1Kor 9,19
A.Christlieb
Was gefällt dem heiligen Geist ?
1. Korinther 9, 19 - 22.
(s.a. Apostelgeschichte 15, 19. 28. 29; Römer 8, 7 f.)
Die letzte Antwort auf unsere Frage lautet: ,,Es gefällt dem
heiligen Geist, d a ß i h r e u c h e n t h a l t e t v o m
B l u t u n d v o m E r s t i c k t e n ."
Fast kann es scheinen, als ob in diesen Worten etwas vom
alten, gesetzlichen Wesen in das neue Leben in Christus
mit hinübergenommen sei, oder als ob die Apostel aus
Gründen der Klugheit eine gewisse bedenkliche Nachgiebigkeit
gegen die Gesetzeseiferer gezeigt hätten. Aber die Sache
liegt doch anders. Wenn wir dieses Enthaltungsgebot von
Blut und Ersticktem recht verstehen wollen, so müssen
wir bedenken, wie furchtbar anstößig einem im Gesetz
aufgewachsenen Juden der Genuß von Blut und Ersticktem war.
Für solchen Juden war es einfach undenkbar, mit Leuten, die
Blut von getöteten Tieren und Ersticktes genossen, zusammen
zu speisen. Ihre ganze Anschauungsweise war viel zu lange
von den Speisegesetzen durchdrungen gewesen, als daß sie
dieses so einfach hätten ablegen können. Darum war das
Gebot der Enthaltung von diesen Stücken für die damaligen
Heidenchristen nicht etwa ein bestehenbleibender Rest von
alttestamentlichen Speisegesetzen, sondern ein G e b o t
d e r L i e b e u n d d e r z a r t e n R ü c k s i c h t
g e g e n a n d e r s e r z o g e n e B r ü d e r. Die
Apostel sagen gleichsam: Ihr Heidenchristen sollt gegen
eure Brüder aus den Juden wenigstens so viel Rücksicht
nehmen, daß ihr euch alles dessen enthaltet, was die
Tischgemeinschaft stören oder gar völlig unmöglich machen
würde.
In diesem Sinne bleibt dieser Punkt für alle Zeiten bestehen:
Es gefällt dem heiligen Geiste, daß die Christen viel Liebe
und Zartgefühl gegen ihre Mitchristen beweisen und gern
bereit sind, um der Brüder willen auf alles zu verzichten,
was ihnen ärgerlich und anstößig werden könnte. Der Herr
schenke uns, daß wir nach dieser dreifachen Richtung in den
Linien des heiligen Geistes wandeln und arbeiten lernen.