1Kor 4,2
S.Keller
1. Kor. 4, 2: «Nun suchet man nicht mehr an den
Haushaltern, denn daß sie treu erfunden werden.»
Untreue löscht alle andern guten Eigenschaften eines Mannes
aus, der einen Vertrauensposten bekleidet. Er kann sich mit
keinem Lob über andere Leistungen oder Erfolge gegen den
Blick der Vernichtung wappnen, womit sein Herr am Tage
des Gerichts den Überführten straft: "Untreue!" Wenn man
im geistlichen Dienst seine Ehre, seinen Vorteil, seine
Anerkennung, seine Bequemlichkeit sucht und nicht das
Interesse seines Herrn, wird man untreu erfunden. Die
Gefahr, sich über diesen Punkt selbst zu täuschen, ist bei
den Eifrigsten und Erfolgreichsten am größten. Da mischen
sich in die gesteigerte Tätigkeit so leicht falsche Triebe.
Menschen, die einen loben und beräuchern, verwirren das klare
Selbstgericht, und allmählich wird man ein Opfer aller dieser
falschen Vorstellungen. An andern sehen wir bisweilen, wie
ihre Vielseitigkeit sie verdirbt; über uns selbst können wir
im gleichen Augenblick ganz verblendet bleiben. Da ist es
noch ein Segen, wenn vielleicht ein feindlicher Tadel, der
uns zuerst nur verletzt, uns die Augen öffnet und wir den
Abgrund erkennen, an dem wir wandeln. Nur nicht im unklaren,
wem unsere Treue gehört.
Herr Jesu, es steht zu viel auf dem Spiel für meine arme
Seele und meine Arbeit. Erbarme dich meiner und hilf mir
nach deiner Barmherzigkeit. Strafe meine Untreue jetzt und
vergib mir. Mach du mich treu. Amen.