1Kor 7,20
C.H.Spurgeon
,,Ein jeglicher bleibe in dem Beruf, darinnen er berufen ist."
1 Kor. 7, 20.
Manche Leute haben das törichte Vorurteil, daß der einzige Weg,
wie sie Gott dienen können, darin bestehe, Prediger oder
Sendboten unter den Heiden, oder Gehilfen in der Verbreitung
christlicher Schriften zu werden. Ach! wie viele wären von aller
Möglichkeit ausgeschlossen, den Höchsten zu verherrlichen, wenn
dem also wäre! Liebe Freunde, nicht das Amt, sondern der Eifer
ist die Hauptsache; nicht die Stellung, sondern die Gnade macht
uns tüchtig, Gott zu erhöhen. Wahrlich, Gott wird mehr
verherrlicht in der Werkstätte, in welcher der fromme Handwerker
unter der Arbeit Lieder von der Liebe Jesu singt, als in manchem
prachtvollen Saal, wo die öffentliche gottesdienstliche Übung
ihren heiligen Pflichten obliegt. Der Name Jesu wird von dem
armen, ungebildeten Fuhrmann ebenso verherrlicht, während er
seine Pferde leitet und seinem Gott dankt, oder am Straßenrande
mit seinem Nebenmenschen sich unterhält, als von dem allgemein
geachteten Prediger, welcher wie eines der beiden Donnerskinder
in einem großen Kreise das Evangelium mit mächtiger Stimme
verkündigt. Gott wird verherrlicht, wenn wir Ihm in unserm
verordneten Beruf dienen. Darum hüte dich, lieber Freund, daß du
nicht den Pfad deiner Pflicht verlässest durch Vernachlässigung
deines Berufes, und hüte dich, daß du dein Bekenntnis nicht
verunehrst, wenn du deinem Beruf nicht treu bleibst. Denke wenig
an dich selbst, aber achte deinen Beruf nicht gering. Jede
rechtmäßige Arbeit kann durch das Evangelium auf das schönste
geziert werden. Gehe hin zur Bibel, so findest du die
untergeordnetsten Berufsarten entweder mit den kühnste
Glaubenstaten verwoben, oder an Personen geknüpft, deren
heiliger Wandel ein leuchtendes Vorbild hinterließ. Darum sei
nicht unzufrieden mit deinem Beruf. In welche Stellung auch Gott
dich berufen, oder welche Arbeit Er dir zugeteilt hat, bleibe
dabei, es sei dir denn zur unzweifelhaften Gewißheit geworden,
daß Er dich zu etwas anderm erwählt hat. Deine erste Sorge laß
sein, Gott nach deinem besten Vermögen zu verherrlichen in der
Lage, wo du dich befindest. Erfülle deinen gegenwärtigen
Berufskreis zu seiner Ehre, und braucht Er dich in einem andern,
so wird Er es dir schon zeigen. Gib dich ohne allen Ehrgeiz
einer ergebungsvollen Zufriedenheit hin.
W.MacDonald
»Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist.«
1. Korinther 7,20
Wenn ein Mensch Christ wird, könnte er vielleicht denken, daß
er jetzt mit allem, was mit seinem früheren Leben verbunden
ist, gründlich Schluß machen müßte. Um ein solches Denken
zurechtzurücken, verkündet der Apostel Paulus als allgemeinen
Grundsatz, daß ein Mensch in demselben Stand bleiben soll, in
dem er im Augenblick seiner Bekehrung auch war. Wir wollen
diese Regel hier etwas näher betrachten und dazu sagen, was
sie bedeutet und was nicht.
Im Textzusammenhang ist auch die Rede von einer besonderen
Problematik in bezug auf die Ehe, nämlich von dem Fall, daß
der eine Ehepartner errettet ist, aber der andere nicht. Was
soll ein gläubiger Mann dann tun? Soll er sich von seiner
Frau scheiden lassen? Nein, sagt Paulus, er sollte in dieser
Eheverbindung bleiben mit der Hoffnung, daß seine Partnerin
sich durch sein Zeugnis auch noch bekehrt.
Im allgemeinen bedeutet die Regel des Paulus, daß die
Bekehrung nicht den gewaltsamen Abbruch aller Beziehungen
mit sich bringen muß, die vor der Errettung schon bestanden
haben, solange sie nicht ausdrücklich von der Heiligen
Schrift verboten worden sind. Ein Jude muß beispielsweise
jetzt nicht Hilfe bei der Chirurgie suchen, um das körperlich
sichtbare Zeichen seiner Zugehörigkeit zum Judentum
unkenntlich zu machen. Und genauso wenig sollte ein
Gläubiger sich irgendwelchen körperlichen Veränderungen wie
etwa der Beschneidung unterziehen, nur um sich von den Heiden
zu unterscheiden. Denn auf körperliche Merkmale und Zeichen
kommt es nicht an. Was Gott an uns sehen möchte, das ist der
Gehorsam Seinen Geboten gegenüber.
Ein Mann, der zur Zeit seiner Wiedergeburt Sklave war, sagt
Paulus, sollte jetzt nicht gegen seine Leibeigenschaft
rebellieren und so Schwierigkeiten und Strafen über sich
bringen. Er kann gleichzeitig ein guter Sklave und ein guter
Christ sein. Soziale Stellungen und Klassenunterschiede
spielen vor Gott keine Rolle. Wenn ein Sklave jedoch durch
legitime Mittel seine Freiheit erlangen kann, dann sollte er
es auch tun.
Soviel also zu dem, was die Regel des Paulus bedeutet. Es
sollte jedoch offensichtlich sein, daß es auch wichtige
Ausnahmen von dieser Regel gibt. Beispielsweise heißt es
nicht, daß ein Mann einen Beruf, der gegen göttliche Gebote
verstößt, auch weiterführen sollte. Wenn jemand also eine
Bar besitzt oder ein Haus, in dem Prostitution betrieben
wird, oder ein Spielkasino, dann wird er aus seinem
geistlichen Instinkt heraus schon wissen, daß es hier
grundlegende Veränderungen geben muß.
Eine andere Ausnahme von der allgemeinen Regel hat mit
religiösen Vereinigungen zu tun. Ein Neubekehrter darf in
keinem System bleiben, in dem die wichtigsten Grundsätze des
christlichen Glaubens geleugnet werden. Er muß sich von
jeder Gemeinde abwenden, in der dem Heiland nicht die Ehre
gegeben wird. Das bezieht sich auch auf die Mitgliedschaft
in sozialen Vereinen, wo der Name Christi verachtet wird oder
wo er zumindest nicht willkommen ist. Die Treue zum Sohn
Gottes verlangt es, daß ein Gläubiger sich aus allen solchen
Kreisen zurückzieht.
Fazit: Ein Neubekehrter soll in dem Stand bleiben, in den er
berufen worden ist, es sei denn, dieser Stand ist sündig oder
macht dem Herrn Schande.