1Kor 4,3
S.Keller
1. Kor. 4, 3: «Mir aber ist es ein Geringes, daß ich
von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen
Tage; auch richte ich mich selbst nicht.»
Das hat mancher dem großen Apostel nachgesprochen, der
weniger Grund dazu gehabt hat als er. Denn es gehört doch
ein tadelloses Gewissen und ein unbeflecktes Herz dazu,
seinen menschlich-befangenen, engherzigen Richtern mit einem
solchen Wort entgegentreten zu können. Paulus lehnt sie alle
im voraus ab. Aber daß er sich auch selbst nicht richten
wolle, könnte befremdlich klingen, wenn man nicht aus dem
folgenden Verse den Grund erfahre. Weil der Herr allein
richtig seines Knechts Arbeit beurteilt und gerecht rechten
wird, hat es nach beiden Seiten keinen besonderen Sinn,
wenn Paulus von seinem eigenen Gericht viel abhängig
machen wollte. Beurteilt er sich zu gut, dann könnte
diese Selbsttäuschung ihm schaden - fällt seine Zensur
in kleinmütiger Stunde zu schlecht aus, könnte er alle Lust
zur Weiterarbeit verlieren. Gott ist größer als unser Herz.
Wollen wir stets im Blick auf sein genaues, aber gerechtes
Urteil leben und arbeiten, dann wird der Weg lichter und
leichter. Für die Fehler und Schwachheiten, die uns
unterlaufen, gibt es bei demselben Richter nur eine
wundersame Vergebung, wenn er die Aufrichtigkeit des
Herzens vorfindet. Laßt uns nicht nach Menschen uns
richten, sondern nur auf Jesum schauen.
Herr Jesus, du bist uns zum Richter und zum Retter bestellt.
In deinen Händen wollen wir bleiben. Mach du es mit uns nach
deiner Güte und Treue. Verlaß uns jetzt nicht in der Arbeit,
damit wir dich nicht zu scheuen brauchen am Tage des
Gerichts. Amen