1. Korintherbrief

1Kor 7,30 S.Keller 1. Kor. 7, 30: «Und die sich freuen, als freuten sie sich nicht.»

Kleine Kinder, die noch nicht viel überlegen, sind ganz Schmerz, wenn sie einen haben, und ganz Freude, wenn sie etwas freut. Der Erwachsene hat seltener und spärlicher Freuden und ist doch auf Freude angelegt; darum stellt sich leicht die Gier ein, die Freude auszukosten, zu steigern, zu verlängern. Das führt zu Unnatur und jähem Umschlag in um so tiefere Verstimmung hernach. Sich recht freuen, das will gelernt sein! Unser Textwort meint: wir sollen uns nicht an irgend eine Augenblicksfreude wegwerfen oder verkaufen, weil solche Hingabe uns nachher doppelt elend macht, wenn die Freude plötzlich erstarb. Unsere Hauptsache liegt woanders; unsere eigentliche Freude ist die Lust am Herrn und die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Dann sind die Erdenfreuden, die der Welt alles bedeuten, für uns nebensächliche Beigaben, an denen uns freisteht, auch ein Stück Freude zu haben, aber ohne unseren Berechtigungsschein auf die große Freude dafür zu versetzen. Gibt uns der Herr kleine Erdenfreuden, wollen wir sie dankbar genießen, aber nie vergessen: das ist für uns nicht Sinn und Zweck des Lebens.

Wir danken dir, lieber Vater, daß du in Kleinigkeiten unseres Lebens deine Größe und Liebe uns zeigst. Laß uns über den kleinen Freuden des Alltags die große Festtagsfreude der Ewigkeit nicht vergessen. Amen.