1Kor 7,40
S.Keller
1. Kor. 7, 40: «... Ich halte aber, ich habe auch den
Geist Gottes.»
Es ist lehrreich, daß Paulus diesen bedeutsamen Satz am
Schluß einer Auseinandersetzung über das Heiraten bringt,
die er damit eingeleitet hatte, daß er zugestand, darüber
kein Gebot des Herrn zu haben. Aber ich will daraus keine
Folgerung über diese Ratschläge ziehen, sondern nur
unterstreichen, daß Paulus Gegnern gegenüber, die vielleicht
anderer Meinung blieben, sich darauf zurückbezieht: er sei
doch vom Geiste Gottes nicht verlassen. Wollen wir ihm nicht
alles nachmachen und bei jeder theologischen Streitfrage uns
in solche Burg flüchten! Aber, wenn ein anderer es uns
gegenüber tut, wäre es besser, man setzte die Fortsetzung
des Gesprächs aus. Wir müssen den, der so spricht, doch
respektieren. Ein zwingender Grund, seine Meinung
anzunehmen, liegt in diesem Satz nicht; denn wir könnten für
die gegenteilige Meinung dieselbe Deckung verlangen. Aber,
es würde verletzen, wenn man mit stärkeren Gründen weiter
disputieren wollte, nachdem der andere die Hörner des Altars
angefaßt hat. Auch Gotteskinder können irren; auch treue
Gläubige können Fleisch für ihren Arm halten; wir selbst
irren ja auch oft.
Herr, lehre uns schweigen und lieben, wo das Reden Haß und
Streit erzeugt. Bring du später die volle Wahrheit an den
Tag. Dein Geist kann nie irren! Aber er kann warten,
dulden, tragen, lieben. Das gib uns, o Herr Jesus! Amen.