht mehr im Staube kriechen sollen,
dann werden wir, so viele unter uns ein Geist mit dem
geworden sind, der vom Himmel kam, auch von Ihm in eine neue
Welt versetzt werden, wo wir herrlich und selig im ewigen
Sonnenschein des Beschauens Seines gnadenvollen Antlitzes uns
belustigen und mit neuen, verklärten Kräften freudetrunken
von Seiner dann entschleierten Weisheit, Liebe und Gnade
trinken werden.
Wir sind dazu bestimmt, in eine neue Welt zu ziehen, eine
viel vollkommenere und herrlichere Welt als diese gefallene,
verunstaltete, in der wir jetzt wohnen, eine Welt, ,,da der
Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch
Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen". ,,Und
der Thron Gottes und des Lammes wird darin sein; und seine
Knechte werden Ihm dienen und Sein Angesicht sehen." Deshalb
erhalten wir neue Leiber. Wir verbleiben nicht immer
körperlose Geister (wie wir es in dem Zwischenraum von
unserem Tod an bis zum Jüngsten Gericht sind). In dieser
neuen Welt wird Gott, der in Seinen Werken nie abwärtsgeht,
sondern sie immer höher und höher bis zur Vollkommenheit
bringt, uns gewiß ein viel ehrenvolleres Schauspiel Seiner
Weisheit, Seiner Güte und Macht bereiten, als Er es in dieser
gegenwärtigen argen Welt getan hat. Darum ist es notwendig,
daß wir dann Leiber mit solchen Sinnen haben, die für jene
Welt passen und uns befähigen, mit ihr vereinigt zu sein und
die vollkommene Erkenntnis, die wir von unserem herrlichen
Schöpfer erhalten werden, zu fassen, zu genießen und
anzunehmen. Denn dann werden ,,Sein unsichtbares Wesen,
Seine ewige Kraft und Gottheit recht an den Werken
wahrgenommen werden," die dort so viel vollkommener und
größer sind als in dieser Welt, die von der Sünde verdunkelt
und entstellt ist.