1. Korintherbrief

1Kor 13,13 C.H.Spurgeon Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung Liebe. 1 Kor. 13, 13.

Ein Hauptanker, an dem wir die Wahrheit festmachen, ist Liebe. Liebet Christus und seine Wahrheit, weil es Christi Wahrheit ist und um Seinetwillen, so wird euch die Wahrheit nicht von sich lassen. Es hält sehr schwer, einen Menschen von der Wahrheit abzuwenden, die er lieb hat. "O!" sagt einer, "ich kann nicht mit Ihnen über die Wahrheit streiten, aber ich kann sie auch nicht aufgeben; ich liebe sie und kann nicht ohne sie leben; sie ist ein Teil meines Wesens, sie ist mit meiner Natur verwoben, und auch wenn mein Gegner sagt, Brot ist Brot, und ich diese Behauptung nicht verneinen kann, so gehe ich doch und esse es; ich liebe es, und es stillt meinen Hunger. Mein Gegner sagt mir, dieser Strom hier sei kein lauterer Strom; ich kann es nicht verneinen, aber ich gehe und trinke davon, und finde, daß es ein Strom von Lebenswasser für meine Seele ist. Mein Gegner sagt mir, mein Evangelium wäre nicht das wahre, und doch tröstet und erhält es mich in meinen Versuchungen, es hilft mir, die Sünde zu überwinden und meine Leidenschaften zu bezwingen, und bringt mich näher zu Gott; wenn mein Evangelium nicht das wahre ist, so wundere ich mich, was denn das echte Evangelium sein soll; ich kann nicht denken, daß ein anderes Evangelium wahr sein könnte und bessere Wirkungen haben würde."





W.MacDonald »... die größte aber von diesen ist die Liebe.« 1. Korinther 13,13

Liebe ist die überwindende Macht in einer Welt voller Haß, Zank und Egoismus. Sie kann erreichen, was keine andere Tugend erreichen kann, und in diesem Sinne ist sie die Königin aller Gnadengaben. Liebe vergilt schlechte Behandlung mit Freundlichkeit. Sie bittet bei Gott sogar um Gnade für ihre Totschläger. Sie handelt selbstlos, auch wenn alle um sie herum nur auf ihre Rechte pochen. Sie verschenkt sich, bis sie nichts mehr geben kann.

Ein Inder trieb eines Tages seinen Elefanten die Straße entlang und schlug dauernd mit einer Eisenstange auf ihn ein, damit er schneller gehen sollte. Plötzlich rutschte ihm die Stange aus der Hand und fiel mit lautem Scheppern aufs Straßenpflaster. Da drehte sich der Elefant schnell um, nahm sie mit seinem Rüssel auf und reichte sie seinem Meister. Genauso ist die Liebe.

In einer Fabel von Aesop ist die Rede von einem Wettstreit zwischen der Sonne und dem Wind darüber, wer von den beiden wohl einen Mann dazu bringen könnte, seinen Mantel auszuziehen. Der Wind blies wütend, aber je mehr er blies, desto fester zog der Mann den Mantel um sich. Dann schien die Sonne auf den Menschen herab, und er zog schon bald den Mantel aus. Die Sonne veränderte ihn durch ihre Wärme. Genauso ist die Liebe.

Sir Walter Scott erzählt, daß er einmal einen Stein nach einem streunenden Hund warf, und zwar so fest und so gezielt, daß er dem Tier damit ein Bein brach. Als Scott nun da stand und sich Vorwürfe machte, hinkte der Hund zu ihm hin und leckte die Hand, die den Stein auf ihn geschleudert hatte. Genauso ist die Liebe.

Stanton stieß wüste Beschimpfungen gegen den Präsidenten Lincoln aus, er nannte ihn »einen gemeinen, gerissenen Clown« und »einen wahren Gorilla«. Er meinte, die Leute seien dumm, daß sie nach Afrika führen, um einen Gorilla zu bewundern, wenn sie doch einen in Springfield sehen könnten. Lincoln aber hielt auch die andere Wange hin. Ja, er ernannte Stanton später sogar zu seinem Kriegsminister und bestand darauf, daß er der geeignetste Mann für diesen Posten wäre. Als Lincoln später erschossen wurde, stand Stanton neben dem Toten, weinte und sagte: »Hier liegt der größte Regent, den die Menschheit je gesehen hat.« Lincoln hatte ihn überwunden, indem er ihm die andere Wange auch hingehalten hatte. Genauso ist die Liebe.

E. Stanley Jones hat geschrieben: »Indem wir unseren Feind auch die andere Wange hinhalten, entwaffnen wir ihn. Er schlägt uns ins Gesicht; wir aber schlagen ihn durch unseren moralischen Wagemut mitten ins Herz, indem wir ihm auch die andere Wange anbieten. Damit fällt seine Feindschaft in sich zusammen. Unser Feind ist damit verschwunden. Wir werden unseren Feind los, indem wir seine Feindschaft loswerden... Die Welt liegt dem Mann zu Füßen, der die Macht hat, zurückzuschlagen, aber wer hat schon die Kraft, nicht zurückzuschlagen? Das aber ist Macht - die letztgültige Macht.«

Manchmal kann es so aussehen, als ob man mehr erreichen könnte, wenn man ein paar harte Worte spricht, wenn man Auge um Auge, Zahn um Zahn Vergeltung übt und für seine Rechte aufsteht. Diese Methoden haben sicherlich eine gewisse Macht. Aber die größere Macht ist auf seiten der Liebe, weil sie nicht die Feindschaft vertieft, sondern aus Feinden Freunde macht.