1Kor 11,31
D.Rappard
So wir uns selber richteten, so würden wir nicht
gerichtet.
1. Kor. 11,31.
Dieses Wort steht in Verbindung mit der Vorbereitung
zum Abendmahl. Für diesen Anlaß ist es von doppelter
Bedeutung. Denn es sagt uns nicht nur, wie notwendig es ist,
sich vor Gottes Augen zu prüfen, damit wir nicht unwürdig zum
Tische des Herrn nahen, sondern es macht uns auch aufmerksam
auf die Gefahr, andere beurteilen zu wollen, während es doch
heißt: Ein jeglicher prüfe s i c h s e l b s t.
Aber das Wort drückt überhaupt ein großes, göttliches,
Lebensprinzip aus. Es ist von der größten Wichtigkeit, daß ein
Mensch sich selbst richte. Wie kann er das? Nur wenn er sich in
Aufrichtigkeit von Gott durchrichten läßt. Wer mit David betet:
Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich, und
erfahre, wie ich es meine (Ps. 139, 23), dem wird der Herr
antworten, vielleicht mit innerem Gericht, aber jedenfalls in
großer Gnade.
Wenn wir uns selber richten, d. h. uns unter Gottes Urteil
beugen, so wird der Richter unser Fürsprecher. Selbstgericht ist
ein Akt der Befreiung; es führt zu des Heilands Blut. Dasselbe
Licht, das uns gestraft hat, verklärt auch die Gnade, die
unsere Rechnung tilgt.
Richte mich, mein Gott, nach Deiner Gnade,
und führe Du die Sache meiner Seele! Heile
mich von allen Schäden! Laß gar nichts Unreines
in mir!