1Kor 5,6
C.Eichhorn
Nehmen wir es doch recht genau!
Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig
versäuert? 1. Kor. 5, 6
Ein winziges bißchen Gift, das man mit dem bloßen Auge nicht
sieht, wenn es ins Blut kommt, kann den ganzen Leib verderben
und den Tod herbeiführen. Achte auf das Kleine! Es spielt
überall eine wichtige, oft eine unheimliche Rolle. "Die
kleinen Füchse verderben den Weinberg." "Eine giftige Fliege
verdirbt den ganzen Salbentopf" (Pred. 10, 1). Das Böse hat
eine stärkere Ansteckungs- und Verbreitungskraft als das
Gute, oder wie der Prediger sagt: "Ein wenig Torheit wiegt
schwerer als Weisheit und als die Ehre eines sittenreinen
Wesens." Dieses Wort gilt für die ganze Gemeinde ebenso wie
für den einzelnen. Eine Gemeinschaft kann aus einem kleinen
Anlaß vergiftet werden. Ebenso kann etwas Böses aus kleinen
Anfängen das ganze Innere eines Menschen verpesten. So wie
die winzigen Bazillen, die man nur durch starke Vergrößerung
wahrnimmt, die Erreger der ansteckenden Krankheiten sind.
Sie vermehren sich ungeheuer schnell und verseuchen den
ganzen Körper. Auch der Sauerteig besteht aus Keimen, die
sich außerordentlich vervielfältigen und den ganzen Teig
durchdringen: ein Bild der Sünde. Ein Blick erregt böses
Begehren in der Seele. Wenn du dieses aufkeimende Gift nicht
hinausschaffst, dann breitet sich's weiter aus, bis dein
Seelenleben davon durchdrungen ist und die böse Tat aus sich
erzeugt. Ein Gedanke spinnt sich weiter, es wird ein ganzes
Gewebe daraus, welches das Seelenleben umspannt und
verstrickt. Ein gehörtes unreines Wort vergiftet die
Phantasie und hängt unreine Bilder in der Kammer der Seele
auf; diese entfachen das Feuer der Leidenschaften, berauschen
und verführen den Menschen. Oder um ein anderes Bild zu
gebrauchen: den Feuerfunken kannst du leicht austreten.
Glimmt er fort, kann eine Feuersbrunst entstehen, die nicht
zu löschen ist. Den kleinen Riß am Kleid kannst du ohne viel
Mühe stopfen. Wird er größer, kostet es viel Arbeit. So ist
es mit dem Flecken und dem Rost. Wer sie nicht gleich
wegscheuert, der darf sich nicht wundern, wenn die Kleider,
die Gefäße und Werkzeuge verkommen! Laßt uns doch radikal
und immer sofort gegen das Böse vorgehen! Sonst nistet
sich's ein, und wir erschweren uns den Kampf. Wenn wir mit
schlechten Gedanken spielen, wird zuletzt furchtbarer Ernst
daraus. Wenn wir finstere Begierden nicht an der Schwelle
abweisen, nisten sie sich ein und gewinnen Hausrecht. Töten
wir die Werke des Fleisches nicht, so bringen sie uns den
Tod. Wie das Unkraut in der Natur, so behauptet sich das
Böse sehr zäh und hat eine viel stärkere Vermehrungskraft als
das Gute. Wer weise ist, wandelt vorsichtig. Töricht ist,
wer die kleinen Gefahren nicht achtet, den ersten bösen
Anfängen nicht gleich entgegentritt. Nachlässigkeit und
Schlamperei im inneren Leben rächen sich bitter. Wer durch
die Gnade ein neuer Teig, d.h. ein neuer Mensch geworden
ist, der wehre sich gegen das wiedereindringende Alte, der
ruhe nicht, bis der letzte Rest des alten Sauerteigs
ausgefegt ist!